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034 - Der Weg nach Westen

034 - Der Weg nach Westen

Titel: 034 - Der Weg nach Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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keines ein.
    »Sebezaan«, sagte sie trocken. Dave sperrte Mund und Augen auf, und die Frau lächelte. Seine Fassungslosigkeit machte ihr Spaß.
    Sebezaan.. . Auch so eine Verballhornung…
    Natürlich dachte Dave sofort an Säbelzahntiger. Kopfschüttelnd trottete er hinter Urluk und seinen Männern her zu den Riesenkatzen.
    Einige Kriegerinnen schwangen sich eben auf deren Rücken.
    Sebezaan… warum nicht? Warum soll es in einer Welt, in der es B-17-große Eulen, Wälder auf Bahnsteigen und bucklige Männer namens Urluk und Arlon gibt, nicht auch Säbelzahntiger oder Löwen geben…? Eigentlich bin ich das einzige Phänomen, das es in dieser Welt nicht geben dürfte…
    Plötzlich kam er sich irgendwie verloren vor. Und reichlich fehl am Platz.
    Sein Blick fiel auf Daanahs Gesäßbacken.
    Straff wölbten sie sich unter dem roten Stoff ihres Rocks, oder wie immer man das Kleidungsstück auch bezeichnen mochte. Dave sah die Muskelstränge auf und ab tanzen. Sie schwang ihre Hüften, wie Frauen in jener Welt es zu tun pflegten, aus der Dave stammte.
    »Siehst du, McKenzie?«, seufzte er in sich hinein. »Nicht alles ist fremd hier…« Er blieb stehen und versank in den Anblick.
    Als hätte sie seinen Blick gespürt, drehte Daanah sich um. Ihre Augen funkelten spöttisch. Sie winkte ihn zu einem der Tiere.
    »Aufsteigen. Ich helf dir.«
    Er atmete tief durch. Dann nahm er allen Mut zusammen und langte mit gespreizten Fingern zum Rücken der Katze hinauf. Und ehe er sich versah, packten kräftige Hände seinen Oberschenkel und stemmten ihn auf den Rücken des Tieres.
    Er drückte die verrutschte Brille gegen seinen Nasenrücken. Mit süßsäuerlichem Grinsen blickte er zu Daanah hinab. Die strahlte ihn an und schien ihre helle Freude an seiner Verwirrung zu haben. Sie schnallte sich ihre Armbrust auf den Rücken. Mit einem Satz schwang sie sich hinter ihn. Ihre Rechte tastete nach dem Zügel, die Linke legte sich von hinten um Daves Bauch. Ihm wurde heiß und kalt zugleich.
    Gott, dachte er, als das Tier sich in Bewegung setzte, das glaubst du mir niemals, Mickey…
    ***
    In weiten Sätzen sprangen die Riesenkatzen über Schutthügel, Mauerreste und Gräben. Dave hatte Mühe, sich den Bewegungen der graziösen Tiere anzupassen. Er klammerte sich im Rückenfell fest. Von hinten stützte und hielt ihn Daanah.
    Die immer gleiche Szenerie glitt rechts und links an ihm vorbei: Fassaden voller Efeu, schwärzliche Ruinen hinter Buschwerk, Bäumen und Gestrüpp, zerfallene Autowracks in Hecken und Grashainen, zerklüftete Straßen, und über allem der unveränderlich graue Himmel. Fast war es ihm schon vertraut, dieses gespenstische Bild.
    Bald bogen die exotischen Reittiere in eine breite Schneise ein und liefen nordwärts. Längst mussten sie das Zentrum der Hauptstadt erreicht haben.
    Streckenweise war der Straßenzug von relativ unbeschädigten Häusern gesäumt. Einige kamen Dave bekannt vor. Ein Gebäude links konnte er trotz des ihn umgebenden Birkenwäldchens identifizieren. Ein Museum. In ihm hatte Dave eine Ausstellung über Terrorismus besucht. Anfang September letzten Jahres war das gewesen, gleich an seinem zweiten oder dritten Tag in Deutschland. Später war kaum noch Zeit für solche Ausflüge geblieben.
    Anfang September letzten Jahres… dachte er und schüttelte ratlos den Kopf. Bist du sicher, dass es im letzten Jahr war?
    Und kurz darauf wieder ein nur wenig zerstörtes Gebäude, an das er sich erinnerte. Der Sitz des Deutschen Bundesrates. Ein Taxifahrer, der ihn zum Brandenburger Tor gebracht hatte, hatte ihn darauf aufmerksam gemacht. Auch das musste im vergangenen September gewesen sein. Zwei gewaltige Eichen streckten ihre Kronen durch das teilweise eingestürzte Dach. Und jetzt fiel ihm auch der Name der von der Natur zurückeroberten Straße ein: Wilhelmstraße.
    Wenig später tauchte ein Stück Berlin vor ihnen auf, das man selbst dann kannte, wenn man die Stadt nie besucht hatte: Der Pariser Platz und das Brandenburger Tor. Über den von niedrigen Büschen, kniehohem Gras und zahllosen kleinen Kratern übersäten Platz ritten sie auf das monumentale Bauwerk zu.
    »Halt die Katze einen Augenblick an«, bat Dave.
    Daanah tat ihm den Gefallen. Etwa zweihundert Meter vor der Toranlage blieben sie stehen. Schweigend betrachtete Dave die Ruine.
    Der linke der beiden Flügelbauten war vollständig zusammengebrochen. Die vier Säulen der Frontseite standen noch und trugen zerbröckelte Überreste des

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