0334 - Im Arsenal der Giganten
Cheyenne hob einen Arm.
„Warten Sie hier!" befahl er den Mutanten. „Ich sehe mich auf der anderen Seite des Durchgangs um. Ich gebe Ihnen ein Zeichen, wenn alles in Ordnung ist. Andernfalls setzen Sie die Flucht allein fort."
„Warum sollen wir uns trennen, Oberst?" protestierte Fellmer Lloyd.
„Ich bin der schwächste Teil unserer Gruppe", sagte Redhorse. „Deshalb werde ich vorausgehen.
Wenn mir etwas zustößt, kommen Sie bestimmt schneller voran als bisher. Vergessen Sie nicht, daß es unser Ziel ist, innerhalb dieses Arsenals an wichtigen Stellen soviel Schaden anzurichten, daß die Schwingungswächter einige Zeit mit sich selbst beschäftigt sind."
Er wartete keine weiteren Einwände ab, sondern eilte voraus. Der Durchgang in das anschließende Gebäude war unbewacht. Redhorse zögerte einen Augenblick, dann ging er mit vorgehaltener Waffe durch die torbogenförmige Öffnung.
Er blinzelte verwirrt, als er den Raum betrat. Es gab keine sichtbaren Wände, sondern die Grenzen des Raumes wurden von ineinanderfließenden leuchtenden Wolken gebildet, die bis unter die Decke reichten und dort langsam rotierten. Der Boden schien vor Redhorse abzukippen, aber sein Verstand sagte ihm, daß seine Augen betrogen wurden. Die Leuchtwolken und die spiegelähnliche Fläche der Decke schufen Eindrücke, die Schwindelgefühl in Redhorse hervorriefen.
Ungefähr in der Mitte des Raumes klaffte eine dreieckige Öffnung im Boden. Sie schien die einzige Realität zu sein, und doch war Redhorse sicher, daß die seltsamen Effekte dort ihren Ursprung hatten.
„Sie können kommen!" rief er in sein Helmsprechgerät. „Hier droht uns keine Gefahr."
Die drei Männer hatten ihre Funksprechausrüstung auf schwächste Leistung eingestellt, um die Gefahr einer Ortung zu verringern. Aus dem gleichen Grund zögerte Redhorse noch immer, sich mit Captain Parral in Verbindung zu setzen. Der' junge Offizier mußte selbst wissen, wann er wieder Kontakt mit Redhorses Gruppe aufzunehmen hatte. Vielleicht, überlegte Redhorse, war Parral dazu nicht mehr in der Lage.
Lloyd und Kakuta traten durch den Eingang und unterbrachen die Gedanken des Obersten.
„Was ist das?" entfuhr es Kakuta, als er die fremdartige Umgebung erblickte. „Ein Irrgarten?"
„Warten Sie ein paar Sekunden", sagte Redhorse. „Sie werden sich daran gewöhnen."
„Das gefällt mir nicht", murmelte Fellmer Lloyd. „Es sieht nach einer Falle aus."
„Unsinn", widersprach Redhorse. „Dieser Raum ist nicht erst jetzt erbaut worden. Er sah vor unserer Ankunft nicht anders aus. Ich nehme an, daß es innerhalb der Paratronblase Stellen gibt, an denen Hyperraumeffekte zur Geltung kommen. Hier scheint so ein Platz zu sein."
Lloyd kniff die Augenbrauen zusammen.
„Es gibt nur einen Eingang", stellte er fest. „Wie groß ist dieser Raum überhaupt?"
„Das läßt sich nur feststellen, wenn wir ihn durchqueren", erwiderte der Indianer.
„Dann brauchen die Roboter nur diesen Durchgang abzuriegeln, um uns zu fangen", wandte Kakuta ein.
„In diesem Fall würde ich meine Meinung ändern und Sie bitten, Fellmer Lloyd und mich mit einem Teleportersprung hier herauszubringen", sagte Redhorse.
„Sehen Sie den Einschnitt im Boden?" fragte Fellmer Lloyd. „Er sieht aus wie eine überdimensionale Pfeilspitze. Ich kann mir nicht vorstellen was diese Öffnung zu bedeuten hat."
„Sehen wir nach" schlug Redhorse vor und setzte sich in Bewegung. Wie fast alle erfahrenen Raumfahrer der Solaren Flotte hatte er gelernt, das Ungewöhnliche schnell zu akzeptieren. Das Universum barg viele Rätsel und sie befanden sich jetzt in einer Station im Hyperraum, wo völlig andere Gesetze als im Einsteinuniversum Gültigkeit besaßen.
Es war unmöglich, die Entfernung bis in die Mitte des Raumes zu schätzen, aber die drei Männer erreichten ihr Ziel schneller, als sie geglaubt hatten. Nebeneinander standen sie am Rand der seltsam geformten Bodenöffnung. Von den beiden Seitenlinien des Dreiecks führten Treppen in die Tiefe, deren Stufen nach ein paar Metern miteinander zu verschmelzen schienen. Redhorse schätzte, daß er nicht weiter als vier bis fünf Meter hinabblicken konnte. Alles, was tiefer lag, löste sich in milchigem Nebel auf. Von der Grundlinie des Dreiecks fiel eine dunkelgraue Wand steil nach unten. Auch sie verschwand in der undurchsichtigen Substanz.
„Sieht aus wie eine Doppeltreppe", sagte Fellmer Lloyd unsicher. „Weiter unten überschneiden sich die Stufen.
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