0332 - Inferno
vielleicht läßt sich eine Geschichte darüber machen. Können Sie mir Einzelheiten verraten?« bat er.
»Aber Mister Ewigk«, entrüstete sich Sir Perry. »Wollen Sie meine Familie mit einer solchen Geschichte in den Schmutz ziehen? Ich muß doch sehr bitten! Ich hatte Sie für einen seriösen Journalisten gehalten, nicht für einen, der mit irrwitzigen Spukgeschichten Sensationsschlagzeilen machen will.«
Ted lächelte.
»Verzeihung, verstehen Sie es bitte nicht falsch. Aber ist es nicht so, daß es im britischen Königreich fast schon zum guten Ton gehört, ein Schloßgespenst zu haben? Vielleicht könnte man um dieses Geschehen ein Mysterium ranken, eine Legende, die Sie, Ihr Schloß und Ihre Familie in ein geheimnisvolles Licht setzt? Man würde Sie bewundern, Ihren Mut rühmen, an einem Ort zu wohnen, an dem ein Gespenst umgeht…«
»Ach, was, Gespenster. Das ist Quatsch. Hier gibt es keinen Spuk, und wir wollen auch nicht, daß in dieser Form über uns berichtet wird!« erregte sich Sir Perry.
»Ich verspreche Ihnen, daß ich nicht darüber schreiben werde«, sagte Ted. »Aber es interessiert mich privat. Vielleicht…«
David Hays ergriff das Wort.
»Also gut«, sagte er. »Eines der beiden Mädchen - man kann sie einfach nicht auseinanderhalten - nutzte die Morgenstunden, um sich in der Vormittagssonne zu bräunen. Übrigens in einem schamlos knappen Bikini, aber immerhin. Nun ja, wahrscheinlich zog sie es dann vor, das Anwesen zu verlassen, ohne sich zu verabschieden. Wenig später stürmte dann ihre Schwester ins Freie und zeterte, die andere sei spurlos aus der Welt verschwunden. Der Architekt kam hinzu und führte sie ins Haus zurück. Er hätte sie besser gleich dort festgehalten, bevor sie sich so schamlos produzieren konnte. Meiner Meinung nach wollte sie sich nur wichtig tun und einen Skandal provozieren. Dann machte sie Sir Bryont rebellisch. Unverständlicherweise glaubte er ihr und versuchte hier einen Hokuspokus zu veranstalten…«
»Eine Beschwörung, wie er es nannte«, warf Sir Perry ein. »Er wollte angeblich feststellen, in welche andere Welt das Mädchen verschwunden sei. Ich habe mir diesen Unsinn natürlich verbeten. Daraufhin sind sie abgereist.«
»Wo kämen wir da hin, wenñ jeder Wichtigtuer andere Leute in Verruf bringen würde«, ergänzte David Hays.
Ted preßte die Lippen zusammen. Er machte sich seine eigenen Gedanken über das Geschehen. Er war sicher, daß eines der beiden Mädchen tatsächlich hier verschwunden war. So etwas geschah. Es gab überall Weltentore, und in jedem Jahr verschwinden Tausende von Menschen auf unerklärliche Weise spurlos aus der Welt, um nie oder erst nach vielen Jahren zurückzukehren. Es gibt nicht nur das schiffe- und flugzeugverschlingende Bermuda-Dreieck…
Er konnte sich aber auch nur schwer vorstellen, daß Lord Saris und das andere Mädchen »kampflos« aufgegeben und das Feld geräumt hatten. Sie mußten trotzdem etwas erfahren haben. Daß sie dann zum Kontinent abgereist waren, konnte bedeuten, daß sie sich mit Professor Zamorra zusammengetan hatten.
Demnach mußte die Bearbeitung dieses Falles in guten Händen liegen.
Dennoch interessierte es Ted, wie sich das alles wirklich abgespielt hatte. »Wo genau soll das Mädchen verschwunden sein?« fragte er.
»Hier«, sagte David Hays. »Genau an der Stelle, wo ich jetzt stehe. Ich…«
Ted griff in die Tasche und holte seinen Dhyarra-Kristall heraus. Mit einem Gedankenbefehl aktivierte er den Machtkristall, der in der Sonne funkelte und gleißte.
»Was soll das?« fragte Hays. »Was machen Sie da? Gehören Sie etwa auch zu diesen abergläubischen Narren, die…«
Ted winkte mit der freien Hand ab. Daß dieser Hays beleidigend wurde, berührte ihn nicht. Auch nicht, daß alle drei - Lord, Lady und Schwager -jetzt mitbekamen, was er tat. Er konnte ihnen anschließend die bewußte Erinnerung daran nehmen, wenn sie Magie tatsächlich so ablehnten, wie sie redeten. Ted aber wollte genau wissen, was hier geschehen war. Er wußte, daß Sir Bryont magische Kräfte besaß, aber der Dhyarra-Kristall übertraf jene noch bei weitem. Möglicherweise erkannte Ted weit mehr, als dem Lord jemals hätte auffallen können. Ted beschloß, anschließend im Château Montagne anzurufen, noch vom Auto aus.
Ein fahles bläuliches Licht ging von dem Kristall aus und berührte die Fläche, an der das Mädchen verschwunden sein sollte. Aber noch ehe Ted etwas sehen konnte, noch ehe es eine Reaktion
Weitere Kostenlose Bücher