0335 - Die goldenen Skelette
dennoch scharf.
»Ich habe das Gefühl, es hier mit Spinnern zu tun zu haben. Überlegen Sie mal. Sie schellen hier, wir bieten Ihnen Gastfreundschaft an, und Sie provozieren uns im eigenen Heim. Es ist doch klar, daß man Sie raussetzen muß.«
Ich gab es natürlich nicht zu, innerlich jedoch dachte ich ähnlich.
Hätte mir das Schloß gehört, ich hätte sicherlich nicht anders gehandelt, aber ich mußte davon ausgehen, daß diese seltsame Familie einiges zu verbergen hatte.
Reagiert hatten sie auf die Bemerkung mit den drei Skeletten nicht.
Für mich ein Beweis, daß ich es mit guten Schauspielern zu tun hatte.
Die Frau ging vor. Sie schritt daher, als hätte sie einen Ladestock verschluckt.
Dabei bewegte sie sich nicht einmal schnell, sondern mehr bedächtig und langsam.
An der Tür blieb sie stehen, atmete tief durch und öffnete.
Das Zeichen verstanden wir.
Ich schaute noch einmal auf die Männer. Sie rührten sich nicht.
Zwischen ihnen befand sich die Distanz einer Körperlänge. In den Gesichtern las ich keine Bewegung. Die Pupillen schienen zu Kohlestücken erstarrt zu sein.
Die von außen nach innen dringende kühle Luft traf nicht nur unsere Gesichter, sie fuhr auch in die Flammen, wirbelte sie hoch und schuf ein gespenstisches Spiel aus Licht und Schatten.
»Gehen Sie!«
Ricon bewegte sich als erster. Einen zögernden Schritt tat er, schaute uns an und lief vor.
Suko setzte sich ebenfalls in Bewegung, ich bildete den Schluß und hörte den Schrei.
Sofort stand ich still!
***
In London rotierte man.
Selbst Sir James hatte es in seinem Büro nicht gehalten. Von einem Fahrer hatte er sich zum Flughafen Heathrow bringen lassen, um dort mit den zuständigen Leuten zu reden und sich an Ort und Stelle zu informieren.
Der Leiter der Flugsicherung empfing den Superintendenten in einem kleinen Büro. Tee oder Kaffee lehnte Sir James ab, er kam sofort zur Sache.
»Sie haben also die Maschine verloren«, stellte er fest.
Der Mann schüttelte den Kopf. »Nein, nicht wir haben sie verloren. Die Franzosen.«
»Wie das?«
»Paris hatte die Maschine für eine Weile auf dem Schirm. Wir hätten sie eigentlich übernehmen sollen, da war sie plötzlich verschwunden.«
»Und was bedeutet das im Klartext?«
Der Fachmann legte die Stirn in Falten. »Das kann ich Ihnen sagen, Sir. Die Maschine muß abgestürzt sein.«
Sir James reagierte nicht. Er sprach kein Wort mehr, nur seine Stirn warf leichte Falten. »Wenn sie davon ausgegangen sind«, sagte er nach einer Weile des Überlegens, »gibt es ja eigentlich nur eine Reaktion. Es werden Suchtrupps ausgeschickt, die nach Trümmern und Überlebenden forschen. Ist das geschehen?«
»Natürlich.«
»Und das Ergebnis?«
»Negativ, Sir. Man hat nichts gefunden, was in diese Richtung deutet. Keine Stücke einer Tragfläche, keine Zeugen, die irgend etwas beobachtet haben, das Flugzeug scheint sich in Luft aufgelöst zu haben. So sehen wir es. Technisch ist das natürlich unmöglich, deshalb haben wir uns auch unsere Gedanken gemacht.«
»Das Ergebnis?«
»Es muß dem Piloten gelungen sein, der Radarkontrolle zu entgehen. Durch Unterfliegen, zum Beispiel.«
»Und wo hätte er landen können?«
Auf diese berechtigte Frage des Superintendenten blieb der andere eine Erwiderung schuldig. Er wußte es nicht.
»Sie sind der Fachmann!« drängte Sir James. »Sagen Sie es. Wo konnte er landen?«
»Ich bin überfragt.«
»Es gibt also für das Verschwinden der Maschine keine technische Erklärung!« faßte Sir James zusammen.
»So ist es.«
»Und die Suchtrupps haben auch nichts gefunden?«
»Ich erhielt keine Nachricht.«
Sir James sah ein, daß es keinen Sinn hatte, noch länger zu diskutieren.
Der Privatjet war verschwunden, und so, wie die Dinge nun einmal lagen, bestand kaum eine Chance, daß er je wieder auftauchen würde.
Der Leiter der Flugsicherung fühlte sich unwohl in seiner Haut.
»Sir, wir haben unser möglichstes getan, glauben Sie mir, aber das ist etwas völlig Neues. Bisher hat es immer Erklärungen gegeben…«
»Und das Bermuda-Dreieck?« fragte Sir James.
Der Techniker riß erstaunt seinen Mund auf. »Ja, glauben Sie denn daran, Sir?«
»Sie nicht, nach dem, was hier alles geschehen ist?«
»Nein, also eigentlich…«
»Ich würde Ihnen raten, daran zu glauben, mein Lieber. Es ist besser. Irgendwo zwischen England und Frankreich muß es so etwas wie ein Bermuda-Dreieck geben. Aber das herauszufinden, ist nicht Ihre Sache. Ich
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