0335 - Die goldenen Skelette
Mannes wurde starr. »Wie meinen Sie das, Signore?«
»So, wie ich es gesagt habe.«
Ich stand auf. »Kommt es öfter vor, daß Sie nicht telefonieren können?« erkundigte ich mich lauernd.
»Hin und wieder passiert ist.«
»Gibt es Gründe?«
»Möglich. Ein Unwetter oder so.«
»Das hatten wir aber nicht.«
»Was wollen Sie damit sagen, Signore Sinclair?«
Ich blieb vor dem Hausherrn stehen. »Daß mir hier zu viele Zufälle auf einmal zusammentreffen. Ich will Ihnen etwas sagen, Signore Canotti. Hier stimmt tatsächlich einiges nicht. Und darüber sollten wir uns unterhalten. Auch über unseren seltsamen Geisterflug, der uns in diese Gegend geführt hat.«
»Ich verstehe Sie nicht.«
»Was wollen die Herrschaften denn?«
Die Stimme der Frau überraschte uns alle. Sie war dort aufgeklungen, wo sich die Treppe befand, und wir schauten hin.
Etwa auf halber Höhe stand die Person. Als sie zwei Stufen vorging, geriet sie in das Streulicht des Kronleuchters.
Abermals traf mich die Überraschung, denn auch das Gesicht der Frau hatte ich auf der Würfelfläche gesehen.
Allmählich wurde die Sache interessant. Fehlte nur noch der dritte im Bunde, der jüngere, wahrscheinlich der Sohn.
Wir schauten uns die Frau genauer an. Ihr Haar war ebenso grau wie das Kleid, und sie hatte es auch im Nacken zu einem Knoten zusammengebunden. Das Gesicht zeigte kein freundliches Lächeln.
Die Augen blickten eher abweisend. Sie empfand unseren Besuch als eine Störung.
Ich sah, daß sie einen seltsamen Gürtel um die Taille geschlungen hatte. An diesem Gürtel hingen drei Kugeln, so etwas hatte ich bisher nicht gesehen.
Sekunden waren nur vergangen. Die Frau ließ die Treppe hinter sich.
Wir erfuhren, daß es die Hausherrin war, eine gewisse Maria Canotti.
Bisher hatten wir ja nur zwei Mitglieder der Familie kennengelernt, aber beide kamen mir vor, als gehörten sie überhaupt nicht in die heutige Zeit. Sie waren nur mehr ein Relikt der Vergangenheit, wo sie besser hingepaßt hätten.
Als die Frau die Treppe hinter sich gelassen hatte, wandte sie sich an ihren Mann. Sie sprach italienisch, dazu sehr schnell, ich verstand trotzdem das meiste.
Sie wollte, daß wir das Haus verließen, und ihr Mann nickte ein paarmal. Danach suchte sie sich Suko aus. »Wie sind Sie überhaupt zu uns gekommen?«
»Mit einem Flugzeug.«
»Und wo sind Sie gelandet?«
Suko lächelte. »Nicht weit von hier. Auf einer Ebene.«
»Da gibt es keine Landebahn.«
»Die brauchten wir auch nicht.«
Die Frau verengte die Augen. »Wieso?«
»Weil wir sehr gute Führer hatten, Signora. Vielleicht die besten, die man sich vorstellen kann.«
»Und wer soll das sein?«
»Möglicherweise drei goldene Skelette.«
Jetzt war es heraus. Suko und ich ließen keinen Blick von der Person.
»Skelette?« Sie wiederholte nur dieses eine Wort, um danach ihren Mann anzuschauen.
Canotti hob die Schultern. Er war entweder ein guter Schauspieler oder wußte wirklich nichts. Ich jedoch traute ihm nicht über den Weg und wollte abwarten.
Leider konnten wir uns in diesem Haus, in dem wir nur Gäste waren, nicht so bewegen, wie wir es gern gewollt hätten. Außerdem war der Familie nichts zu beweisen.
Und noch jemand kam.
Er schlich, denn wir hatten ihn nicht gehört. Wie ein Geist tauchte er aus der Dunkelheit auf, kam näher, und wir erkannten zuerst sein bleiches Gesicht, das ich schon einmal gesehen hatte, als es innerhalb der Würfelfläche schimmerte.
Er rückte seine Brille hoch, und auch die Bewegung, mit der er dies tat, geschah langsam und bedächtig. Für einen jungen Mann war er sehr konservativ angezogen. Keine Jeans oder lockere Kleidung, sondern Jackett und scharf gebügelte Hose.
So blieb er vor uns stehen.
Rechts die Mutter, links der Vater. Die Familie hatten wir endlich zusammen.
»Was ist denn hier passiert?« erkundigte sich der junge Mann.
»Wer sind diese Leute?« Wie er den Satz aussprach, ließ darauf schließen, daß er sich erhaben fühlte und ihn unsere Anwesenheit anwiderte.
Seine Mutter übernahm die Vorstellung.
»Ausländer?« fragte der junge Mann.
»Ja, Luigi.«
»Weshalb gehen sie nicht?«
»Sie waren gerade dabei«, erwiderte Romano Canotti. »Stimmt doch – oder?«
»Eigentlich nicht«, erwiderte ich und schaute in die erstaunten Gesichter. »Es gibt da noch etwas zu klären.«
»Und was?« erkundigte sich Maria Canotti »Es geht um drei goldene Skelette.«
Sie hob die Schultern. »Tut mir leid«, erwiderte sie
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