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0335 - Das Säure-Attentat

0335 - Das Säure-Attentat

Titel: 0335 - Das Säure-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Säure-Attentat
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an, mit den gefesselten Händen herumzutasten. Das Blut hatte sich schon in den Finger gestaut und sie anschwellen lassen. Bald würden die Finger meinem Willen nicht mehr gehorchen.
    Die Glasflasche kam mir schwerer vor als erwartet. Ich biss die Zähne zusammen, als ich die Hände so weit auseinanderbog, dass ich die Flasche damit greifen konnte. Würde ich mit ihr bis zu Hackery kommen, würde sie mir vorher aus den geschundenen Händen rutschen, zu Boden fallen und meinen Plan zunichtemachen? Ich hüpfte vorsichtig auf Hackery zu, Schritt für Schritt. Ich spürte, wie mir Schweiß ausbrach. Hackery beobachtete mich offenen Mundes.
    »Was haben Sie auf dem Rücken, Cotton?«, fragte er, heiser vor Erregung.
    »Säure«, sagte ich. »Konzentrierte Schwefelsäure.«
    Hackery begriff noch immer nicht. »Was wollen Sie mit dem Zeug anfangen?«
    Ich war bei ihm angekommen, und die Flasche befand sich noch immer zwischen meinen Fingern, die von Minute zu Minute gefühlloser wurden.
    »Ich werde in die Hocke gehen«, erklärte ich. »Mit dem Rücken zu Ihrem Rücken gewandt. Und Sie werden mir die Flasche aus der Hand nehmen, Hackery.«
    »Wir können dieses verrückte Manöver versuchen, Cotton, aber ich verstehe noch immer nicht, was Sie damit erreichen wollen.«
    »Nehmen Sie mir erst einmal die Flasche ab.«
    Ich ging behutsam tiefer. Hackery hatte den Kopf gedreht und versuchte, über seine linke Schulter hinweg einen Blick auf seine Hände zu erhaschen. Vielleicht gelang es ihm sogar, denn er gab sich alle Mühe. Sein Gesicht lief rot an, so weit hatte er den Kopf verdreht.
    Es war eine anstrengende Sache, aber schließlich berührten sich seine und meine Hände, und wir manipulierten so lange, bis Hackery schnaufte: »Okay, Cotton! Ich glaube, jetzt habe ich sie.«
    Vorsichtig ließ ich los. Der Schweiß lief mir an Augenbrauen und Nasenwurzel entlang. Aber noch waren wir nicht fertig. Ich musste mich wieder aufrichten, mich umdrehen und hinter Hackerys Rücken niederknien. Mit den Zähnen zog ich den Glasstöpsel heraus. Dann drehte ich mich erneut um. In meinen Magen war ein dumpfes Gefühl, ein taubes Drücken, als hätte ich einen Stein verschluckt.
    »Halten Sie um alles in der Welt die Flasche fest, Hackery«, krächzte ich. »Jetzt geht es los!«
    »Zum Kuckuck, was wollen Sie eigentlich mit dem Zeug?«
    Ich gab keine Antwort. Ich hockte hinter seinem Rücken und tastete mit den gefesselten Händen an der Flasche empor, die Hackery hielt, bis ich den Hals der Flasche fühlte. Jetzt kam es nur noch darauf an, die Stelle, wo sich die Riemen über die gekreuzten Handgelenke spannten, möglichst genau vor die Flaschenöffnung zu bringen, und dann die Flasche langsam nach unten zu drücken, damit die Säure herauslaufen und die Riemen zerfressen konnte.
    Mein Mund war trocken und pelzig. Die Zunge klebte mir im Gaumen. Mir war glutheiß vor Anstrengung. Ganz langsam zog ich den Flaschenhals tiefer.
    Und dann spürte ich, wie die Säure auf mein Handgelenk tröpfelte.
    ***
    »Ach!«, murmelte Phil. »Das ist ja interessant! Es gibt keinen Wei-Peh«?
    »Nein«, bestätigte der Manager. »Hören Sie, G-man, Sie müssen jetzt nicht ihre Fantasie in Bewegung setzen. Die Erklärung ist ganz einfach. Wir machen eine Zeitung für unsere chinesischen Mitbürger. Glauben Sie, man könnte ein solches Blatt verkaufen, wenn es von Weißen gemacht wird?«
    »Sie haben einen chinesischen Besitzer des Blattes lediglich erfunden, damit er im Impressum auftaucht?«
    »So ungefähr.«
    »Und wem gehört die Zeitung nun wirklich?«
    Witcomb lehnte sich in seinem breiten Armstuhl zurück.
    »Mir«, verkündete er selbstbewusst. »Die Zeitung gehört mir, und zwar mir ganz allein.«
    Das stand im Widerspruch zu dem, was Phil von der Redaktionssekretärin in der Kantine gehört hatte. War nicht die Rede davon gewesen, dass auch Robert Wing einen Anteil an der Zeitung hätte?
    »Sie glauben mir wohl nicht?«, fragte Witcomb.
    »Warum sollte ich Ihnen nicht glauben?«, erwiderte Phil. »Wenn das so ist, kann ich natürlich mit Wei-Peh nicht sprechen. Man kann sich wohl nicht mit Leuten unterhalten, die es nicht gibt. Na schön. Sicher hat Robert Wing ein eigenes Büro. Kann ich mir das mal ansehen?«
    »Tut mir leid, G-man. Wing lässt während seiner Abwesenheit niemanden in sein Zimmer. Er besitzt den einzigen Schlüssel. Ich kann nichts dagegen machen, wir müssen ihn wie ein rohes Ei behandeln, damit er uns nicht wegläuft und zur

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