Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0336 - Die Todesmaske

0336 - Die Todesmaske

Titel: 0336 - Die Todesmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
alten Geschichten über das Geisterschiff besagten, daß jeder, der es sah, sterben mußte, warum sollte dann ausgerechnet dieser Mann die Ausnahme bilden? Es hatte ihn nur später erwischt als seine Kameraden.
    Vielleicht, damit er vom Geisterschiff erzählen konnte, auf daß die Legende neue Nahrung bekam…
    »Seeleute sind alle abergläubisch«, hatte Yancey angemerkt. »Zeige mir einen, der es nicht ist, und ich vermache mein gesamtes Vermögen dem Schatzamt. Spinnerei, Aberglaube und jede Menge Seemannsgarn steckt hinter dieser Geisterschiffgeschichte. Ich nehme eher an, daß die CLARKTOWN irgend einem geheimen Kriegs- oder Spionage-U-Boot über den Kurs gelaufen ist und versenkt wurde. Unser Freund hat sich dann eine spannende Geschichte dazu ausgedacht, um sich wichtig zu machen. Oder man hat ihn sogar an Bord gehabt und ihm diese Sache hypnotisch eingeflößt, damit alle Ermittlungen in die falsche Richtung laufen.«
    »Du liest zuviel Spionagegeschichten«, warf Tendyke ihm vor.
    »Ich lese überhaupt nichts mehr, mit Ausnahme der Nullen hinter den Ziffern auf den Schecks, die ich bekomme.«
    »Dann verdanken wir es also Leuten wie dir, daß der Absatz von Abenteuerromanen nachläßt?« spöttelte Tendyke.
    »Schreib eine Geschichte über dein Leben, und es geht wieder aufwärts«, gab Yancey nicht minder spöttisch zurück.
    Das war in der Nacht gewesen. Jetzt, in den Vormittagsstunden, hatte Tendyke die FALCONET erreicht. An Bord rührte sich nichts. Schlief Yancey noch, oder war er nicht im Schiff?
    »Pete!« schrie Tendyke. »Bitte an Bòrd kommen zu dürfen!«
    Nichts rührte sich. Tendyke nahm die Erlaubnis als gegeben an und betrat über den schmalen weißen Laufsteg, der zur Yacht gehörte und einfahrbar war, das Bootsdeck. Die FALCONET gehört zur Dreißigmeterklasse und war nach Tendykes Schätzung nur mit nicht weniger als vier Mann Besatzung zu fahren.
    »Vielleicht«, murmelte er, »sollte ich, ehe wir losfahren, einen Topf mit roter Leuchtfarbe beschaffen und hier und da einen Farbklecks anbringen.« Er schlenderte über das Deck dem Kabinenaufbau entgegen. Darüber befand sich die Kommandokanzel, eine fast vollverglaste, stromlinienförmige Erhebung, auf deren Dach eine waghalsige Antennenschirmkonstruktion aufragte. Funkmast und Radar. Tendyke grinste plötzlich. »Nein«, beschloß er. »Keine rote Leuchtfarbe -statt dessen streiche ich ihm die Fensterflächen auch noch weiß an. Das Glas stört doch so ungefärbt.«
    »Was brabbelst du da, Mann?« fragte eine Mädchenstimme. »He, bist du Tendyke? Dann herzlich willkommen an Bord.«
    Tendyke drehte sich langsam um. Hinter ihm war aus einer sich lautlos öffnenden Tür ein Mädchen aufgetaucht. Recht hübsch, zu Tendykes Freude nur mit einem engen weißen T-Shirt und einem freundlichen Lächeln bekleidet, und das zerwühlte schulterlange Haar - natürlich! - weißblond, Tendyke fragte sich, ob Yancey vielleicht auch noch eine andere Farbe kannte als weiß; daß er sich offenbar sogar seine Gespielinnen nach der Haarfarbe aussuchte, ließ die Marotte ins Geschmacklose abgleiten.
    »Danke«, sagte -der Abenteurer. »Nicht, daß es mir nicht gefällt, Girlie - aber wir sind noch innerhalb der Dreimeilenzone, sogar innerhalb des Hafens. Du könntest Ärger bekommen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.«
    »Wieso errege ich Ärgernis?« fragte sie, folgte Tendykes Blick und sah an sich herunter. »Oh!« Und dann war das T-Shirt trotz wilden Zupfens immer noch nicht lang genug. Das Mädchen verschwand wieder im Schiffsinneren. »Komm rein.«
    Tendyke folgte der Aufforderung. Er trat in eine Art Salon, zwei Stufen tief unter den Decksplanken und erlesen ausgestattet. Erstaunt hob Tendyke die Brauen. So totenbleich die weiße Yacht von außen wirkte, so farbenfroh leuchtete hier der Luxus. Und in alledem saß Pete Yancey im weißen Bademantel in einem Ledersessel, glattrasiert und ungekämmt, und neben ihm auf der Sessellehne ein weiteres weißblondes Mädchen in weißen Shorts. Mädchen Nr. 1 huschte durch eine weitere Tür davon.
    »Hallo, Rob«, sagte Yancey. »Du bist etwas zu früh gekommen. Ich hatte erst gegen Mittag mit dir gerechnet.«
    Tendyke schmunzelte. »Tut mir leid, daß ich euch gestört habe. Ich will’s auch nie mehr wieder tun. Aber je eher wir auslaufen, um so mehr Zeit haben wir für unsere Suchaktion.«
    »Wonach sucht ihr?« fragte das Mädchen neben Yancey.
    »Nach einem tierisch wertvollen Schatz«, sagte Yancey

Weitere Kostenlose Bücher