0334 - Aufruhr in der Unterwelt
hatte das einiges zu bedeuten.
Er ist ein Mann, der, wie man so sagt, das Gras wachsen und die Flöhe husten hört. Er hat überall Beziehungen, und er hatte immer Durst. Er ist kein G-man und kein Cop und hatte damit den Vorteil, daß auch Gangster ihm manchmal die Wahrheit sagen. In Gegenwart von Phil rief ich Louis an, und der sagte nichts weiter als:
»In zehn Minuten bin ich bei Ihnen.« Als er seine lange Gestalt zur Tür hereinschob, grinste er vergnügt. Und wenn Louis vergnügt grinst, so hat das ebenfalls etwas zu bedeuten. Er setzte isich, schlang seine langen Beine zu einem Knoten, bleckte die überdimensionierten Zähne und meinte:
»Es tut sich was in New York.«
»Um das zu sagen, Louis, hätten Sie nicht herzukommen brauchen«, antwortete ich. »Es tut sich zur Zeit viel mehr, als uns lieb ist.«
»Es tut sich sogar noch mehr«, feixte er und weidete sich an unseren gespannten Gesichtern. »Heute morgen sind ein paar Boys aus Frisco angekommen.«
»Was für Boys?«
»›Syndikat-Boys‹, meine Herren, und sie sind auf dem Kriegspfad. Die Herrschaften da unten scheinen nicht gewillt zu sein, es widerspruchslos hinzunehmen, daß man Collo ausradiert hat. Ich fürchte, es wird in den nächsten Tagen Klamauk geben,«
»Wissen Sie, wer die Gangster sind und wo sie untergekrochen sind?« erkundigte ich mich.
»Ich weiß nur, was ich bis jetzt gesagt habe. Meine Information ist vertraulich, aber todsicher. Im übrigen, Jerry, habe ich jetzt genug geredet. Mein Gaumen ist trocken und hat eine Anfeuchtung nötig.«
»Also gehen wir hinüber in die Kneipe.«
Louis stand auf, fingerte an dem Riemen seiner Kamera, die wie immer schußbereit auf seiner Brust hing, und steuerte auf die Tür zu.
»Was ich Ihnen übrigens noch sagen wollte, Louis.« Ich hielt ihn am Arm fest. »Wenn Sie sich noch einmal unterstehen, ein Bild von Phil oder mir zu schießen und das auch noch zu veröffentlichen, so ist unsere Freundschaft zu Ende. Dieses lausige Foto, das Sie vor zwei Jahren in der ›News‹ hatten, hätte mich fast das Leben gekostet.«
»Das konnte ich vor zwei Jahren noch nicht wissen«, brummte er und ging voraus.
Am Lift wartete er, bis mein Freund und ich da waren. Er hatte wohl Angst, wir wollten uns drücken. Dann saßen wir in der nur wenige Häuser vom Federal Building entfernt liegenden Bar.
Während Phil und ich je einen Scotch tranken, hatte Louis bereits vier hinter die Binde gegossen. Selbst danach war er nur mit Mühe davon zu überzeugen, daß wir die Sitzung aufheben mußten.
Wir taten das gerade zur rechten Zeit. Als wir wieder im Office ankamen, erwartete uns die Nachricht, daß Ned Drumond, genannt King Ned, gefunden worden war.
Allerdings konnte uns das nichts mehr helfen. Ned Drumond war am Pier 28 aus dem River gezogen worden, aber er war nicht ertrunken. Er hatte einen Genickschuß. Seine Taschen waren leer, und man hatte ihn erst jetzt an Hand der Fingerabdrücke identifizieren können.
»Wenn ich bisher noch Zweifel in Louis’ Information gesetzt hätte, so bin ich jetzt davon überzeugt, daß sie richtig ist«, sagte Phil. »Ned hat Collo erschossen, und Collo war ein Syndikatsmann.«
Wir hatten eine Besprechung mit dem Chef, deren Resultat war, daß dreißig Unserer Kollegen zuerst das Eastend, dann China Town und schließlich die finsteren Gegenden von Harlem, Klein-Italien, das Polenviertel und so weiter durchkämmen sollten.
Außerdem veranlaßte Mr. High, daß der High Commissioner der Stadtpolizei, Mr. Loopens, alle verfügbaren Tecks einsetzte und auch die V.-Leute mobil machte, um herauszubekommen, wo die Abgesandten des Syndikats steckten und was sie vorhatten.
Wir aßen eine Kleinigkeit.
Dabei kam ich auf den Einfall, mich nach den drei Ehrenmännern im »Carlyle« zu erkundigen. Sie waren, obwohl das Hotel überwacht wurde, am Morgen mit unbekanntem Ziel verzogen. Der Manager war darüber recht bestürzt und wir ebenso, wenn auch aus einem anderen Grund.
Die Burschen hatten sich durch ihre Flucht verdächtig gemacht. Ebenso wie Louis Thrillbroker mußten sie Wind davon bekommen haben, daß die Bosse des Syndikats eine Mördergang nach New York geschickt hatten, um hier reinen Tisch zu machen, und dem hatten sie sich entzogen.
Das schlimmste war, daß es jetzt niemanden mehr gab, an den wir uns hätten halten können, niemanden, abgesehen vor Mr. Walt Faber. Und dieser durchtriebene Herr war auf keinen Fall zu fassen.
Wir saßen im Office und taten nichts
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