0333 - Einer blieb übrig
blieb.
Natürlich fuhren wir sofort zu Carlo Scillo.
Der empfing uns mit strahlender Miene. Nicht nur sein Gesichtsausdruck, sondern auch die fast geleerte Flasche Black and White zeigte uns, dass Mr. Scillo einen in der Krone hatte.
»Hallo, meine Herren G-men«, begrüßte er uns. »Nehmen Sie Platz und gestatten sie, dass ich Ihnen einen Drink anbiete.«
Wir setzten uns und sahen ihm zu, wie er mit einiger Mühe zwei Scotch eingoss.
»Wo waren Sie vor ungefähr einer Stunde?«, fragte ich.
»Das kann ich Ihnen genau sagen, G-man. Vor genau fünfundfünfzig Minuten habe ich dem alten Lumpen Blackpoint eine Abreibung verpasst, die er so bald nicht vergessen wird.«
»Er behauptet, Sie hätten ihn ermorden wollen«, sagte Phil.
»Er behauptet noch viel mehr, und darum hat er ja die Dresche bezogen. Leider schrie er so laut, dass ich gerade noch wegkam, bevor ein Cop auf der Bildfläche erschien. Sonst hätte ich ihm das Geständnis seiner Schandtaten herausgeprügelt.«
»Sie hätten das besser nicht getan, Mr. Scillo«, meinte ich. »Sie werden sich mit solchen Dingen Unannehmlichkeiten zuziehen. Der Senator wird sicherlich Anzeige erstatten, und wenn wir ihm auch den Mordversuch nicht abnehmen, so haben Sie trotzdem eine empfindliche Strafe wegen Körperverletzung zu erwarten.«
»Wenn man den alten Gauner nicht vorher von Amts wegen hinter Gitter setzt«, erklärte er. »Verdient hat er es schon lange.«
Wir verzogen uns schnellstens. Mit Scillo war in diesem Zustand nicht zu reden. Ich glaubte ihm, dass er seinem Widersacher, der ihm schon so viel Ärger bereitet hatte, lediglich eine Abreibung verpassen wollte.
***
»Ich glaube, es ist das Beste, wenn wir für ein paar Stunden abschalten«, meinte Phil. »Grübeln hat keinen Zweck. Wir verbohren uns dadurch nur immer mehr in Theorien, die wir bei näherer Betrachtung wieder verwerfen müssen.«
Mein Freund hatte recht. Wir fuhren zu mir nach Hause, plünderten den Kühlschrank und setzten uns dann, mit einer Flasche Scotch in Griffweite, zu einer Schachpartie nieder, die bis nach Mitternacht dauerte.
»Matt«, sagte Phil endlich und zog seinen Läufer so, dass es für meinen in die Enge getriebenen König keinen Ausweg mehr gab.
»Aus«, grinste ich.
Ich nahm einen tröstenden Schluck, steckte mir eine Zigarette an und meinte.
»Ich wollte, wir könnten das auch schon in dem Fall Scillo-Blackpoint sagen.«
Am nächsten Morgen gegen zehn Uhr, erhielten wir unerwarteten Besuch.
Louis Thrillbroker, der Reporter der »Morning News« kam hereingelatscht und ließ sich mit einem tiefen Seufzer in den Besuchersessel fallen.
»Mein Gott! Was bin ich durstig«, seufzte er und fuhr mit der Zungenspitze über die Lippen.
Wir sahen uns an und grinsten.
»Darf ich dir ein Glas Wasser bringen?«, fragte Phil todernst.
Louis fuhr mit allen Zeichen des Entsetzens hoch.
»Wasser! Wollt ihr mich vergiften? Einen Scotch könnte ich brauchen, einen echten Scotch. Das ist doch das Mindeste, was ihr pensionsberechtigte Staatsbedienstete für mich tun könnt.«
Ich holte also die Flasche aus dem Schreibtischfach und schenkte ihm ein halbes Wasserglas Black and White ein.
Er schnupperte daran, goss den Whisky mit einem Schluck durch die Kehle, stöhnte behaglich und sagte: »Ich komme soeben von Senator Blackpoint, der mich vor einer Stunde alarmiert hat. Ich kann euch sagen, ich wäre bald geplatzt vor Lachen. Er lag noch im Bett. Es war einfach ein rührendes Bild. Aber Scherz beiseite; der Kerl ist reif für die Klapsmühle. Ich habe ja den Fall verfolgt und mir ein Bild gemacht, obwohl ihr üblen Gesellen mir nicht den geringsten Tipp gegeben habt. Blackpoint stellte das Ansinnen an mich, einen Artikel zu schreiben, in dem ich seinen Exschwiegersohn verschiedener Morde und der Entführung des kleinen Bill beschuldigen sollte. Wenn man ihm so zuhört, hätte man ihm fast glauben können. Außerdem hat er an euch beiden im Besonderen und dem FBI im Allgemeinen kein gutes Haar gelassen. Er droht, die Angelegenheit vor den Senat und vor das Repräsentantenhaus zu bringen. Ich bin nur gekommen, um euch das zu sagen, damit ihr euch auf das Schlimmste gefasst macht.«
Er schielte nach der Whiskyflasche.
Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm einen neuen Schluck einzugießen.
»Geizkragen seid ihr, ganz gewaltige Geizkragen«, maulte er, und im nächsten Augenblick war das Glas leer.
»Und was gibt es noch, Louis?«, fragte ich ihn.
»Nichts. Bevor ich das
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