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0335 - Das Säure-Attentat

0335 - Das Säure-Attentat

Titel: 0335 - Das Säure-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Säure-Attentat
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Schlosserwerkstatt tat sich vor uns auf. Hinten in der Ecke gab es noch die Feuerstelle mit dem kleinen Blasebalg, ein großer und ein kleinerer Amboss standen herum, und an den Wänden hingen schwarze, teilweise schon verrostete Werkzeuge.
    ***
    Ein Mann mit einem sicher drei Wochen alten Stoppelbart hatte uns das Tor geöffnet. Er konnte vierzig, ebenso gut auch sechzig Jahre alt sein, es ließ sich nicht genau sagen.
    Sein Gesicht war von einem Netzwerk feiner Fältchen durchzogen und hatte die rissige, lederne Haut eines Mannes, der viele Jahre seines Lebens bei Wind und Wetter unter freiem Himmel zugebracht hat. Die Nase mit den vielen geplatzten kleinen Blutäderchen verriet den Alkoholiker.
    Seine Augen stierten glasig, und seine Bewegungen waren so langsam und zitterig, als bemühe er sich, die Folgen eines Dreiliterwhisky-Konsums zu überstehen.
    »Hallo, Wermut-Joe«, presste der Fahrer zwischen seinen kauenden Zähnen hervor. »Sag dem Boss, wir hätten Besuch!«
    Ein undefinierbarer Laut aus dem Mund des Alten sollte wohl eine Antwort sein. Hackery stemmte die Fäuste in die Hüften und schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Was soll ich hier?«, raunzte er grob. »Glaubt etwa einer von euch, ich würde auf meine alten Tage noch Schlosser?«
    »Ich schlag dir die Zähne ein, wenn du nicht endlich den Mund hältst!«, rief der Kerl, der während der Fahrt neben mir gesessen hatte.
    Hackery bedachte ihn mit einem Blick, aus dem alle Verachtung sprach. Zum Dank erhielt er einen besonders kräftigen Stoß, als man uns in das düstere Zwielicht im Hintergrund der Werkstatt drängte. Die vier Männer, die uns hergebracht hatten, steckten sich Zigaretten an, ließen uns aber nicht aus den Augen.
    Wir hätten vielleicht eine Chance gehabt, die Lage zu verändern, aber dann hätten wir unsere Dienstpistolen ziehen und es auf eine Schießerei ankommen lassen müssen. Den Boss dieser kleinen Bande aber würden wir bestimmt nicht zu Gesicht bekommen, sobald er in der Werkstatt Schüsse hörte. Und ich war jetzt neugierig geworden, ich wollte den Mann sehen, der hier das Kommando führte.
    Wermut-Joe war auf eine schmale Metalltür in der Mitte der linken Wand zugeschlurft. Statt einer Klinke besaß sie einen runden Knauf zum Drehen. Schloss und Türangel waren gut geölt, denn es entstand nicht das leiseste Geräusch, als der alte Trinker hinausging. Kaum aber hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, da zog der Fahrer seine Pistole aus dem Schulterhalfter und brummte dabei: »Wir wollen sie filzen, bevor der Boss kommt!«
    Die anderen drei zogen ebenfalls ihre Schusswaffen. Als wir uns so plötzlich vier drohenden Mündungen gegenübersahen, höhnte Hackery: »Warum bringt ihr nicht einen Granatwerfer in Stellung oder ein Schnellfeuergeschütz? Etwas viel Aufwand für uns zwei.«
    »Lass das unsere Sorge sein!«, meinte der Fahrer. »Heb die Händchen schön zur Decke, dreh dich um und sieh dir die Wand an! Du natürlich auch!«
    Ich wurde ein bisschen wütend auf mich selbst, weil wir uns nicht zur Wehr gesetzt hatten, als es noch Zeit dazu gewesen war. Wenn sie uns jetzt die Waffen abnahmen, verschlechterten sich unsere Chancen erheblich. Aber jetzt war es bereits zu spät.
    Irgendeiner trat von hinten an mich heran und klopfte mich mit geübten Handgriffen ab. Natürlich entdeckte er meine Smith & Wesson 38er Special sofort und angelte sie vorsichtig von hinten aus dem Schulterhalfter.
    Auch Hackerys Dienstpistole wechselte den Besitzer. Wir durften uns wieder umdrehen und die Hände sinken lassen.
    Ungefähr zehn Minuten vergingen, ohne dass etwas geschah. Ich wartete jeden Augenblick darauf, dass einer der vier Burschen meine Pistole genauer betrachten und dabei den FBI-Prägestempel auf dem Lauf entdecken würde, aber sie kümmerten sich nicht darum. Offenbar hatten sie die Waffen eingesteckt.
    Endlich öffnete sich die Metalltür wieder, und Wermut-Joe kam herein.
    »Ihr sollt sie durchsuchen«, lallte er mit schwerer Zunge.
    »Bereits geschehen«, erwiderte der Fahrer.
    Wermut-Joe zuckte die Achseln, drehte sich um und ging wieder hinaus. Es dauerte noch einmal gut fünf Minuten, bis endlich der Boss erschien. Obgleich wir uns im Farbigenviertel befanden, war es ein Weißer.
    Er konnte höchstens drei- oder vierundzwanzig Jahre alt sein, aber ich sah sofort, dass dieser junge Kerl gefährlicher war als seine Gangster. In dem schmalen, blassen Gesicht standen dunkle, seltsam starr blickende Augen. Er war

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