Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0336 - Die Todesmaske

0336 - Die Todesmaske

Titel: 0336 - Die Todesmaske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
versprach, unverzüglich zu kommen.
    Immerhin ließ er Uschi noch genügend Zeit, selbst in die Wohnung zurückzukehren und Tony Cramert auf das Erscheinen des Druiden vorzubereiten. Dennoch weiteten sich die Augen des jungen Studenten in ungläubigem Staunen, als aus dem Nichts heraus ein blonder junger Mann im Jeansanzug und mit wirrem Haar erschien. Ein Windzug ging durch das Zimmer, als verdrängte Luft sich Platz suchen mußte.
    Die Augen des Blonden leuchteten in grellstem Schockgrün.
    »Ich bin Gryf«, stellte er sich einfach vor und begrüßte Uschi Peters mit einem brüderlichen Kuß auf die Wange. Sie lächelte. Gryf war sehr zurückhaltend. Sie hatte ihn auch schon weit aus weniger brüderlich erlebt…
    »Ich bin froh, daß du gekommen bist«, sagte sie. »Du mußt uns helfen.«
    »Ich fasse es nicht«, murmelte Cramert. »Wie ist das möglich?«
    »Druiden-Magie«, sagte Gryf gelassen. »Man nennt das den zeitlosen Sprung. Ich kann mich innerhalb eines Herzschlags von jedem beliebigen Ort an fast jeden anderen beliebigen anderen Ort versetzen. Einzige Bedingung ist, daß ich einigermaßen bei Kräften sowie in Bewegung bin und eine klare Vorstellung von meinem Ziel habe. Ein Ort, den ich nicht kenne, ist immer ein großer Risikofaktor, und ein solches Risiko gehe ich lieber nicht ein. Ich möchte ungern von einer Schrankwand oder Hausmauer halbiert werden, nur weil ich zufällig genau da ankomme, wo diese Wand oder Mauer ist.«
    Cramert seufzte. Sein Seufzen wäre vermutlich noch lauter ausgefallen, wenn er gewußt hätte, daß dieser Druide, der wie ein Zwanzigjähriger aussah, schon länger als achttausend Jahre lebte…
    Gryf ließ sich auf einem Küchenstuhl nieder, zog sein Pfeifenbesteck hervor und begann umständlich damit, eine Pfeife zu stopfen und in Brand zu setzen. »Es ist schon ein kleines Wunder, daß du mich erreicht hast, Uschi«, stellte er fest. »Den Anschluß gibt es eigentlich gar nicht, er wird nur durch Magie erzeugt, und wenn mein Gerät nicht auf ›Empfang‹ ist, kommt niemand zu mir durch. Aber seit sich unser allseits geschätzter Freund Sid Amos alias Asmodis bei Merlin einquartiert hat, sind wir weniger oft in Caermardhin zu finden, dafür häufiger wieder in meiner kleinen Inselhütte. Merlin ist für Teris und meine Begriffe ein wenig zu vertrauensselig… aber jetzt will ich wissen, was hier los ist.«
    Uschi und Tony berichteten abwechselnd. Gryf zog an seiner Pfeife und seufzte. »Ich kann versuchen, das Tor zu öffnen, aber ich garantiere für nichts«, sagte er. Er ging in das Schlafzimmer hinüber und betrachtete die Fototapete.
    »Irgend etwas daran gefällt mir nicht«, sagte er. »Die Tapete ist ein Schlüssel, das Schloß aber fehlt«, sagte er.
    Uschi hob die Brauen. »Wie meinst du das?«
    Gryf berührte die Tapete mit den Fingerspitzen. Es schien, als würde das grüne Licht in seinen Augen kräftiger. Der Druide blieb einige Zeit starr stehen.
    »Was…«, begann Cramert, aber Uschi legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen. »Nicht stören«, flüsterte sie. »Er darf jetzt nicht aus seiner Konzentration geweckt werden.«
    Cramert preßte die Lippen zusammen und beobachtete weiter.
    Es mochte eine halbe Stunde vergangen sein, während der Gryf unbeweglich vor der Wand gestanden hatte. Nicht einmal ein Lidreflex an seinen Augen war zu beobachten gewesen. Da endlich löste er sich von der Tapete, trat ein paar Schritte zurück und ließ sich auf die Bettkante fallen. Sein Gesicht war ausdruckslos, als er sich die Augen rieb.
    »Reißt die Tapete von der Wand«, sagte er. »Es ist besser.«
    »Wieso?« wollte Cramert wissen. Er hatte nach den Erlebnissen mit dem Verschwinden von Menschen und dem Durchbruch des Drachenschädels auch schon mit diesem Gedanken gespielt, aber damit war das Weltentor bestimmt nicht für alle Zeiten verschlossen. Cramert konnte sich nicht vorstellen, daß eine aufgeklebte Tapete allein eine Tür in eine andere Welt sein konnte.
    »Dazu muß ich etwas weiter ausholen«, sagte Gryf leise. »Zunächst: Hinter dieser Tapete, in der Wand, gibt es kein Weltentor. Es gibt es nicht mehr«, schränkte er ein. »Und ohne diese Tapete wird es dort nie wieder eines geben. Die Tapete ist magisch behandelt worden. Jemand hat sehr viel Kraft aufgewendet, um sie zu einer Art Katalysator zu machen, zu einem Schlüssel. Jemand, der wissen mußte, daß in dieser Wohnung ein Weltentor entstehen könnte.«
    »Aber wer kann das sein?«
    »Jemand, der

Weitere Kostenlose Bücher