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0339 - Walpurgisnacht

0339 - Walpurgisnacht

Titel: 0339 - Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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vier Nullen. Hoffach schien es sich leisten zu können. Er mußte bekannt sein; der Scheck wurde akzeptiert. Also war er dem Casino für diesen Betrag auf jeden Fall gut. Aber weshalb diese hohe Summe? Was wollte er damit erzwingen?
    Irena machte normalerweise um Spielcasinos einen weiten Bogen. So hoch war ihr Gehalt auch nicht, daß sie es leichten Herzens verspielen konnte. Abgesehen davon kam sie kaum einmal aus dieser Gegend heraus; und da war das Bad Harzburger Casino das einzige, was sie hätte besuchen können. Aber es reizte sie nicht, wie sie auch selten in Tanzlokalen zu finden war. Sie pflegte ihr Hobby, und damit war sie allgemein ausgelastet. Hin und wieder ging sie aus, so wie heute, aber es waren Ausnahmen.
    Vielleicht, dachte sie, lebte sie deswegen bisher noch allein.
    Aber sie war mit sich allein am zufriedensten. Sie brauchte keinen anderen Menschen. Und jetzt erst recht nicht mehr.
    Die Casino-Atmosphäre war ihr fremd. Sie kannte die Summen nicht, um die hier gespielt wurden. Sie hatte zwar davon gehört und gelesen, daß manchmal innerhalb weniger Stunden Hunderttausende gewonnen oder verspielt wurden. Aber es war nicht die Welt, in der sie sich auskannte.
    Hoffach dagegen schien hier zu Hause zu sein. Nun, wahrscheinlich war er auch durchs Spiel reich geworden. Denn auch er verdiente zwar viel, aber nicht so viel, daß er zehntausend Mark an einem Abend verpulvern konnte.
    Denn er mußte das Risiko eingehen, daß er alles verlor! Andererseits aber konnte er mit diesem Einsatz und etwas Glück mit einem Schlag Millionär werden.
    Seine Jetons kamen. Er setzte – und verlor.
    Irena konzentrierte ihre innere Kraft immer wieder auf die Kugel und steuerte sie. Sie sorgte dafür, daß Hoffach einfach nicht mehr gewinnen konnte. Die Kugel fiel grundsätzlich an seinen Zahlen vorbei. Hin und wieder gewann Irena selbst, meist die anderen. Ihre Gewinne und Verluste hielten sich ziemlich die Waage, das Türmchen aus Spielmarken blieb stets in bestimmter Höhe, während Hoffach verlor. Er wurde immer wütender.
    Die drei präparierten Jetons befanden sich immer noch in seinem Besitz.
    Sie schienen an ihm zu kleben. Irena lächelte.
    Plötzlich spürte sie, daß ihr Kraftpotential nachließ. Jetzt noch ein letzter, großer Schlag, dann würde sie aufhören zu spielen.
    Da konnte sie die Kugel nicht mehr steuern. Mitten im Drehen des Tellers verlor Irena die Kontrolle.
    Aber diesmal war es Zufall, daß Hoffach trotzdem verlor. Die Pechsträhne schien sich an ihm festgefressen zu haben. Irena verließ den Roulettetisch. Im Gehen sah sie, wie Hoffach erneut Jetons forderte und einen Scheck ausstellte.
    Tief atmete sie durch. Dann wechselte sie ihre Spielmarken wieder zurück.
    Sie hatte insgesamt etwa dreißig Mark Gewinn gemacht. Das war ein sehr kleiner Fisch gegen die Summen, die bei den anderen den Besitzer wechselten. Aber sie war nicht gekommen, um zu gewinnen oder zu verlieren. Sie war gekommen, um Hoffach auf seinen Tod vorzubereiten.
    Sie sah auf die Uhr. Es war spät geworden. Sie mußte zusehen, daß sie zurück in ihre Wohnung kam und ein wenig schlief. Denn morgen wartete wieder der Büroalltag auf sie.
    Langsam schlenderte sie zu ihrem Wagen zurück.
    ***
    Sie schlenderten hin und her, verweilten an diesem und an jenem Tisch und plauderten über alles Mögliche, nur nicht über den Verkauf des Beaminster-Cottage. Irgendwie fühlte Zamorra sich hier im Casino ein wenig fehl am Platz. Nach einer Weile erinnerte er sich wieder an die schwarzhaarige Frau, aber als er bewußt nach ihr Ausschau hielt, konnte er sie nirgendwo mehr entdecken. Sie schien schon gegangen zu sein.
    »Wir sollten vielleicht auch allmählich gehen«, schlug er vor, nachdem Nicole seinen suchenden Blick bemerkt und er ihr erklärt hatte, nach wem er Ausschau hielt. »Ich bin sicher, daß noch irgendwo ein Lokal geöffnet hat, notfalls die Hotelbar. Aber ich habe einfach kein gesteigertes Interesse, hier eine Stehparty auf Dauer zu veranstalten.«
    »Einverstanden – wenn du es dem alten Eisenfresser beibringst. Der scheint am Spieltisch zu kleben.«
    Möbius hatte sich wieder an einem der Roulettetische niedergelassen.
    Als sie ihn aufstöberten, hatte er die Hälfte seines vorherigen Gewinns wieder abgegeben. »Einverstanden«, sagte er. »Aber es war ein schöner Spaß. Gehen wir.«
    Es war Zufall, daß er zu Hoffach hinübersah.
    »Was ist denn mit dem los?«
    Hoffach redete an seinem Platz heftig auf einen der

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