0336 - Die Todesmaske
nichts hinterlassen. Es war spurlos verschwunden.
»Langsam gewöhne ich mich daran«, bemerkte Zamorra trocken. »Übrigens muß ich da unten durch eine feste Holzwand geschlüpft sein, als die Luke zuflog und das Licht ausging. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, durch eine Tür gegangen zu sein, um in den Geschützraum zu kommen.«
»Wir sollten dieses Schiff verlassen«, sagte Nicole. »Sobald wir Monica gefunden haben, versuchen wir eines der Rettungsboote klarzumachen. Und dann verschwinden wir.«
Zamorra schlüpfte aus seinen nassen Sachen und breitete sie zum Trocknen aus.
»Zuerst machen wir etwas anderes«, sagte er. »Ich hab’s einfach satt, im Dunkeln herumzutappen wie ein Hanswurst. Ich versuche, das Amulett zu aktivieren. Danach dürften unsere Gespenster einen etwas schwereren Stand haben.«
»Ich sehe mich derweil vorsichtshalber nach Fackeln um oder nach etwas, das man zu Fackeln machen kann.«
»Hoffentlich wirst du an Deck fündig. Nach unten sollte jedenfalls keiner von uns mehr allein gehen«, warnte der Meister des Übersinnlichen. Nicole nickte. Zamorra zeichnete magische Symbole auf den Boden. Der Staub, der überall mehr oder weniger dicht verteilt lag, leistete ihm hierbei gute Dienste. Während Zamorra mit dem Experiment begann, das das Amulett wieder aktivieren sollte, durchstöberte Nicole das Schiffsdeck und die Aufbauten nach Brauchbarem.
Sie fand nichts.
Dafür aber einen zweiten Niederung.
***
Die FALCONET wurde elektronisch gesteuert. Oben auf der Kommandokanzel, die mit einer »Brücke« im klassischen Sinne nichts mehr zu tun hatte, rotierte der Radarschirm. Ein großer Monitor gab die möglichen Echos wieder und sorgte dafür, daß die FALCONET auch bei Nebel einwandfrei manövrieren konnte.
Das war normal, das gab’s bei jedem modernen Schiff.
Weniger normal waren die Motoren, die die Yacht auf eine schier unglaubliche Geschwindigkeit bringen konnten, wenn es erforderlich war. »Frag mich nicht, wie Grym das gemacht hat. Es muß mit der Form der Yacht Zusammenhängen, mit der Oberflächenbeschaffenheit, die vielleicht einen günstigeren Reibwert im Wasser hat, mit dem Luftwiderstand…,«
»Reibwert im Wasser?« Tendyke schmunzelte.
»Lach nicht, das gibt es. Irgendwie hat er es jedenfalls, geschafft, mehr Leistung aus den Motoren zu kitzeln, als sie von ihrer PS-Zahl eigentlich haben dürften.«
Von den Motoren war nichts zu hören. Drei schwere M.A.N-Diesel, ursprünglich nicht einmal als Schiffsmaschinen konstruiert, taten im Heck der Yacht schallisoliert ihre Arbeit und katapultierten die Yacht fast lautlos, nur von Windgeräuschen und Wasserrauschen begleitet, über den Ozean. Pete Yancey gab den Kurs, die gewünschte Geschwindigkeit und allerlei andere Daten über ein Terminal in den Zentralrechner ein, der das Schiff dann steuerte. Kursänderungen erfolgten ebenfalls über Computereingabe. Es reichte völlig, die Winkelgrade und die Bezeichnung »Steuerbord« oder »Backbord« per entsprechender Wunschtaste einzutippen, und das Boot reagierte unverzüglich darauf. Sensoren überwachten Windgeschwindigkeiten, Windrichtung und Seegang, und die Elektronik sorgte dafür, daß die Yacht haargenau den gewünschten Kurs lief. Ebenso war es möglich, bestimmte Kreisbögen zu fahren, oder auf der Stelle zu verharren, gegen Wind- und Wasserströmung. Da Kursdaten gespeichert werden konnten - eine Kurzzeitspeicherung für eine Dauer von 48 Stunden ging ohnehin ins elektronische Log zur Auswertung, es gab aber auch die Möglichkeit der Langzeitspeicherung -, ließ sich auch eine Fahrt bis auf den letzten Millimeter exakt zu jeder beliebigen Zeit wiederholen. Der Rechner verglich einstige mit aktuellen Daten und griff korrigierend ein. Der Kapitän konnte sturzbetrunken sein und brauchte nur auf die Taste zu drücken, die die entsprechenden Speicherdaten abrief, und die Yacht würde vollelektronisch und selbständig auf den Millimeter genau am Hafenpier anlegen, wo ihr regulärer Ankerplatz war.
Die FALCONET konnte in dieser Form den gesamten Schiffsbau revolutionieren.
»Was kostet dich dieser ganze Spaß eigentlich?« fragte Tendyke interessiert. Er hielt nicht allzuviel von technischen Spielereien dieser Art. Schiffe, Flugzeuge und Autos mußten Spaß machen. Wenn eine Automatik alle Funktionen übernahm, der Mensch ausgeschaltet wurde, dann machte das Benutzen eines Fahrzeuges ihm keinen Spaß mehr. Außerdem hatte er oft genug erlebt, daß Elektronik auf
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