0333 - Das Meer der Träume
Fahrthebel. Er war bis zum Anschlag durchgedrückt.
Die Leistungsanzeige des Triebwerks stand einen halben Finger breit jenseits der roten Leuchtmarke, die die Gefahrengrenze andeutete.
Und trotzdem würden die Jets zu spät kommen. Bei der Fahrt, die sie im Augenblick machten, brauchten sie fast noch eine halbe Stunde, um den Felsen zu erreichen.
Eine tollkühne Idee, die schon eine Zeitlang sprungbereit in Redhorses Unterbewußtsein gelauert zu haben schien, nahm von einer Sekunde zur anderen bewußte Form an.
Wie groß auch immer das Risiko war, das sein neuer Plan mit sich trug - er war eher bereit, die Gefahr auf sich zu nehmen, als sich geschlagen zu geben.
Als er diesmal das Mikrophon zur Hand nahm und zu sprechen begann, klang seine Stimme trocken und spröde.
„Die Robotmechanik des Forts ist dabei, das Leck zu schließen und den Stützpunkt in den Belagerungszustand zu versetzen", erklärte er. „Wir haben ausgespielt, wenn es uns nicht gelingt, in den Stützpunkt einzudringen, bevor das Leck geschlossen ist. Die hydraulischen Triebwerke leisten nicht mehr, als sie im Augenblick hergeben. Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir eine andere Methode benutzen." Er warf einen schnellen Blick auf die Uhr. „Genau um zwölf-einundvierzig, null Sekunden, aktivieren Sie Ihre Korpuskulartriebwerke und bringen Ihre Fahrzeuge auf dem schnellsten Weg durch das Leck ins Innere des Stützpunkts. Das ist ein Befehl. Ich erbitte Bestätigung!"
Aus den Augenwinkeln sah er Frizz und Holl ihn mit schreckgeweiteten Augen anstarren. Aus dem Empfänger drang im Ton der höchsten Aufregung eine halb heisere Stimme: „Aber Sir, das ist..."
„Ich erwarte eine Bestätigung meines Befehls!" schrie Redhorse. „Ihre Bedenken können Sie später anmelden."
Ein paar Sekunden lang kam nichts als Rauschen aus dem Empfänger, dann eine eingeschüchterte Stimme: „CAESAR-Drei an CAESAR-Null, Sir. Ich bestätige den Empfang Ihres Befehls. Aktivierung des Raumtriebwerks um zwölf-einundvierzig, null Sekunden. CAESAR-Drei aus."
CAESAR-Eins bestätigte sofort danach. Redhorse hängte das Mikrophon auf die Gabel. Das war das Zeichen, auf das Frizz Eisner gewartet hatte.
„Du bist verrückt", polterte er los. „Du hättest den Leuten ebensogut befehlen können, sich einen Blaster vor die Stirn zu halten und abzudrücken."
Redhorse sah auf die Uhr. Noch neunzig Sekunden bis zur Aktivierung des Triebwerks.
Holl Vincent hatte nichts zu sagen. Das bedeutete, daß er mit Frizz einer Meinung war. Das geschah selten, aber wenn es geschah, war die Lage ernst.
„Du übertreibst", antwortete Redhorse, ohne den Blick vom Bildschirm zu wenden. „Es ist gefährlich, aber wir werden es überleben."
„O ja?" spottete Frizz. „Du öffnest die Triebwerkschächte, und das Methan flutet dir den ganzen Laden. Du aktivierst die Triebwerke, und der hochenergetische Korpuskelstrahl verdampft das Methan, spaltet es auf und ionisiert die Bestandteile. In ein paar Zehntelsekunden ist die Hälfte der Maschine voll Kohlen- und Wasserstoffplasma. Dasselbe passiert außerhalb der Schächte, wo auch immer der Strahl hintrifft. Wir werden uns in einer Wolke aus überkritischem Plasma bewegen, und sobald du das Triebwerk abschaltest, setzt die Rekombination ein. Was, glaubst du, wird von uns noch übrigbleiben, wenn sich ein paar tausend Tonnen Plasma zu Wasserstoffmolekülen und Methan zurückverwandeln?
Es wird einen großen Knall geben, und von Don Redhorses verrückter Expedition ist nichts mehr übrig."
Don Redhorse sah starr auf das Chronometer, die rechte Hand am Hauptschalter des Korpuskulartriebwerks. Frizz, Bedenken waren dieselben, derentwegen er, Don, seine Idee zuerst hatte aufgeben wollen. Die Benutzung von Korpuskularstrahltriebwerken innerhalb eines Mediums aus ionisierbarer Materie und von einer Dichte größer als 0,3 g/cm, so lernte jeder Kadett auf der Raumakademie, war unbedingt zu unterlassen, denn die Wechselwirkung zwischen Korpuskularstrahl und Materie führte unweigerlich zu einem unstabilen, überkritischen Zustand, der sich nach Abschaltung des Triebwerks in einer energiereichen Explosion entlud.
Noch zwanzig Sekunden.
Der Grundsatz war gut für die Akademie und diente dazu, die Kadetten vor Gefahren zu schützen, denen sie nicht begegnen konnten. Aber er übersah eine wichtige Tatsache. Nämlich die, daß das Fahrzeug sich bewegte, während der Korpuskularstrahl das Plasmafeld erzeugte.
1240 zeigte das Chronometer. Die
Weitere Kostenlose Bücher