034 - In den Krallen der Nebelhexe
hinausfahren«, kommandierte der Mann aus Springfield. »Auf dem
Weg zu Ihrem Grab werde ich mich mit Vergnügen noch etwas mit Ihnen
unterhalten…«
●
Tanner saß
ihm gegenüber, die Mündung der Waffe war genau auf Brents Herz gerichtet.
X-RAY-3 legte
sich in die Riemen und fuhr aufs offene Meer. Der Wellengang war beachtlich.
Im Boot
setzte Tanner seine Ausführungen unaufgefordert fort.
»Cindy
Calhoon glaubte an Geister und Spuk, an Hellsehen und Wahrsagen. Ihr größter
Wunsch war es, Kontakt zu ihrer verstorbenen Schwester zu bekommen, um zu
erfragen, was sie seinerzeit veranlaßte, sie testamentarisch dazu zu zwingen,
die World’s Family als Haupterben einzusetzen. Wir waren noch sehr jung,
meine Partnerin und ich, als wir in einer Hypnose und Trick-Show über jeden
Rummelplatz tingelten. Bei einer solchen Show hatte Jeany Calhoon uns gesehen
und Kontakt aufgenommen. In ihrem Haus, so behauptete sie, gehe etwas
Unerklärliches vor. Manchmal sähe sie eine Nebelgestalt, die deutlich die
Umrisse einer Frau hätte. Die Gestalt schwebe lautlos durch die Luft, käme
manchmal durch das Fenster und streiche dann durchs ganze Haus. Mit uns sprach
Jeany Calhoon darüber, mit niemand sonst. Sie faßte Vertrauen zu uns, weil sie
glaubte, daß wir in der Lage wären, Kontakt mit jenseitigen Mächten
aufzunehmen. Schließlich könne meine Partnerin in Trance Dinge von sich geben,
die sie normalerweise nicht wisse.
Das stimmte
nur zum Teil, wir hatten natürlich unsere Tricks. Aber es stimmte. Seit einiger
Zeit konnte Tina, meine jetzige Frau, Dinge erfassen und kundtun, für die wir
keine Erklärung hatten. Uns war ein Vorstoß in einen Schattenbereich gelungen,
den wir weiter zu ergründen hofften. Wir wandten uns nach dem Tod Jeany
Calhoons an Cindy und erklärten uns bereit, mit ihr spiritistische und okkulte
Versuche durchzuführen.
Dazu kamen
wir sogar einige Male in Cindy Calhoons Haus.
Ich versetzte
Tina in Trance und forderte sie auf, Kontakt zu dem Nebelgeist herzustellen,
der sich so oft sehen ließ und ruhelos Anwesen und Haus durchstreifte.« Tanners
Stimme veränderte sich. »Sie gab sich als Patricia O’Leary zu erkennen…«
Als der Name
O’Leary fiel, zuckte Larry Brent unwillkürlich zusammen.
Tim O’Leary
war der Erbauer des Hauses. Er war auf dem kleinen Privatfriedhof beerdigt,
ebenso wie seine Tochter Patricia, wie die Menschen, die später den Besitz
übernommen hatten.
»Sie hat als
Patricia O’Leary gesprochen? Aber das war kein Jux mehr, da hatte der Teufel
schon seine Hand im Spiel, nicht wahr?«
Tanner
grinste satanisch. »Es ist anzunehmen, denn wir beide konnten das Spiel, das
wir begonnen hatten, schon längst nicht mehr so fortsetzen, wie wir es wollten.
Es war ein Faktor hinzugekommen, eine Macht, die wirklich existierte, die wir
nicht mehr zu erfinden brauchten.
Die Nebelhexe
und Patricia O’Leary sind ein und dieselbe Person…« Larry Brent fühlte sofort:
Hier wurde ihm in einem Triumphgefühl die Wahrheit gesagt, eine Wahrheit, die
von ungeheurer Tragweite für ihn war.
»Erzählen Sie
mir alles darüber, Tanner!«
Der Mann
lachte. »Ich kann mir denken, daß Sie das verwirrt. Ich gebe Ihnen noch fünf
Minuten. Dann sind wir weit genug draußen, so daß ich Sie in Ruhe abknallen
kann. Den Rest besorgen das Meer und die Fische…
Patricia
O’Leary war eine Seele von Mensch. Sie hatte ein großes Herz für andere, es gab
keinen Tadel an ihr. Sie steckte voller Ideale, sie war gewissermaßen perfekt,
falls man das von einem Menschen überhaupt sagen kann.
Da lernte sie
eines Tages einen Mann kennen.
Er spazierte
am Strand entlang. Es war Liebe auf den ersten Blick. Die beiden heirateten.
Und aus Patricia O’Leary wurde Missis McCoy. Aber McCoy war eine Bestie in
Menschengestalt. Er trank, schlug seine junge Frau, und durch Tina kam heraus,
daß er sie oft tagelang in den dunklen Keller sperrte, hungern und dürsten ließ
und sie folterte. In ihr Herz zog der Haß ein, ein Haß, wie niemand ihn sich
vorstellen kann, der nicht selbst das durchgemacht hat, was sie durchmachte.
Sie, die
stets gottesfürchtig gewesen war, verfluchte ihren Gott und wandte sich dem
Satan zu.
Sie erhielt
die Kraft, ihre Fesseln zu sprengen. Aber sie blieb in dem finsteren Keller,
sprach Tag und Nacht mit dem Fürsten der Hölle und verschrieb ihm ihre Seele,
wenn sie von ihm die Gelegenheit erhalten würde, sich an dem Mann zu rächen,
der sie so erniedrigt hatte, der eine
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