0338 - Falschgeldhandel 1:4
ausführlich. Jede Kleinigkeit ist von Belang.«
»Tja, ich kam erst ziemlich spät, gegen neun Uhr. Walter war bereits da, und ich hatte den Eindruck, die beiden hätten sich wieder einmal gestritten. Im Laufe des Abends aber wurde es recht vergnügt. Gegen elf Uhr erklärte Walter, er habe Hunger, Jeannette schlug vor, etwas aus Tony’s Grill in der Amsterdam Avenue zu bestellen. Wir einigten uns auf Pastetchen, für die Tony berühmt ist. Um halb zwölf kam der Bote. Jeanette nahm ihm die Pastetchen ab und ging damit in die Küche, um sie anzurichten. Sie brachte auch ein paar Flaschen Bier mit, und wir setzten uns an den Tisch. Walter aß schnell und hungrig. Jeanette knabberte nur an der Pastete, und ich hatte noch gar nicht angefangen, weil ich damit beschäftigt war, Bier einzuschenken und den Plattenspieler anzustellen. Plötzlich wurde Walter grün im Gesicht und sagte, ihm sei 40 furchtbar schlecht. Jeanette sprang auf und holte Kohletabletten aus ihrer Hausapotheke. Aber als sie zurückkam, hatte er bereits die Besinnung verloren. Jetzt bekam ich es mit der Angst und rief die Unfallstation an. Als ich fertig war und mich umdrehte, war Jeanette verschwunden, und Walter lag…«, sie zögerte einen Augenblick.
»Walter lag so, wie Sie ihn fanden?«
Sie nickte.
»Sie glauben also, dass Miss Harris geflüchtet ist?«
»Ich weiß es nicht. Ich kann es mir einfach nicht denken«, schluchzte sie. »Die einzige Möglichkeit ist, dass sie vor Entsetzen einfach weggelaufen ist.«
Der Lieutenant schüttelte den Kopf.
»Unter solchen Umständen läuft man nicht weg. Sie sagten doch, Miss Harris sei sehr eifersüchtig gewesen und die beiden hätten Streit gehabt.«
»Das mit dem Streit war nur eine Annahme. Ich weiß es nicht. Ich kann mir auf keinen Fall vorstellen, dass Jeanette…«
»Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie Ihre Freundin schützen wollen, aber Tatsache ist doch, dass sie während sie mit der Unfallstation telefonierten, das Haus fluchtartig verließ. Es ist auch nicht abzustreiten, dass Mr. Waters vergiftet wurde, und zwar, wie der Arzt annimmt, mit Arsenik.«
»Ich kann mir das einfach nicht denken.«
»Dann sagen Sie mir, wie Sie sich das vorstellen. Im Restaurant hatte niemand Grund, die Pasteten zu vergiften, und außerdem scheint ja nur die vergiftet gewesen zu sein, die Mr. Waters gegessen hat. Miss Harris hat zwar nicht viel aber doch so viel genossen, dass es ihr zumindest hätte sehr übel werden müssen.«
Lieutenant Crosswing schwieg für eine lange Minute. Seine Stirn lag in Ealten.
»Eigentlich merkwürdig, dass Sie nichts gegessen haben, Miss Baldwin.« Der Ton war vielsagend. »Sind Sie ganz sicher, dass es Ihre Freundin war, die die Pasteten anrichtete?«
Das Mädchen starrte den Lieutenant an, als könne sie nicht begreifen, was er damit sagen wolle. Dann schien sie den Sinn seiner Worte zu erfassen.
Sie schrie laut und hysterisch auf, warf sich vornüber auf die Couch und brach in ein wildes Schluchzen aus.
Der Polizeiarzt kümmerte sich um sie. Ich war der Meinung, dass das Mädchen nichts mit dem Mord zu tun habe.
Inzwischen hatten die Detectives ihre Untersuchung abgeschlossen. Sie hatten keine Spur von Gift in der Wohnung entdecken können. In der Küche lag noch der Karton, in dem der Bote die Pasteten gebracht hatte, sogar der Ofen war noch warm. Also musste Jeanette Harris sie heiß gemacht haben. Miss Baldwins Aussage wurde bestätigt.
»Was machen wir nun mit ihr?«, fragte Crosswing.
»Vorläufig am besten gar nichts«, antwortete Doc Price. »Sie wird in einer knappen Stunde wieder o. k. sein. Dann kann sie jemand nach Hause bringen. Sie braucht nicht ins Krankenhaus, und ich würde auch nicht raten, sie zu transportieren, so lange sie schläft. Vielleicht ist Mr. Cotton so freundlich.«
»Ich lasse jedenfalls Sergeant Holloway zurück. Wenn Sie, Jerry, nicht so lange warten können, so wird er das Mädchen nach Hause schaffen«, meinte Crosswing.
Der Tote wurde abtransportiert die Mordkommission räumte das Feld. Nur Sergeant Holloway und ich blieben zurück.
»Das ist eine merkwürdige Angelegenheit«, meinte der Sergeant. »Haben Sie gesehen, dass Miss Harris’ Hütchen und Mantel noch in der Garderobe hängen? Sie muss weggerannt sein, wie sie ging und stand. Ich kann das nicht begreifen.«
»Es sei denn, sie hat die Pastete, die Waters aß, vergiftet«, meinte ich.
»Das wird Doc Price in Kürze feststellen. Er hat den Teller und die beiden
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