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0335 - Das Säure-Attentat

0335 - Das Säure-Attentat

Titel: 0335 - Das Säure-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Säure-Attentat
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mich aushorchen.«
    »Eine richtige Sekretärin«, ahmte Phil ihren Tonfall nach: »Sie merkt alles.«
    Die Sekretärin legte den Kopf auf die Seite und sah Phil prüfend an. Sie hatte die mandelförmigen Augen der Chinesin, aber die kaum hervortretenden Wangenknochen einer Weißen. Alles in allem, schoss es Phil durch den Kopf, zweifellos ein hübsches Mädchen.
    Alles in allem, dachte die Sekretärin, ein sympathischer Mann.
    »Also gut«, entschied sie. »Trinken wir Kaffee.«
    Sie führte ihn nach einem Wegeplan, der nur einem Eingeweihten ersichtlich sein konnte, endlich in eine kleine Kantine, die an fünf Tischen etwa zwanzig Personen Platz bot. Eine ältere Frau in einem weißen Kittel und einer weißen Haube auf dem mausgrauen Haar nahm mürrisch Phils Bestellung entgegen. Dafür war der schnell gebrachte Kaffee umso besser.
    Phil bot dem Mädchen eine Zigarette an. Sie zögerte einen Augenblick, dann griff sie zu und meinte: »Ich rauche zu viel, aber vielen Dank!«
    Phil reichte ihr Feuer und zündete sich selbst auch eine Zigarette an. Er genoss den ersten Zug ausgiebig. Dann fragte er: »Wer ist Robert Lee Wing?«
    »Robby? Oh, das ist unser Chefreporter. Er soll sogar einen Anteil an der Zeitung besitzen, aber das weiß niemand genau. Jedenfalls ist er der Einzige, der jederzeit Zutritt zum Boss hat.«
    »Ohne Anmeldung?«
    »Sicher wird der Chef verständigt, wenn Robby zu ihm will. Jedenfalls wird er immer vorgelassen.«
    »Was tut denn so ein Chefreporter?«
    »Robby schreibt Serien. Das Thema sucht er sich aus, und wenn die Arbeit druckreif ist, meldet er seine Platzansprüche an. Dann wird ihm der verlangte Platz in der Zeitung reserviert.«
    »Was war seine letzte Arbeit?«
    »Eine Serie über die Probleme asiatischer Einwanderer. Sie läuft in vier Tagen aus. Ich bin gespannt, was jetzt kommt. Robby versteht sein Handwerk. Die Leute lesen seine Artikel wie reißerische Kriminalromane. Es gibt eine Menge Leute, die unser Blatt nur wegen Robbys Serien kaufen.«
    »Ist er beliebt?«
    »Robby? Ich weiß nicht. Beliebt ist vielleicht ein bisschen viel gesagt. Manchmal hat er eine vertrackte Art, fünf Stenotypistinnen und zwei Hilfsredakteure dreißig Stunden in Atem zu halten. Aber er ist der beste Mann, den unser Blatt hat.«
    »Schön, aber mich interessiert, wie die anderen zu ihm stehen.«
    »Er ist nett, das kann man nicht bestreiten. Und wenn man davon absieht, dass ihm die Arbeit über alles geht, kann er sogar sehr sympathisch sein. Er gehört zu den Männern, denen man sich anvertrauen würde, wenn man in irgendwelchen Schwierigkeiten steckt. Ich weiß nicht, ob Sie das verstehen.«
    »Wann kommt er gewöhnlich in die Redaktion?«
    »Ich sagte Ihnen schon, dass er eine Sonderstellung genießt. Für ihn gibt es keine Bürozeiten. Er kommt und geht, ohne auf die Uhr zu achten. Er ist viel unterwegs, und er arbeitet wie ein Pferd. Wenn ich allein an die Fülle von Material denke, das er in dieser Einwanderungsserie zusammengetragen hat - es ist mir unerfindlich, wie ein Mann das allein auf spüren, Zusammentragen, sortieren und dann auch noch so toll schreiben kann.«
    »Meinen Sie, dass Wei-Peh eine Ahnung hat, was Robby als Nächstes plant?«
    »Mag sein. Sicher weiß er mehr als ich.«
    »Hat Robert Wing hier in der Redaktion Feinde?«
    »Feinde? Nein, das glaube ich nicht. Vielleicht gibt es ein paar Kollegen, die manchmal ein bisschen neidisch auf seinen Erfolg sind. Das mag sein. Aber Feinde - nein, ich wüsste jedenfalls keinen.«
    »Gibt es draußen Leute, die ihn nicht mögen?«
    Die Halbchinesin lachte.
    »Nicht mögen? Das dürfte noch sehr gelinde ausgedrückt sein. Es ist Robbys Spezialität, Dinge aufzudecken und schonungslos anzuprangern, die einfach nicht sein dürfen: illegale Geschäfte, Bestechungsaffären, Steuerhinterziehungen, Gangstertum. Sie wissen, was ich meine. Seinetwegen sind schon manche Leute im Zuchthaus gelandet oder doch wenigstens um viel erschwindeltes Geld ärmer geworden.«
    »Hat er hier seinen festen Schreibtisch?«, erkundigte sich Phil nachdenklich.
    »Er hat ein eigenes Zimmer, in das niemand hinein darf, wenn er nicht da ist.«
    »Raucht er immer Pfeife?«
    »Pfeife? Ich habe noch nie gesehen, dass er Pfeife rauchte. Er raucht Zigaretten.«
    »Wissen Sie, ob er je Schwierigkeiten hatte? Persönlich, finanziell oder beruflich?«
    »Keine Ahnung. Sie quetschen mich ja ganz schön aus! Was soll das eigentlich? Ist das FBI denn hinter Robby

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