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0334 - Der Hexenspiegel

0334 - Der Hexenspiegel

Titel: 0334 - Der Hexenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Mann der tausend Gegensätze gerettet.
    »Wie konnte das passieren?« fragte der KGB-Mann.
    »Ich muß mit dem Fuß irgendwo hängengeblieben sein«, sagte Abramov.
    »Ich hatte zwar das Gefühl, daß jemand oder etwas mich festhielt, aber das kann nicht sein.«
    »Schreib’s trotzdem unter ›Eindrücke‹ auf, Brüderchen Leonid«, sagte Saranow. »Ich habe das düster-dumpfe Gefühl, daß wir mit diesem Spiegel einen ganz besonderen Fang gemacht haben. Wir werden ihn besonders eingehend untersuchen. Das wird ein Fall für dich, Schwesterchen Natascha.«
    Sie nickte. Sie besaß leichte mediale Fähigkeiten, die in diesem Fall eingesetzt werden konnten.
    Abramov nahm den Spiegel wieder auf. »Vielleicht faßt mal jemand mit an«, forderte er. »Auf der nächsten Treppe möchte ich den Sturz als Gruppenerlebnis genießen.«
    »Ha, ha«, machte Kapitän Semjonow verdrossen, faßte aber mit an. Saranow blieb etwas zurück und strich sich durch den verfilzten Vollbart.
    Er überlegte. Der Rahmen des Spiegels deutete darauf hin, daß er wenigstens hundert Jahre alt war. Damals hatte es aber noch kein bruchfestes Glas gegeben. Und ob bruchfestes Glas einen solchen Treppensturzflug überstand, war auch noch nicht sicher.
    Und: warum war Abramov gestürzt?… daß jemand – oder etwas mich festhielt. Vielleicht hatte eine übersinnliche Macht versucht zu verhindern, daß der Spiegel Publikows Haus verließ.
    Boris Saranow wartete förmlich darauf, daß wieder etwas passierte.
    Aber seine Erwartungen wurden enttäuscht. Der Spiegel wurde in den Kofferraum des Gaz-24 verladen. Natascha kam noch einmal ins Haus zurück.
    »Ich möchte fühlen«, sagte sie leise.
    Boris Saranow fühlte schon nichts mehr.
    Natascha bestätigte es ihm, als sie wieder nach draußen kam. »Die unheimliche Aura ist fort. Das Haus ist jetzt sauber. Ich glaube nicht, daß wir es noch auspendeln müssen. Die okkulte Kraft hat ihren Ursprung in diesem Spiegel.«
    »Oder sie verbirgt sich jetzt, schirmt sich ab, um uns auf eine falsche Spur zu bringen«, unkte Abramov.
    Sie fuhren wieder auf die Straße hinaus, und der Stadtbeamte schloß das große Gittertor hinter ihnen ab. »Was jetzt?« fragte Semjonow. »Fahren wir zurück nach Moskau? Dafür dürfte es ein wenig spät sein.«
    »Wir können versuchen, hier im Ort zu übernachten«, sagte Saranow.
    »Warum bleiben wir dann nicht einfach in Publikows Haus, um Geld zu sparen?« fragte Abramov. »Der Etat unserer Fakultät ist begrenzt…«
    »Das Spiegelphänomen ist ein Fall von nationalem Interesse«, erklärte Boris Saranow und grinste den KGB-Offizier an. »Der Geheimdienst bezahlt.«
    »Wovon, Genosse Professor«, murmelte Semjonow grimmig, »träumen Sie eigentlich nachts?«
    Im gleichen Moment geschah der Unfall.
    ***
    Nadija Perkowa, die Hexe, war immer noch an den Spiegel gebunden. Sie konnte sich nicht endgültig von ihm lösen, um wie früher einen menschlichen Körper zu übernehmen. Noch nicht. Aber sie ahnte, daß es bald wieder so wie früher sein würde. Der magische Blitz, der aus dem Nichts kommend in ihren Spiegel gefahren war, hatte die Ketten gesprengt.
    Nadijas Seele erhielt einen Teil ihrer »Bewegungsfreiheit« zurück. Sie konnte mit ihren Hexenkräften wieder in das Geschehen um sie herum eingreifen. Doch zu lange war sie gefesselt gewesen, nur langsam mußte sie sich wieder an die relative Freiheit gewöhnen. Nur stückweise konnte sie sich vortasten, die Kräfte ihres Geistes erproben. Alles brauchte seine Zeit.
    Natürlich begann sie, aktiv zu werden.
    Zugleich aber versuchte sie zu ergründen, woher jener befreiende Blitz gekommen war. Denn der Teufel, der sie einst in den Spiegel bannte, hatte sie nicht befreit. Es war nicht seine Magie, sondern eine fremdartige.
    Im Laufe von rund achtzig einsamen Jahren hatte Nadijas Seele Zeit genug gehabt, nachzudenken, und sie glaubte, vorsichtiger geworden zu sein. Sie wußte, daß der Teufel jetzt nicht mehr ihr Partner war, der ihr Kraft gab, sondern daß er zu ihrem Gegner geworden war. Es würde ihm nicht gefallen, sie wieder in Freiheit zu sehen, nachdem sie unwissend damals seine Pläne durchkreuzt hatte.
    Deshalb galt es nun, herauszufinden, wer für die Befreiung verantwortlich war. Nadija suchte und fand ein Bild, das mit dem Blitz gekommen war. Es war erst schattenhaft, doch die Seele der Hexe hakte nach, versuchte, das Gesicht zu erkennen. Es war in einem Spiegel gewesen…
    Der Hauch von Vassagos Magie blitzte

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