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0335 - Das Säure-Attentat

0335 - Das Säure-Attentat

Titel: 0335 - Das Säure-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Säure-Attentat
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Wandregal, kaum zwei Armlängen von mir entfernt, standen ein paar Blechbüchsen mit Schmierfetten und Reinigungsmitteln. Aber was auch noch dort stand, war eine ungewöhnlich große Flasche mit einem roten Etikett, das den Totenkopf mit den gekreuzten Knochen als Giftzeichen trug.
    Und darunter war zu lesen: Vorsicht! Konzentrierte Schwefelsäure!
    ***
    »Ich muss zurück an meine Arbeit«, sagte das Mädchen. »Warum sind Sie eigentlich an Robby interessiert?«
    Phil sah ein, dass er ihre Neugierde erregt hatte und dass er wohl oder übel eine Erklärung schuldig war.
    »Wir suchen einen Zeugen für einen bestimmten Vorfall, den wir bearbeiten. Und wir vermuten, dass Mr. Wing der geeignete Zeuge ist. Aber leider ist Mr. Wing nirgends zu finden.«
    »Das glaube ich gern!«, rief die Sekretärin und stand auf. »Robby ist manchmal tagelang auf seinen Streifzügen. Seine Frau klagte mir schon einmal ihr Leid. Mit einem guten Reporter verheiratet zu sein, sagte sie, das ist wie mit dem Sonnenschein im Urlaub: Man weiß nie, wann er kommt.«
    Phil bezahlte den Kaffee. Das Mädchen führte ihn durch ein Gewirr von Fluren zielsicher auf eine Tür zu, hinter der sich erneut ein langer Korridor öffnete. Hier herrschte nach dem hektischen Betrieb im Redaktionssaal eine überraschende Stille. Nur das leise Summen der Klimaanlage war zu vernehmen.
    Vor einer dunklen Holztür blieb das Mädchen stehen und klopfte zweimal. Ein schwaches Geräusch wurde hinter der Tür laut, und das Mädchen zog die Tür auf. Sie blinzelte Phil zum Abschied zu, und Phil winkte mit der rechten Hand eine Erwiderung. Dann trat er ein.
    Das Vorzimmer des Vorzimmers, wie das Mädchen es genannt hatte, verriet einen seltsamen Geschmack. Die Wände waren mit einer seidig schimmernden Tapete von einem satten Lila tapeziert. Zwei schwarze Wandteppiche, die in goldener Stickerei bizarre Drachenfiguren zeigten, hingen auf der linken Seite. Rechts beherrschte eine sehr breite, fast schwarze Tür die Wandfläche. Phil gegenüber befand sich die Fensterfront, die von einer Wand zur anderen reichte. Auf dem Fußboden lag ein schwarzer Teppich, der von Goldfäden durchzogen war.
    Hinter einem sehr modernen Schreibtisch saß die Sekretärin. Sie war Chinesin, aber sie trug abendländische Kleidung und eine Schmetterlingsbrille, deren Bügel mit irgendeinem glitzernden Material besetzt waren. Ihr Alter war schwer zu bestimmen, aber sicher hatte sie die Zwanzig längst hinter sich gelassen.
    Sie hob den Kopf und musterte Phil mit jener kühlen Sachlichkeit, die man einem fremden Besucher entgegenbringt.
    »Hallo!«, sagte Phil und ließ die Andeutung eines Lächelns in seinen Mundwinkeln erscheinen. »Ich suche Robert Wing.«
    Er beobachtete sie genau. In ihrem asiatischen, aparten und sehr dezent geschminkten Gesicht regte sich nichts. Gelassen wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder den vor ihr liegenden Papieren zu, wobei sie kühl erklärte: »Mr. Wing ist nicht im Haus. Ich bedaure, Ihnen auch nicht sagen zu können, wo er sich aufhält!«
    Phil setzte sich unbeeindruckt in den einzigen Besuchersessel, schlug die Beine übereinander und zog den Standaschenbecher ein bisschen näher. Schweigend holte er seine Zigaretten heraus, hing eine in den linken Mundwinkel, gab sich Feuer und blies genießerisch den Rauch aus.
    Die Chinesin hatte ihn während der ganzen Zeit stumm beobachtet. Noch immer zeigte sich in ihrem Gesicht keine Bewegung. Auch ihre Stimme blieb unverändert, als sie fragte: »Was kann ich sonst für Sie tun?«
    Phil schob die Unterlippe vor, als müsse er darüber nachdenken. Nach einem kurzen Zögern meinte er: »Wie wär’s, wenn Sie mir etwas über Robert Wing erzählten?«
    »Dazu besteht kein Anlass«, erwiderte sie.- »Falls Sie keine weiteren Wünsche haben, werde ich einen Redaktionsboten rufen, der Sie zum Ausgang begleiten kann.«
    »Ich sollte mich vorstellen: Ich heiße Phil Decker und bin G-man.«
    »G…«
    Der einzelne Buchstabe blieb gleichsam in der Luft hängen. Phil griff ihn auf.
    »G-man, ja. Special Agent der Bundespolizei, wenn Ihnen die offizielle Bezeichnung lieber ist. Und ich möchte von Ihnen gern ein paar Auskünfte haben. Hier ist mein Ausweis. Wie wär’s, wenn Sie mir jetzt etwas über Robert Lee Wing erzählten?«
    Sie hatte sich gefangen, ihr Gesicht war wieder ganz beherrscht, und ausdruckslos.
    »Es tut mir leid, Sir«, sagte sie eine Nuance höflicher als vorher. »Aber ich bin nicht befugt, Auskünfte über

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