0339 - Die Stunde des Eisernen Engels
sich nicht gerührt und den Schwarzen Tod gewähren lassen. So lange, bis das gewaltige Skelett seine Sense wieder nach vorn schlug.
Da erst geriet Bewegung in den Eisernen!
Geschickt tauchte er unter der heranpfeifenden Sense hinweg, die einen Kreisbogen schlug und wieder zurückkehren wollte. Hoch schwang der Eiserne Engel sein Schwert über den Kopf. Auch er drehte es im Kreis, und beide Waffen klirrten abermals gegeneinander.
Schwert und Sense!
Keine Waffe gewann. Dennoch wurden Funken geschlagen, die Spuren in die Düsternis zeichneten. Mit einem wütenden Laut und einer ruckartigen Bewegung zog der Schwarze Tod die Sense wieder zu sich heran, weil er erkannt hatte, daß er gegen den Eisernen nichts ausrichtete. Und das wunderte ihn sehr.
Hatten ihm die Großen Alten nicht selbst gesagt, daß er unbesiegbar wäre?
Und jetzt dies.
Auch Suko hatte dem Kampf fasziniert zugeschaut. Es machte ihm plötzlich nichts mehr aus, nur Zuschauer zu sein. Er hatte längst erkannt, daß die anderen stärker waren und er dem Eisernen sein Leben verdankte. Der Sense wäre Suko nie mehr entwischt.
Der Chinese hatte dann erlebt, wie die beiden gegeneinander antraten, und er sah auch das Schwingen des magischen Pendels. Es bewegte sich von allein, ohne daß der Engel etwas dazu unternommen hätte.
Obwohl der Inspektor den Schwarzen Tod und dessen Reaktion nicht allzugut kannte, wurde er das Gefühl nicht los, daß sich dieser Skelett-Dämon vor dem Pendel fürchtete. Suko suchte nach einem Grund. Er dachte automatisch an Izzi, den Höllenwurm. Auch er stammte aus ferner Zeit. Der Schwarze Tod mußte ihn gekannt haben. Und Izzi war durch das Pendel besiegt worden. Schaffte es auch der Schwarze Tod?
Es wäre gut gewesen. So hätte dieser Dämon seine erste Niederlage erlitten.
Momentan brütete eine dumpfe Stille über dem Sumpf. Auch das düstere Licht verschwand allmählich. Am unendlich erscheinenden Himmel schob sich das rote Glosen wieder näher. Es drückte die Schwärze zurück, so daß der Himmel seinen ursprünglichen Schein zurückbekam.
Ein unheimliches Bild, das aber in diese Welt und auch die Szenerie hineinpaßte.
Der Höllensumpf begann zu leben. Stinkende Nebelschwaden stiegen aus dem Boden, verteilten sich, wurden zu Wolken, die sich immer weiter ausbreiteten und lautlos über die braunschwarze Oberfläche krochen. Sie verdeckten so manch dicke Blase, so daß nur die platzenden Geräusche zu hören waren, wenn sie durch den Druck zerstört wurden.
Weit im Hintergrund sah Suko die Riesen-Insekten durch die schwarze Luft schwirren, und die vier Horror-Reiter, die nicht eingegriffen hatten, wirkten wie Denkmäler des Teufels.
Die Zeit des Abwartens war angebrochen.
Auch für Suko, und er wollte diese Spanne nutzen. Seit dem Auftauchen des Eisernen wußte der Inspektor, daß es wieder aufwärts ging. Auch Claudine Auber sollte dies erfahren. Deshalb winkte Suko ihr zu.
Er mußte die Bewegung zweimal durchführen, um von dem Mädchen verstanden zu werden.
Dann erst reagierte sie.
Claudines Nerven waren noch immer gespannt. Sie schaute Suko aus ängstlichen Augen an, und auch sein Lächeln konnte sie nicht beruhigen. »Ich habe Angst!« hauchte sie. »Was ist das für eine Gestalt?« fragte Claudine Suko.
»Der Eiserne Engel?«
»Ja. Er ist ein guter Freund. Sei froh, daß er gekommen ist, sonst wären wir verloren gewesen.«
»Wieso kann er…?«
Suko lächelte. »Diese Geheimnisse werden wir wohl kaum lösen können. Nimm ihn als Tatsache hin.«
»Das ist wie im Märchen«, sagte Claudine leise.
»Es scheint wohl Länder zu geben, wo Märchen wahr werden«, erwiderte Suko lächelnd.
Es waren vorerst seine letzten Worte, denn die Horror-Reiter, die bisher ruhig auf ihren pechschwarzen Pferden gesessen hatten, ritten plötzlich an.
Sie kümmerten sich nicht um den Eisernen Engel, auch Suko war uninteressant geworden, für sie zählte allein der Schwarze Tod.
Der Reiter, den Suko vom Pferderücken geholt hatte, war ebenfalls aufgesessen. Von vier Seiten nahmen sie Kurs auf das gewaltige schwarze Skelett.
Der Eiserne Engel hatte seine rechte Hand sinken lassen. Die Schwertspitze wies zu Boden. Obwohl er nicht gerade klein war, wirkte er im Verhältnis zum Schwarzen Tod und dessen Reittier doch winzig.
Er stand da und schaute nach vorn.
Die Reiter interessierten ihn nicht, wohl aber das strahlendrote Pendel, dem er hin und wieder einen kurzen Blick zuwarf.
Es schwang von einer Seite auf die
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