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0335 - Das Säure-Attentat

0335 - Das Säure-Attentat

Titel: 0335 - Das Säure-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Säure-Attentat
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etwa so groß wie ich und sehr schlank.
    In der linken Hand hielt er eine Stahlrute. Zusammengeschoben lässt sich so ein Ding in die innere Brusttasche eines Jacketts stecken. Holt man aber aus, fährt es von selbst auf seine Länge von fast einem halben Meter auseinander, und die Stahlkugel an der Spitze kann spielend eine Schädeldecke zertrümmern.
    Der junge Mann blieb unweit der Metalltür stehen und bedachte uns mit einem flüchtigen Blick. Dann winkte er dem Fahrer. An der Schnelligkeit, mit der ihm gehorcht wurde, erkannte ich, dass er einen großen Respekt genoss.
    Sie flüsterten miteinander. Ich konnte sie nicht verstehen. Zum Schluss sprach nur noch der Junge, der Totschläger wippte verspielt. Der Fahrer nickte ein paar Mal, wandte sich ab und raunte seinen drei Gefährten ein paar kurze Anweisungen zu.
    Der Boss war vorsichtig. Hackery und ich wurden von je zwei der Burschen gepackt. Man drehte uns die Arme auf den Rücken und hielt sie dort fest. Es schien aussichtslos, sich losreißen zu wollen.
    Der Junge spazierte vor uns auf und ab, wobei er uns gründlich musterte. Vor dem dicken Hackery blieb er stehen.
    »Wie heißt du?«, fragte er.
    Seine Stimme klang ein wenig heiser und so leise, dass man sich anstrengen musste, ihn zu verstehen. Dabei lag eine eisige Kälte in ihr, eine Gefühllosigkeit, die einen frösteln machte.
    »Das wollte ich dich gerade fragen«, murrte Hackery.
    Keine Wimper zuckte im Gesicht des Jungen. Er sah Hackery nur nachdenklich an. Und plötzlich fuhr die schlanke Stahlgerte des Totschlägers durch die Luft, die Stahlkugel schlug hart auf Hackerys linken Fuß. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie der Detective zusammenfuhr. Es war möglich, dass ihm dieser Schlag einen Mittelfußknochen gebrochen hatte - oder gar mehrere.
    »Das ist Revierdetective Hackery«, sagte ich schnell. »Ich bin G-man Jerry Cotton!«
    Der Junge wirbelte auf dem Absatz herum. Seihe Augen funkelten vor Wut. »Wer hat dich gefragt?«, zischte seine kalte, leise Stimme.
    Und zugleich fuhr die Hand mit dem Totschläger erneut in die Höhe.
    ***
    Es sah aus, wie es bei allen Zeitungen der Welt auszusehen pflegt. In einem großen Redaktionssaal stand ein Dutzend Schreibmaschinen. Ein paar Maschinen klapperten, eine Sekretärin und ein Redakteur telefonierten, andere hatten Papierscheren in der Hand und schnitten Fotos zu, wieder andere korrigierten Artikel und Berichte.
    Zwei Reporter diskutierten einen schweren Raubüberfall in Chinatown, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen, Boten kamen und gingen, Setzer in blauen Kitteln warteten auf die nächsten Manuskripte - das Geräusch der verschiedenen Tätigkeiten wurde vom rhythmischen Stampfen der Setzmaschinen untermalt.
    Phil blieb an der Tür stehen und sah sich um. Niemand kümmerte sich um ihn. Er ging zu einer Sekretärin, die, wie viele andere hier, chinesisches Blut in den Adern haben musste, und fragte sie nach Mr. Li Wei-Peh. Sie sah ihn erstaunt an.
    »Sie wollen den Chef sprechen?«
    »Ja«, bestätigte Phil. »Ist er nicht da?«
    »Ich weiß nicht, ob er da ist. Aber es ist so gut wie ausgeschlossen, mit dem Chef zu sprechen. Ich arbeite seit sechs Jahren hier, aber ich habe nie mit ihm gesprochen. Wenn Sie ein ganz wichtiges, großes Tier sind, wäre das natürlich was anderes.«
    »Nein«, lachte Phil. »Das glaube ich gern. Ich bin auch kein großes Tier. Allerdings habe ich einen Universalschlüssel, der für die meisten Türen passt.«
    Er legte seinen FBI-Ausweis auf den Tisch. Dife Sekretärin nahm ihn in die Hand, dann lächelte sie: »Also doch ein großes Tier! Ich kann Sie ja mal ins Vorzimmer des Vorzimmers bringen, aber…«
    »Wohin?«
    »Ach, das können Sie nicht wissen. Der Chef hat nämlich einen Sekretär, Mr. Witcomb. Und der hat eine Sekretärin.«
    »Verstehe«, seufzte Phil. »Der Weg beginnt im Vorzimmer des Vorzimmers bei der Sekretärin. Wenn man Glück hat, kommt man dann bis ins richtige Vorzimmer zu Mr. Witcomb. Und die Auserwählten dieser Erde erhalten vielleicht die Gnade, auch dieses Vorzimmer noch hinter sich lassen und Mr. Wei-Peh Auge in Auge gegenübertreten zu dürfen.«
    »Ein richtiger Detektiv«, sagte die Sekretärin. »Er merkt alles. Also kommen Sie! Ich wollte gerade eine Tasse Kaffee in der Kantine trinken, aber ich will Sie vorher noch im Vorzimmer des Vorzimmers abladen.«
    »Wie wäre es, wenn ich Sie zu dieser Tasse Kaffe einlade?«
    »Pfui«, erwiderte die Sekretärin trocken. »Sie wollen

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