0335 - Das Säure-Attentat
her?«
»Oh«, murmelte Phil vage, »wir interessieren uns eigentlich mehr für die Leute, die Robert Lee Wing aus irgendeinem Grund nicht leiden können. Aber mit Namen können Sie uns da nicht dienen, wie?«
Die Sekretärin wurde plötzlich sehr ernst.
»Ich kenne nur eine Person, die Robby bis zur Weißglut hasst.«
Phil hob interessiert den Kopf.
»Jenny Lindgreen«, sagte die Sekretärin. »Sie machte sich vor vielen Jahren Hoffnung, dass Robby sie heiraten würde. Als er es nicht tat, schlug ihre Liebe um in Hass. Sie ist wahnsinnig eifersüchtig.«
Phil bewegte geistesabwesend den kleinen Löffel in seiner Kaffeetasse.
»Wer ist diese Jenny Lindgreen?«, fragte er.
»Sie arbeitet in der Säurefabrik, die dem Boss gehört«, erwiderte das Mädchen. »Konzentrierte Schwefelsäure, Salzsäure und so…«
***…
Die Stahlkugel an der Spitze des Totschlägers traf mich auf der linken Schulter. Ein beißender Schmerz schoss mir durch den Körper.
Er ließ den Totschläger sinken und betrachtete mich mit plötzlich erwachtem Interesse. Dann drehte er sich um und ging mit federnden Katzenschritten hin und her.
»Sieh mal an«, ertönte seine leise Stimme. »Ein richtiger G-man.«
Ich sah ihm stumm vor Wut zu, wie er hin und her ging. Er schien über etwas nachzudenken. Nach einer Weile blieb er wieder vor mir stehen.
»Keine Rücksicht nehmen«, murmelte er. »Fesselt sie. Auch knebeln. Heute Nacht werden wir sehen, wie wir sie am besten loswerden können.«
Ich tauschte einen raschen Blick mit Hackery. Was dieser junge Gangster unter »loswerden« verstand, war uns beiden klar. Aber bis zur Nacht hatten wir ja noch Zeit. Und im Augenblick, angesichts ihrer vier Pistolen, war nichts zu machen.
Zu zweit machten sie sich über mich her. Sie drehten mir die Arme auf den Rücken und banden die Handgelenke mit starken Juteriemen zusammen, so eng, dass es hart in die Haut schnitt.
»Ihr wisst ja, was ihr noch zu tun habt«, sagte der junge Boss dieser Bande in seiner leisen, bedächtigen Art. »Ich kriege Bescheid, wenn die Geschichte mit dem Mädchen erledigt ist.«
Er drehte sich um und ging durch die schmale Metalltür hinaus. Kaum war die Tür geschlossen, kicherte einer von den vier Banditen hämisch: »Mir ist was eingefallen. Bindet die Riemen noch einmal los! Tops, mach den leeren Eimer da drüben voll Wasser! Ihr anderen beiden haltet sie in Schach, bis wir fertig sind! Mit der Pistole, aber auf vier oder fünf Schritt Abstand!«
Ich war gespannt, was für eine Teufelei sie sich jetzt wieder ausgeheckt hatten, aber solange sie fünf Schritte Abstand hielten, konnte, man wegen ihrer Pistolen nichts unternehmen.
Einer ließ einen halb verrosteten Blecheimer mit Wasser volllaufen. Der Strahl aus dem Wasserhahn trommelte laut und widerhallend in das Blechgehäuse. Die anderen beiden hatten uns die Riemen wieder abgenommen und standen mit den Pistolen in der Hand so weit von uns entfernt, dass ich einen Überraschungsangriff nicht wagen konnte. Der Vierte nahm den anderen die Riemen ab und wog sie mit einem bösartigen Grinsen in der Hand.
Endlich war der Eimer voll. Die Riemen wurden hineingeworfen. Der Bursche, der diese Idee gehabt hatte, zündete sich eine Zigarette an. Tops, der uns hergefahren hatte, hielt es vor Neugier nicht mehr aus.
»Was soll das?«, murrte er. »Was versprichst du dir davon, die Riemen aufzuweichen?«
»Oh, wenn sie nass sind, kann man sie ein wenig dehnen. Und beim Trocknen ziehen sie sich wieder langsam zusammen. Stammt von den Indianern. Die wussten, wie man Gefangenen ein bisschen Abwechslung verschafft, damit sie sich nicht langweilen.«
Tops lachte glucksend.
»Du meinst, wenn wir sie mit den nassen Riemen fesseln, werden sie hinterher keine Langeweile mehr haben? Meinst du, dass sie schreien werden?«
»Darauf setze ich 100 Bucks. Auf die Knebel können wir jetzt verzichten«, erklärte der andere, trat die Zigarette aus, holte den ersten Riemen aus dem Wasser, um ihn ein paar Mal kräftig zwischen den Fäusten zu spannen. »Ausgezeichnet«, sagte er grinsend. »Er lässt sich spürbar ausdehnen. Ebenso spürbar, wird er sich nachher wieder zusammenziehen!«
Die anderen hielten das für einen prächtigen Einfall. Sie stimmten in sein polterndes Gelächter ein. Hackery hatte die Lippen fest auf einander gepresst. Es war ihm nicht anzumerken, was er dachte.
Als sie uns mit den nassen Riemen erneut fesselten, hatte ich in der Werkstatt etwas entdeckt. In einem
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