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0339 - Walpurgisnacht

0339 - Walpurgisnacht

Titel: 0339 - Walpurgisnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Angestellten ein und gestikulierte aufgeregt und hektisch. Zamorra sah aufmerksam hinüber.
    Zu verstehen war nichts, weil beide Männer leise sprachen, aber Zamorra verstand sich ein wenig auf die Kunst des Lippenlesens. Er wußte selbst nicht, weshalb er sich plötzlich so sehr für Hoffach interessierte.
    Ein Instinkt?
    »Er hat haushoch verloren«, erklärte Zamorra leise, was er aus raschen Lippenbewegungen ersah. Er begriff nur Bruchstücke, aber die reichten aus. Hoffach versuchte einen weiteren Scheck über einen hohen Betrag anzubringen, den das Casino offenbar nicht mehr akzeptieren wollte. Die Begriffe »Bank« und »Wechsel« fielen. Schließlich erhob sich Hoffach wütend, schob den Angestellten mit einem heftigen Ruck zur Seite und strebte mit stampfenden Schritten zum Ausgang.
    Direkt auf Stephan Möbius zu, der von dem schnellen Aufbruch seines ehemaligen leitenden Angestellten zu überrascht wurde, um ausweichen zu können. Hoffach prallte fast gegen ihn und stutzte.
    »Herr Möbius! Ich traue meinen Augen nicht… wie kommen Sie denn hierher?«
    »Geschäftsreise«, log der alte Eisenfresser ungerührt. »Sind Sie jetzt hier im Harz beschäftigt? Bei dieser Kaufhauskette… wie hieß sie noch…«
    »Unwichtig«, keuchte Hoffach. »Herr Möbius, wir kennen uns doch lange genug. Ich habe gerade etwas Pech gehabt. Aber ich spüre, daß ich wieder in eine Gewinnsträhne komme. Es geht wieder aufwärts! Helfen Sie mir?«
    »Ich? Wieso? Haben Sie kein Geld mehr, Herr Hoffach?«
    Hoffach verzog das Gesicht.
    »Ich sagte schon, ich habe ein wenig Pech gehabt«, wiederholte er.
    »Diese verdammten Narren weigern sich, einen weiteren Scheck oder Wechsel anzunehmen. Sie wollen eine Deckung. Wenn Sie über die Firma vielleicht…«
    »Sind Sie wahnsinnig geworden?« fragte Möbius gelassen. »Ich werde mich hüten, Ihrer Spielleidenschaft noch Vortrieb zu liefern.«
    »Aber Sie haben doch selbst gespielt…«
    »Papperlapapp! Sie hätten früher aufhören müssen. Wieviel haben Sie denn schon verloren?«
    »Siebzigtausend, grob geschätzt«, murmelte Hoffach. Dann sah er auf.
    »Aber ich schaffe es. Die Pechsträhne ist zu Ende! Ich weiß, daß ich beim nächsten Mal gewinne. Ich…«
    Möbius winkte ab.
    »Sie haben doch schon gespielt, als Sie noch in Frankfurt waren. Damals haben Sie gewonnen, wußten wahrscheinlich immer, wann Sie aufhören mußten. Warum haben sie sich jetzt auf so eine Geschichte eingelassen? Wissen Sie was? Geben Sie der Spielbank Ihren Mercedes. Der dürfte für weitere siebzigtausend gut sein.«
    »Sie haben gut reden«, ächzte Hoffach. »Hören Sie, helfen Sie mir dieses eine Mal! Sie kennen mich! Ich teile den Gewinn auch mit Ihnen.«
    »Eben, weil ich Sie kenne und mir einfach nicht vorstellen kann, wie Sie in diesen Verlust rutschen konnten: nein«, verkündete Möbius.
    Hoffach kannte den Tonfall, in dem der alte Eisenfresser jetzt sprach, wohl von früher und wußte, daß das Möbius’ letztes Wort war. Er ballte die Fäuste.
    »Entschuldigung«, warf Zamorra ein. »Ihre Pechsträhne ist jetzt zu Ende? Hier. Beweisen Sie es.«
    »Wer sind denn Sie?« keuchte Hoffach. Er starrte fassungslos auf die Handvoll Spielmarken, die Zamorra ihm hinhielt.
    Plötzlich dämmerte es ihm. »Sie müssen der Geisterprofessor sein, nicht wahr? Ich habe Sie einmal in Frankfurt gesehen… als Skribent erschossen wurde…«
    »Mitnichten. Das war Ewigk«, sagte Möbius trocken. »Aber Zamorra war schon ein paarmal in der Zentrale.«
    Hoffach griff hastig nach den Jetons, die Zamorra ihm gab. Kopfschüttelnd sahen Nicole und Möbius ihm nach, als er zurück an den Spieltisch eilte. Er setzte die Spielmarken komplett.
    »Dieser Narr«, murmelte Möbius. »Zamorra, warum verschleuderst du deine Marken? Die sind doch auch bares Geld.«
    »Er soll sich selbst beweisen, daß es alles nichts wird«, sagte der Professor.
    »Mit dem Glückspiel ist es eine seltsame Sache. Da – gleich rollt die Kugel. Nichts geht mehr.«
    Hoffach verlor.
    »Gehen wir«, sagte Möbius. »Bevor er noch einmal aufkreuzt und sich ausweint.«
    Sie fanden ein Lokal in der Bummelallee, zweistöckig und großzügig verglast, und ließen sich im oberen Stockwerk nieder. Zamorra dachte über Hoffach nach. Wie konnte ein Mann, der als beherrschter und »sicherer« Spieler beschrieben wurde, es geschehen lassen, daß er innerhalb von ein paar Stunden mehr als siebzigtausend Mark verlor und diesen Verlust noch vergrößern

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