034 - In den Krallen der Nebelhexe
Calhoon manchmal besucht
hatte, wenn sie sich in ihrem Haus auf dem Point Gorda aufhielt.
Es wurde
erzählt, daß Cindy Calhoon ein freundschaftliches Verhältnis zu dieser Person
gehabt hatte. Sie legte Karten und weissagte die Zukunft. Vielleicht erfuhr er
da noch mehr, was die Hinweise durch den Anwalt und Claire Simpson noch
verstärkte.
Er setzte
sich ans Steuer seines Lotus Europa und fuhr los.
Plötzlich
vernahm er leises Rascheln hinter sich.
Er konnte den
Kopf nicht mehr wenden.
Ein harter,
kühler Gegenstand wurde ihm in den Nacken gedrückt.
»Keine Panik,
obwohl Grund dafür ist«, sagte eine unpersönliche Stimme. Larry hatte die
gleiche Stimme schon freundlicher gehört. Letzte Nacht im »Pacific View«.
Larrys Blick
ging in den Innenspiegel, und X-RAY-3 sah den elegant gekleideten Mann hinter
sich sitzen.
»So begegnet
man sich wieder«, grinste der andere triumphierend. »Diesmal unter günstigeren
Umständen, wie mir scheint. Fahren Sie immer geradeaus! Wenn Sie Petrolia
hinter sich haben, geht’s links runter zum Strand. Genau dort möchte ich hin.
Und da wir in einem Auto sitzen und ich die Richtung bestimme, bleibt Ihnen
wohl nichts anderes übrig als mitzufahren…«
Mit einem
einzigen Blick nahm Larry die veränderte Lage in sich auf. Im Moment hatte er
keine Chance, als das zu tun, was der andere von ihm verlangte.
»Warum
stellen Sie mir nach? Was interessiert Sie so sehr an mir?« fragte Brent rauh.
Er fuhr nicht schneller und dachte verzweifelt darüber nach, wie es dem Fremden
gelungen war, dieses massiv gesicherte Auto zu knacken und sich heimlich hinter
dem Fahrersitz zu verschanzen.
Da war Magie
im Spiel eine teuflische Kraft, die ihm geholfen hatte, hier einzudringen.
»Sie interessieren
mich deshalb, weil Sie als einziger in der Lage sind, etwas zu verhindern, was
seinen Lauf nehmen wird.«
»Und was ist
das?«
»Für jemand,
der nur noch kurze Zeit zu leben hat, sind Sie erstaunlich neugierig.«
»Man kann
nicht aus seiner Haut heraus, nicht wahr? Wenn man schon sterben muß, möchte
man auch ganz gern wissen, warum und durch wen…«
»Ich bin
Mister Tanner und will verhindern, daß Sie weiterhin in Cindy Calhoons
Privatleben herumschnüffeln…«
»Und woher
wissen Sie, daß ich das tue?«
»Ich habe
meine speziellen Informanten, die mir so etwas zuflüstern, wenn ich mich
entsprechend konzentriere…«
»… und einige
Praktiken dabei betreibe, die Ihnen sicher nicht besonders guttun.«
»Was mir
guttut oder nicht, überlassen Sie besser mir.«
»Ist es für
Sie, Tanner, denn so wichtig, daß das Verbrechen an Cindy Calhoon nicht
aufgeklärt wird?« Larry provozierte und ließ nicht locker, während er tausend
Möglichkeiten untersuchte, um die Gefahr in seinem Nacken zu beseitigen.
»Was bei
einer Aufklärung herauskommt, kann uns vorerst egal sein. Was uns nicht egal
ist, ist der Hintergrund, der uns direkt betrifft. Ich nehme an, Sie versuchen
inzwischen herauszufinden, wer sich hinter der Bezeichnung The World’s
Family verbirgt, die im Testament Cindy Calhoons vorkommt…«
»Genauso ist
es, Tanner.«
»Dann kann
ich Ihre Neugier schon stillen. Hinter dieser Bezeichnung verbergen sich
niemand anders als meine Frau und ich.«
»Sie sind die
Köpfe einer religiösen Sekte?«
»Religiös
nicht in Ihrem Sinn, Brent.«
»Dann liege
ich mit meiner Vermutung richtig. Sie dienen einer teuflischen Macht und
betreiben okkulte und schwarzmagische Praktiken. Cindy Calhoon ist Ihnen in die
Falle gegangen…«
»Sie hat
unsere Bekanntschaft gesucht, um es richtig auszudrücken. Cindy Calhoon war oft
unser Gast in Springfield… Dort in unserer Wohnung nahm alles seinen Anfang.
Eigentlich durch einen Jux, wenn ich ganz ehrlich sein soll.«
Brent
erwartete, daß Tanner weitersprach. Doch der tat ihm nicht den Gefallen. Der
Mann, der ihn bedrohte, beobachtete genau die Straße.
»Da vorn
geht’s jetzt links ab, Brent. Nicht vergessen!«
Larry hielt
sich gezwungenermaßen an den Befehl. Kurze Zeit später kam er auf eine weniger
befahrene Straße, von der ein Weg zwischen die Dünen abzweigte.
Tanner gab
genau an, wohin der Lotus zu steuern war.
Hinter einer
mit Gras bewachsenen Düne hielt X-RAY-3. In der Einöde abseits der
Hauptverkehrswege war weit und breit kein Mensch zu sehen.
Leichter
Nebel waberte über den Strand. Der Wind war frisch und zerzauste die Haare.
Tanner
dirigierte Larry Brent zu einem Ruderboot.
»Einsteigen
und aufs Meer
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