0336 - Die Todesmaske
ungemütlich, und sie gaben ihr Sonnenbad auf.
Tendyke starrte das Infrarot-Laserbild an. Was war dieser Nebel? War es das gesuchte Geisterschiff?
Bei der momentanen Geschwindigkeit von über sechzig Knoten würden sie den Nebelfleck in weniger als einer halben Stunde rammen…
***
Zur gleichen Zeit, auf der anderen Seite des Erdballs:
»Sie kommen nicht mehr«, sagte Uschi Peters niedergeschlagen. Das blonde Mädchen kauerte mit untergeschlagenen Beinen auf dem breiten Bett und starrte die Fototapete an der Wand an, in der zu Anfang Monica, dann Zamorra und Nicole verschwunden waren und aus der vorübergehend auch eine Drachenechse mit roten Panzerschuppen ins Zimmer einzudringen versucht hatte.
Tony Cramert trat ins Zimmer. Er hielt ein Glas Limonade in der Hand, das er dem Mädchen reichte. Dann ging er zur Wand und preßte die Hände dagegen.
»Nichts«, sagte er. »Das Tor ist wieder geschlossen. Da kann nichts mehr hindurch.«
»Ich werde Gryf anrufen«, sagte Uschi Peters. »Er muß uns helfen. Meine Kenntnisse in Magie reichen nicht aus, das Weltentor wieder zu öffnen, und erst recht nicht, dann hinüberzugehen und etwas zu tun.«
»Sonst hättest du ja auch diesen Zamorra nicht herbeizitiert«, sagte Cramert unbehaglich. »Hör zu, bist du sicher, daß es richtig ist, noch mehr Leute herbeizutelefonieren? Ich dachte, dieser Zamorra sei der große Alleskönner. So hast du ihn mir wenigstens beschrieben. Was er nicht schafft, schafft keiner.«
Uschi schüttelte den Kopf.
»Er muß einen Fehler gemacht haben. Oder er ist in Gefangenschaft geraten. Vielleicht ist er auch tot. Es kann sein, daß dieses Drachenungeheuer hinter dem Weltentor steht und das Maul wie eine Mausefalle offen hat. Geht jemand hindurch, klappt die Luke zu.«
»Aber dann hat es deine Schwester ebenso erwischt«, sagte Cramert düster. »Entschuldige…«
»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, sagte Uschi. »Gryf… ich will nicht sagen, daß er mehr oder weniger kann als Zamorra. Aber… er macht es anders, verstehst du? Er ist ein Druide. Bei ihm kommt seine Magie aus ihm selbst, während Zamorra nur ein paar Zaubertricks einsetzt, um es mal so auszudrücken.«
»Nein, ich verstehe nicht«, sagte Cramert rauh. »Ich will auch nicht verstehen. Diese ganze unheimliche Geschichte durchschaue ich einfach nicht. Magie, Weltentore… was ist das überhaupt? Ich kann es mir trotz eurer Erklärungen immer noch nicht so richtig vorstellen. Ich weiß nur, daß inzwischen in dieser Tapete drei Menschen verschwunden sind, ohne daß es eine glaubwürdige, verständliche Erklärung dafür gibt. Und ich will nicht, daß noch mehr Menschen verschwinden. Dein Gryf zum Beispiel. Ich möchte diese verdammte Tapete am liebsten wieder von der Wand reißen, oder sie überkleben.«
»Damit wirst du an dem Weltentor auch nicht viel ändern«, sagte Uschi leise. »Es ist nach wie vor vorhanden, auch wenn es jetzt geschlossen ist. Aber es kann jederzeit wieder geöffnet werden. Egal, ob von dieser Seite oder aus der anderen Dimension.«
Tony Cramert schwieg.
Uschi erhob sich und trank aus. Dann verließ sie die Wohnung und das Mietshaus, um zur ein paar Dutzend Meter entfernt stehenden Telefonzelle zu gehen. Sie warf Münzen ein und begann zu wählen.
Hunderte von Kilometern entfernt auf einer Insel nördlich von Wales schlug in einer kleinen Hütte ein Telefon an, das es nicht gab…
***
»Ich schaffe es nicht«, gestand Zamorra nach einer Weile. »Ich kriege es diesmal nicht hin. Entweder bin ich noch zu erschöpft von den vorausgegangenen Aktionen, oder es arbeitet eine Kraft gegen mich…«
»Die Kraft, die in diesem Geisterschiff wohnt«, sagte Nicole leise. »Kann ich dir helfen? Bringt es etwas, wenn wir uns geistig zusammenschließen?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Die Blockierung liegt irgendwo anders. Sie hat nichts mit Qualität und Quantität der Magie zu tun. Da müssen wohl noch andere Dinge mitspielen.«
»Du hast es irgendwann einmal mit dem Ju-Ju-Stab geschafft«, erinnerte Nicole. Zamorra winkte ab. »Den hat jetzt Eysenbeiß. Vielleicht ist er in der Höllen-Tiefe so freundlich, mir das Amulett wieder einzuschalten…«
»Du mußt nicht zynisch werden«, sagte Nicole. »Tut mir leid…«
»Und du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Irgendwann finde ich’s raus, wie ich das Amulett wieder aktiviere. Vielleicht brauche ich noch einen halben Tag Pause.«
»Vielleicht sollten wir uns diesen halben Tag lang
Weitere Kostenlose Bücher