0341 - Die Nadel der Cleopatra
kurze Lendenschurz, der seine Hüften bedeckte. Er kam aus einer längst zurückliegenden Zeit in eine völlig andere und würde so reagieren, wie er es gewohnt war.
Zerstören und vernichten.
Der Knochenbrecher war unterwegs…
Mir rann ein Schauer nach dem anderen über den Rücken, als ich daran dachte.
»Verdammte Bestie!« schrie ich und wurde gleichzeitig von mehreren Blitzen geblendet.
Diesmal war es kein magisches Licht, sondern die elektronischen Blitze der Kameras, denn erste Reporter hatten den Weg gefunden.
Für sie war es ein gefundenes Fressen.
In der Ferne heulten Sirenen, die sehr schnell anschwollen. Die Polizei hatte um Verstärkung gebeten, doch wen sollte sie hier raushauen? Gegen den Koloß kamen sie nicht an.
Erste Schüsse peitschten auf. Ich sah die Beamten auf der Straße stehen, die Waffen in Anschlag.
Pistolenkugeln hieben gegen die breite Brust des Monstrums. Sogar das Klatschen der Kugeln vernahm ich, doch die konnten den anderen nicht aufhalten.
Er ging seinen Weg.
Unaufhaltsam.
Und er zertrat den ersten Wagen.
Es war wieder wie in einer Zeitlupenszene. Beinahe lästig hob er das rechte Bein, bevor er seinen Fuß auf das Dach eines deutschen Audis senkte. Dickes Blech besaßen die Wagen sowieso nicht. Aber wie leicht dieser Gewaltmensch aus der Vergangenheit den Wagen zertrat, war unbeschreiblich. Das Blech schien aus Papier zu sein, das Dach verschwand plötzlich, wobei das Material »schrie« und knirschte, als würde es selbst starke Schmerzen erleiden.
Alles ging zu Bruch. Scheiben platzten, aber auch Kanten schnitten in die Haut.
Es tat sich nichts.
Nicht ein Tropfen Blut quoll hervor, höchstens ein wenig Staub.
Dann ging Usanga weiter.
Für mich wurden Alpträume war. Als Jugendlicher hatte ich mir diese japanischen Monsterfilme hin und wieder angeschaut. Da zerstörte dann ein Monster aus der Urzeit eine ganze Stadt.
Hier sah es ähnlich aus.
Wie konnte ich ihn besiegen? Wie kam ich an ihn heran?
Vielleicht mit einem Hubschrauber.
Plötzlich durchzuckte mich die Idee.
Die Reporter knipsten, einige Polizisten schossen, erreichten nichts, und meine Stimme überschlug sich, als ich den Leuten zubrüllte: »Besorgt mir einen Hubschrauber!«
Das war wie vor Jahren, als ich gewissermaßen noch am Beginn meiner Karriere als Geisterjäger stand. Da hatte ich es mit einer gewaltigen Mumie zu tun gehabt, die eine Pyramide sprengte, um in die Freiheit zu gelangen. [3] Mit einem Flugzeug war ich gegen sie angeflogen, hier mußte ich es ähnlich versuchen.
Bis ich den Schrei hinter mir hörte und mir sofort die größten Vorwürfe machte, denn ich wußte, wer den Ruf ausgestoßen hatte.
Suko!
An ihn hatte ich nicht mehr gedacht, wo er sich doch in der Gewalt dieser verdammten Weiber befand.
Wer sie waren, was sie waren, das alles kümmerte mich in diesen Augenblicken nicht, ich wollte Suko retten.
Und ich stürmte auf sie zu.
Die Frau mit dem Stab gab einen zischenden Befehl.
Augenblicklich drehten sich die beiden anderen um und stellten sich gegen mich.
Ich dachte nicht daran, vor ihnen zurückzuweichen, feuerte im Laufen auf sie und erlebte eine Szene, wie ich sie mir erträumt hatte.
Beide Kugeln hatten sie getroffen, und sie konnten diesem Silber nichts entgegensetzen.
Zu Boden wurden sie geschleudert, wälzten sich umher, wollten wieder hoch, da war ich bei ihnen.
»Im Namen des Osiris!« brüllte ich und preßte der ersten mein Kreuz in den Nacken.
Ich hörte es zischen. Grünes Licht umgab mich, vermischt mit einem beißenden Rauch. Das beflügelte mich, so daß ich mir die zweite Person vornehmen konnte.
Sie war wieder hochgekommen, ihre Krallenhand zielte auf mich, dahinter war das Gesicht schaurig verzerrt, und ich nahm wieder mein Kreuz, um es ihm gegen den Körper zu pressen.
»Osiris!« schrie ich abermals und vertraute auf den hohen Gott der Ägypter, der mir schon öfter geholfen hatte.
Das Allsehende Auge war aktiviert worden. Diejenige Person, die sich in alter Zeit gegen die Gottheit gestellt hatte, bekam ihre fürchterliche Rache zu spüren. Vor meinen Augen verging sie. Wurde graugrün und gleichzeitig brüchig, so daß ihre Beine das Gewicht des Körpers nicht mehr halten konnten und sie zu Boden fiel.
Dort wurde sie zu Staub.
Wie auch die erste.
Blieb noch die Frau mit dem Stab.
Und sie stand über Suko gebeugt.
Schräg und breitbeinig hatte sie sich aufgebaut, den Arm mit dem Stab hielt sie so weit nach unten, daß das
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