0340 - In der Häuserschlucht des Grauens
sich schlecht.
Eine halbe Stunde später lag die Fluglisteauf Phils Schreibtisch. Sie war per Eilboten zugestellt worden.
Wir kannten vier der Namen, die dort aufgeführt waren. Die ersten drei kümmerten uns weniger, denn sie waren uns nicht neu. Raoul Boulanger war tot, Sonja Kronen hatten wir schon gesehen, von Sheila Masters hatten wir gehört. Aber einen Mann Hatten wir kaum erwartet, und das war Joe Maggio. Er war einer der drei Burschen, die wir etwas genauer unter die Lupe nehmen sollten, und daß gerade sein Name auf dieser Flugliste auftauchte, war bestimmt kein Zufall.
Ich angelte mir den Hut vom Haken, nickte Phil zu und steuerte auf die Tür zu.
»Ich habe das Gefühl, daß wir uns eine Menge Lauferei ersparen können, wenn wir zuerst unserem alten Freund Joe Maggio einen Besuch abstatten. Der wird sich bestimmt wie ein Schneekönig freuen.«
Phil lachte.
»Das wird er bestimmt, aber noch glücklicher wird er sein, wenn wir ihn wieder verlassen haben.«
***
Joe Maggio hauste in einem Palast draußen in Bridgeport.
Architektonisch hätte der weiße Kasten wahrscheinlich besser an den Golf von Almeria gepaßt als nach Bridgeport. Dafür wirkte er hier um so imposanter. Er hatte auch bestimmt einen hübschen Batzen Geld gekostet. Daran schien es Joe Maggio allerdings nie zu fehlen, was wieder einmal beweist, daß Diamanten ein gutes Geschäft bedeuten.
Joe Maggio hatte am Broadway einen hochfeinen Laden mit hochfeinen Angestellten. Er hatte aber auch noch in der Morgan Street ein kleines Büro, in dem es keine Angestellten gab und wo die Geschäfte nicht so hochfein waren. Die erledigte Joe Maggio höchstpersönlich, und die Gewinne, die dabei entstanden, grenzten schon ans Wunderbare. Eines wußten wir mit Bestimmtheit: Der vornehme Laden am Broadway warf bestimmt nicht halb soviel Gewinn ab wie das schäbige Büro in der Morgan Street.
Wir bimmelten eine Weile an den spanischen Kuhglocken, drückten dem Butler unsere Hüte in die Hand und fragten nach Joe Maggio.
Das Haus war innen so gut eingerichtet, wie es außen imposant war. Dafür hatte ein Innenarchitekt für anständige Bezahlung gesorgt, denn Joe Maggio selbst kannte wohl kaum den Unterschied zwischen einem flämischen Meister und einem modernen Impressionisten. Dafür kannte er sich in der Diamantenbranche besser aus.
Joe Maggio hatte noch immer eine weiße Serviette um, als er auf uns zukam. Wir hatten ihn offenbar beim Essen gestört. Er wischte mit seinen kurzen dicken Fingern über die rotsamtene Dinnerjacke und streckte uns dann in brüderlicher Geste die Rechte hin.
»Sagen Sie nur nicht, irgendwer habe versucht, meinen Laden am Broadway auszurauben?« pfiff er zwischen den wulstigen Lippen hervor. Er mußte mindestens zwei Zentner wiegen und hatte es bestimmt nicht leicht, sich in seine Kleidung zu zwängen. Die dunkle Haut sah immer ein wenig ölig aus, und das krause schwarze Haar, das ihm in die niedrige Stirn hing, verstärkte diesen Eindruck noch. Kein Wunder, daß er sich im Hintergrund hielt, wenn mit ehrenwerten Kunden verhandelt wurde.
»Falsch getippt, Joe«, gab ich zurück. »Einbrüche werden von den uniformierten Cops bearbeitet. Aber wenn Sie Ihr Gehirn ein wenig zermartern, werden Sie sich schon daran erinnern, daß wir vom FBI sind.«
Joe Maggio grinste, aber das machte ihn nicht sympathischer, sondern zeigte nur, daß er einen kleinen Teil seines Vermögens für Goldplomben ausgegeben hatte.
»Richtig! Mr. Cotton und Mr. Decker, wenn ich mich nicht täusche«, triumphierte er, »Einer von Ihnen hat sich doch hoffentlich nicht verlobt und will jetzt einen billigen Ring bei mir kaufen?«
Ich schüttelte langsam den Kopf.
»Ihre billigen Diamanten sind wahrscheinlich aus Glas, und woher die teuren stammen…«
Sein Gesicht war auf einmal ernst und yerschlossen. Er sah aus wie ein Catcher, der eben aus dem Ring geworfen wurde.
»Jetzt haben Sie den Spaß aber zu weit getrieben, Cotton«, keuchte er zwischen den rundlichen Wangen hervor. »Ich mache reelle Geschäfte und lasse mir nicht nachsagen, ich triebe…«
»Schon gut, Maggio«, unterbrach ich ihn. »Regen Sie sich nicht auf. Ich möchte zuerst einmal wissen, was Sie heute abend getrieben haben.«
»Keine Ahnung, was Sie mir anhängen wollen, aber diesmal haben Sie eine Niete gezogen«, knurrte er erleichtert. »Ich bin schon den ganzen Tag zu Haus. Ich bin nämlich erst heute morgen aus Europa zurückgekommen.«
»Mich interessiert nur die Zeit
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