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0334 - Der Hexenspiegel

0334 - Der Hexenspiegel

Titel: 0334 - Der Hexenspiegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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und hinfahren. Unser Gepäck müßten wir auch umladen…«
    Wenig später waren sie unterwegs.
    »Sie können Ihren Beruf wohl auch nie verleugnen, wie, Brüderchen Spion?« brummte Saranow gutmütig, während sie im Fond eines Polizeiwagens saßen und durch die Stadt gefahren wurden. »Stand denn wenigstens Interessantes in dem Ausweis?«
    »Nur die allgemeinen Personalien. Wohnt in einem der umliegenden Dörfer, dieser Pjotr Kobiniakin. Vielleicht fahren sie da alle so wild.«
    »Pjotr Kobiniakin«, murmelte Saranow. Der Name sagte ihm nichts.
    ***
    »Für zwei Leute zugleich ist die Dusche doch ein wenig zu klein konstruiert«, hatte Zamorra gesagt, der die großzügige Bauweise von Château Montagne gewohnt war. »Also einzeln und du zuerst.«
    Mit unter dem Kopf verschränkten Armen lag er auf dem Bett, dachte nach und wartete darauf, daß Nicole nebenan im kleinen Bad fertig wurde.
    Er hörte das Wasser rauschen und prasseln. Seine Gefährtin trällerte ein Liedchen und schien die Wasserstrahlen zu genießen, wie sie zuvor Zamorras Liebe genossen hatte. Schließlich hörte Zamorra, wie Nicoles Lied und das Wasserrauschen verstummten.
    Nicole hüllte sich in das Badetuch und begann sich abzufrottieren. Der Spiegel über dem Waschbecken war vom heißen Wasserdampf beschlagen. Nicole nahm einen Zipfel des Tuches und wischte über die Glasfläche, um sich wenigstens einigermaßen sehen zu können.
    Der Spiegel blieb matt.
    Deutlich war zu sehen, wo sie den Belag fortgewischt hatte, aber darunter war immer noch alles farblos und verwaschen. Nicole stutzte. Sie dachte an Zamorras Beobachtung. Danach wollte auch er den Spiegel matt erlebt haben!
    Überrascht berührte sie die Glasfläche direkt mit dem Finger. Ihr Gesicht wurde deutlicher erkennbar. Die Augen…
    Fremde Augen… nicht die braunen mit den goldenen Tüpfelchen, die sich im Stadium des Aufgeregtseins vergrößerten. Fremde Augen in Nicoles Gesicht! Und im gleichen Moment spürte sie mit ihren empfindlichen Sinnen, daß da etwas aus weiter Ferne nach ihr griff und…
    Sie trat vom Spiegel zurück, drehte sich und verließ das kleine Bad.
    Das Tuch glitt achtlos zu Boden. Auf dem Bett richtete Zamorra sich auf.
    »Na, fertig?« fragte er. »Soll ich dich abtrocknen? Die Tropfen auf der Haut stehen dir gut.«
    Sie achtete nicht darauf. Sie sah etwas, das neben dem Bett auf dem Nachttisch lag. Eine handtellergroße Silberscheibe, in der gewaltige Macht lauerte. Die Scheibe war gefährlich.
    Nicole blieb stehen.
    »He, was ist mit dir?« fragte Zamorra. »Du schlafwandelst doch nicht etwa?« Er lachte und kam auf sie zu. Leicht breitete sie die Arme aus, und als er vor ihr stand, schlang sie sie um seinen Hals.
    Er versuchte sie zu küssen.
    Nicoles Hand fand die Stelle im Nacken, die richtig war, und drückte zu. Zamorra sank paralysiert zu Boden. Nicole hielt ihn fest und zerrte ihn auf das Bett. Sie berührte seine Stirn mit beiden Händen, erreichte mit den Mittelfingern jeweils die Schläfen und konzentrierte sich darauf, mit geistiger, magischer Macht in ihn einzudringen. Aber es gelang nicht.
    Da war eine Barriere, die sie nicht durchdringen konnte.
    Enttäuscht zog sie sich zurück. Dem Medaillon der Macht auf dem Nachttischchen wich sie sorgsam aus. Sie fühlte sich von der silbernen Scheibe beobachtet und kehrte ins Bad zurück, stellte sich vor den Spiegel.
    Im Spiegelglas waren wieder die seltsamen Augen zu erkennen, zwischen grün und schwarz changierend. Nicole fühlte sich angestarrt und durchdrungen. Sie war nicht fähig, sich zu bewegen. Sie fror innerlich und fühlte sich nackter denn je. Nacktheit war für sie ein völlig normaler Zustand, ebenso wie bekleidet zu sein, und es hatte sie nur selten gestört, die begehrenden Blicke der Männer auf ihrer Haut zu spüren; sie nahm sie als Kompliment. Aber jetzt fühlte sie sich unbehaglich. Der Blick aus dem Spiegel störte sie.
    Dann schwand das Gefühl. Das Empfinden, von unsichtbaren Händen abgetastet zu werden.
    Der Spiegel war klar.
    Verwirrt schüttelte Nicole den Kopf. Was war da losgewesen? Hatte sie geträumt? Sie griff nach einem der Handtücher und wand es sich wie einen Turban um das nasse Haar. Dann sah sie das Badetuch in der offenen Tür zum Zimmer liegen.
    »Hoppla«, sagte sie, hob es auf und sah dabei ins Zimmer.
    Zamorra lag auf dem Bett wie tot.
    ***
    Tschudowo besaß ein kleines Hotel und zwei Gasthäuser. Semjonow plädierte dafür, eines der Gasthäuser zu nehmen, aber

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