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0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod

0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod

Titel: 0336 - Die Geburt des Schwarzen Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mußte ich es tun, denn aus ihnen waren monsterhafte Wesen geworden.
    Die Flügel, braunschwarz wie verbrannte Erde, standen aufrecht.
    Die Köpfe hatten sie gesenkt, und ihre Rüssel stachen bereits in die Haut des Mädchens.
    Ich dachte an meine wenigen Kugeln, die ich zur Verfügung hatte, und griff zunächst mit bloßen Händen zu. Wie eine Fledermaus ihre Flügel, so hatte ich meine Arme ausgebreitet, damit es mir gelang, beide auf einmal zu packen.
    Meine Finger gruben sich in die Flügel hinein und drückten sie zusammen wie alte Kissen.
    Ich riß sie mit geballter Kraft weg von den Armen der Französin.
    Auch die schmalen Saugrüssel lösten sich dabei. Einige Blutstropfen fielen noch herab, wie an einer dünnen Perlenschnur hängend.
    Wuchtig klatschte ich die Tiere gegen einen alten, rissigen Stamm.
    Als ich die leeren Hände zurückzog, fielen die Monster nicht mehr zu Boden, sondern blieben am Stamm kleben.
    Sie hingen dort wie angeheftet, während ihre Flügel dicke Risse zeigten. Und dann sah ich etwas, das mich erschreckte.
    Der Baumstamm, so normal er eigentlich aussah, begann damit, die Tiere zu fressen. Er verschlang sie und sog die Reste in seine dicke, gummiartige und gefährliche Rinde.
    Ich stand da, schaute zu und begriff allmählich, was hier geschehen war. In dieser Welt, in diesem Höllensumpf herrschte ein Gesetz. Das Gesetz des Stärkeren. Wer verletzt oder krank war, wurde radikal von den anderen vernichtet.
    So geschah es mit den beiden Riesen-Schmetterlingen, deren Flügel von mir eingerissen worden waren.
    Sie veränderten sich dabei. Ihre Haut wurde weich wie der Schlamm, bevor sie schließlich völlig verschwunden waren.
    Das Gesetz zu begreifen war nicht schwer, nur an die Folgen zu denken kostete mich Nerven. Sollte der Zufall es wollen, daß Claudine und ich uns verletzten oder wir geschwächt wurden, kannte die Umgebung keinerlei Pardon. Sie würde uns ebenso radikal vernichten, wie die Bäume es mit den Schmetterlingen getan hatten.
    Eine scheußliche Sache, über die ich mit Claudine nicht reden wollte.
    Sie schaute dorthin, wo die Schmetterlinge einmal gewesen waren, und schüttelte den Kopf.
    »Es gibt sie nicht mehr«, sagte ich.
    Einen zögernden Schritt trat sie näher. Auf ihrer Haut lag ein dicker Schweißfilm. »Warum?« hauchte sie.
    »Das Gesetz des Stärkeren!« Mehr erwiderte ich nicht. Statt dessen schaute ich mir ihre Arme an und sah tatsächlich zwei Punkte in der Haut. Dort hatten die gefährlichen Tiere mit ihren Rüsseln zugestochen.
    »Schmerzen die Wunden?« fragte ich.
    »Nein!«
    »Streck mal den Arm aus.«
    Das tat Claudine. Ich drückte an den Stellen, wo die Bisse zu sehen waren, die Haut zusammen. Kleine Blutperlen drangen hervor, die ich mir genau anschaute, aber keinen Unterschied zum normalen Menschenblut feststellen konnte.
    »War was?« fragte sie.
    »Nein, wohl nicht.«
    »Dann können wir jetzt weitergehen?«
    »Sicher, hier haben wir nichts mehr verloren.« Ich faßte nach ihrer Hand und zog sie mit.
    Das letzte gefährliche Intermezzo hatte mich noch vorsichtiger werden lassen. Wo die Schmetterlinge so plötzlich hergekommen waren, hatte keiner von uns sehen können. Sie waren praktisch aus dem Wirrwarr der Zweige und Äste wie Kugeln gefallen.
    Es war nicht festzustellen, ob wir uns dem Zentrum des Höllensumpfs näherten oder dessen Rand. Zum Glück blieb die Erde so hart, daß wir nicht einsanken.
    Nur wenn wir die Füße zurückzogen, hörten wir bei jedem Schritt ein Schmatzen, als wollte der Boden dagegen protestieren, daß wir noch weitergingen.
    Ich hatte mich stark konzentriert. Nicht nur allein optisch, auch akustisch. Das machte sich bezahlt, denn mit einemmal merkte ich, daß etwas mit dem Boden geschah.
    Er vibrierte.
    Sofort blieb ich stehen. Auch Claudine Auber verhielt ihren Schritt und blickte mich erstaunt an.
    Ich legte einen Finger auf die Lippen.
    Aus diesem Grund stellte sie die Frage auch leise.
    »Was ist geschehen?«
    Mit dem Zeigefinger deutete ich nach unten und gab ebenso leise die Antwort. »Etwas stimmt hier nicht. Ich habe das Gefühl, als würde der Boden vibrieren.«
    Das Mädchen nickte heftig. »Ja, das hatte ich auch, habe aber nichts gesagt.« Sie schaute sich ängstlich um, sah nicht mehr als ich, nur die braungrüne Wand um uns herum, die so tot wirkte und dennoch voller Leben steckte. »Und was sollen wir jetzt machen?«
    »Deckung suchen.«
    »Wieso?«
    »Das Vibrieren wird stärker.« Ich drehte

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