0340 - Alvas Feuerkuß
gnadenlos den Befehlen des Teufels gehorchen und das Dreieck auf seine Brust drücken.
Er zerrte an seinen Fesseln. Die Manschetten hielten ihn fest. Bill erreichte nur, daß er sich die Haut an den Gelenken aufscheuerte und Blut unter den Rändern der Manschetten herfloß.
»Ja, Angst«, zischte die Hexe. »Angst sollst du haben, du Bastard. Das ist es, was ich meine. Du mußt vor Angst vergehen. Alle Menschen haben Angst, wenn sie mit der Hölle in Berührung kommen. Auch du wirst flehen und zittern…«
»Verdammt, ich…«
»Nein!« schrie die Hexe.
Wie ein unheimliches Gespenst tauchte sie aus dem Flammenring auf. Ihr Gesicht verzerrte sich noch stärker, wurde übergroß und für Bill war es eine Maske des Schreckens.
Davor sah er das Dreieck.
Rotglühend wie ein höllisches Auge, das sich im nächsten Augenblick auf seine Haut preßte.
Bisher hatte Bill Conolly nicht geschrien. Das änderte sich von einer Sekunde auf die andere…
***
Pernell Kent hatte sämtliche Hemmungen abgeworfen. Seinen Schlag sah Jane Collins noch kommen, aber sie konnte ihm nicht mehr ausweichen. Er traf sie voll und schleuderte sie zu Boden.
Jane fiel ins Gras. Mit dem Rücken war sie aufgeschlagen. Den Aufprall spürte sie überall am Körper, auch ihr Hinterkopf war in Mitleidenschaft gezogen worden, und das Kinn schien nicht mehr vorhanden zu sein. Zweige schlugen über ihr zusammen, und Jane befürchtete, daß ihr letztes Stündlein geschlagen hatte.
Dennoch hielt sie wie im Krampf den Würfel fest. Bisher hatte ihn Pernell Kent noch nicht gewollt, weil er zu sehr mit Bill Conolly und der Hexe beschäftigt gewesen war. Jane hatte feststellen können, daß diese Alva und der Höllen-Detektiv zusammenarbeiteten. Die beiden bildeten ein Duo. Sie hatten sich gesucht und gefunden. Der Teufel selbst schmiedete das Band zwischen ihnen zusammen.
Wie die Mutter ihr Baby, so hielt die Detektivin den Würfel fest.
Wenn sie ihn aus der Hand gab, war sie verloren, das wußte sie genau. Deshalb reagierte sie so und wollte ihn auch nicht loslassen.
Wenigstens nicht freiwillig.
Sie hatte erlebt, daß es wieder Spaß machen konnte, relativ normal zu leben. Und dieses Leben wollte sie unter allen Umständen behalten.
Kent lachte dreckig. Dumpf und sehr gedämpft drang das Lachen an Janes Ohren, dennoch hörte sie den Triumph daraus hervor. Ihn konnte Kent nicht verbergen.
»Das mußte sein«, erklärte er. »Du hast mich lange genug geärgert. Dieser Schlag war nötig.«
Jane konnte ihn verstehen. Zudem bewies ihr diese Reaktion auch, daß noch etwas Menschliches in ihm steckte. Er hatte sich gehen lassen. Das taten Dämonen im Normalfall nicht.
Sie lag still. Der Kopf kam ihr vor, als wäre er um das Doppelte angewachsen. Nicht nur auf den Boden war sie gefallen, auch zwischen hüfthohes Buschwerk. Manche Zweige hingen nach unten.
Deren Blätter streichelten Janes Gesicht, wenn sie vom Wind bewegt wurden.
»Komm wieder hoch!« Der Höllen-Detektiv dachte nicht daran, ihr zu helfen. Er wußte genau, daß sein Schlag nicht ausgereicht hatte und schaute zu, wie sich Jane Collins schwerfällig auf die rechte Seite drehte, den Würfel in die Armbeuge klemmte, sich abstützen konnte und zitternd auf die Füße kam.
So blieb sie stehen.
Nur zwei Schritte entfernt hielt sich Pernell Kent auf. Die beiden Revolver schienen in seinen Händen angewachsen zu sein. Als dunkle Löcher starrten Jane die Mündungen an. Das Gesicht des Mannes zeigte keinen Funken von Gefühl.
Wenn sie nach links sah, schimmerte dort dunkler Lack. Es war der Porsche, der in dem Buschwerk abgestellt worden war.
»Wir sind ganz allein«, erklärte der Höllen-Detektiv. »Und darauf habe ich gewartet. Niemand ist da, der dir hilft. Jetzt kann ich den Auftrag des Teufels durchführen. Er will den Würfel und deinen Tod. Zuerst nehme ich mir den Würfel, dann werde ich dich erledigen. Ein Schuß wird bei dir reichen. Ich schaue zu, wie du dich auflöst und…«
»Hören Sie auf!« flüsterte Jane. »Verdammt, hören Sie auf!«
»Angst, wie?«
»Ja.«
»Du hättest eben die Hölle nicht verraten sollen!«
Jane hob die Schultern. Ihr Gesicht nahm einen verzweifelten Ausdruck an. »Ich habe niemanden verraten. Ich weiß überhaupt nicht, was damals geschehen ist. Sie können mich doch nicht ohne Grund töten…«
»Willst du mich auf den Arm nehmen?« Kent gab sich erstaunt.
»Das habe ich noch nie erlebt. Betteln und Flehen kann ich mir vorstellen, aber
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