0334 - Aufruhr in der Unterwelt
bekommst so lange Ohrfeigen, bis du es sagst.«
Ein Schrei, das war Wilma. Und da war ich drinnen.
»Hände hoch, Herreira! Habe ich dich endlich!« sagte ich.
Herreira fuhr herum. Sein Gesicht war eine Fratze der Wut. Wilma ließ die Hände, mit denen sie ihr Gesicht geschützt hatte, sinken und starrte mich an.
Herreira dachte nicht daran zu gehorchen. Sein Körper spannte sich wie der einer Katze vor dem Sprung.
»So, also der war es, mit dem du telefoniert hast. Ihr beide habt mir eine Falle gestellt.«
Ich antwortete nicht, hob aber die Pistole einen Inch höher. Er wich zurück bis an die Wand.
»Hat er Sie geschlagen, Wilma?« fragte ich.
»Noch nicht. Er wollte gerade.«
»So, du wolltest das Mädchen schlagen, um ihr etwas herauszupressen. Du hattest sie wahrscheinlich unter dem Vorwand, ihr Heroin zu geben, hierhergeschleppt. Du bist ein durchtriebener Bursche, Herreira. Aber du bist nicht klug genug. Jetzt ist es an dir, mein Lieber, einiges zu erzählen. Du wirst mir von deinem Rauschgifthandel erzählen, von dem Mord an Bess, den du angestiftet hast, und von den Versuchen, mich zu beseitigen. Du wirst mir auch einiges über Everson, McConnel und Balling erzählen. Du wirst in den höchsten Tönen singen, Herreira, denn jetzt geht es dir an den Kragen, und vom Elektrischen Stuhl bist du auch nicht gar so weit entfernt.« Herreira heulte auf.
»Du wirst mich nicht auf den Stuhl bringen, G.-man. Ich habe niemanden ermordet… Ich nicht.«
»Das wird sich finden, Herreira.« Hinter mir sagte eine ölige Stimme. »Nichts wird sich finden, nichts, und niemand ist geliefert außer dir selbst, du Großmaul. Laß dein Schießeisen fallen, oder du bekommst dein Teil, du und das Mädchen da drüben.«
Der harte Lauf einer Waffe preßte sich mir in die Rippen. Ich ließ die 38er fallen und sah die Veränderung in Herreiras Gesichtszügen, der nun ebenfalls eine Pistole zog.
Triumph stand darin geschrieben, teuflischer Triumph. Er hob die Faust, aber die Stimme hinter mir sagte:
»Nicht jetzt. Marsch, macht, daß ihr nach nebenan kommt, alle beide. Da kann man euer Gequake nicht hören.«
Wilma drehte sich um. Hoffnungslos schluchzend und mit schleppenden Schritten ging sie voraus.
Herreira folgte. Jetzt war die Reihe an mir. Zwei Schritte vor mir lag die 38er am Boden. Wenn die beiden mich erst im Nebenzimmer hatten, war kein Cent mehr auf mich zu setzen.
Ich stolperte absichtlich, stieß einen kleinen Schreckenslaut aus und ließ mich fallen. Der Kerl hinter mir fluchte, aber er schoß nicht. Er war auf den Trick hereingefallen.
»Steh auf, du Lump«, sagte er und trat nach mir.
Ich stand auf, aber ich hatte nach meiner 38er greifen können.. Und im gleichen Augenblick kläffte eine Pistole. Der Mann hinter mir preßte die Hand gegen den Bauch und sackte um. Herreira hatte geschossen, vielleicht wollte er mich treffen, vielleicht war er nervös geworden.
Er rannte mich, bevor ich noch ganz auf den Beinen stand, wie von Sinnen einfach über den Haufen. Er raste zur Tür hinaus. Ich hörte, wie sich der Schlüssel drehte.
Zuerst kümmerte ich mich um Wilma. Sie lag schluchzend über dem Bett im Nebenzimmer und schrie auf, als ich sie anfaßte.
Ich brauchte ein paar Minuten, bis sie begriffen hatte. Ich beruhigte sie ein wenig und ging hinaus, um nach dem Kerl zu sehen. Aber der lag tot auf dem Teppich.
Überflüssigerweise probierte ich die Türklinke, dann benutzte ich das Haustelefon.
»Hier ist der Hauswart.«
»Kommen Sie sofort zum Apartment 53. Herreira ist geflüchtet und hat uns im Zimmer eingeschlossen. Ich möchte die Tür nicht ruinieren.«
»Dachte ich mir’s doch. Darum hatte er es so eilig«, war die Antwort.
Der Bursche nahm sich Zeit, Während er heraufkam, hatte ich bereits die Nummer der Stadtpolizei gewählt und Lieutenant Crosswing verlangt.
»Sie werden gebraucht, Lieutenant«, sagte ich. »Kommen Sie zur 20. Straße zwischen Fifth und Sixth Avenue. In dem grauen Sandsteinhaus, in dessen Vorgarten rote und gelbe Rosen blühen, gibt es einen Toten. Er liegt in Apartment 53 im vierten Stock. Sie brauchen sich nicht groß zu bemühen, um den Mörder zu suchen. Schreiben Sie es getrost auf das Konto eines gewissen Mr. Herreira.«
»Ich komme«, antwortete der Lieutenant, und in diesem Augenblick drehte sich der Schlüssel, und der Hauswart kam herein.
Anscheinend war er etwas schwachnervig.
Seine Knie gaben nach. Hätte ich ihn nicht festgehalten, er wäre umgekippt.
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