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0341 - Keiner kennt die Todesstunde

0341 - Keiner kennt die Todesstunde

Titel: 0341 - Keiner kennt die Todesstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keiner kennt die Todesstunde
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weiße Knäuel wollte im Lift bleiben. Da wir uns in den Vereinigten Staaten befanden, wo jeder das Recht hat zu tun, was ihm beliebt, solange er ändern damit nicht auf die Nerven fällt, bestand kein Anlaß, das Knäuel gewaltsam aus dem Lift zu entfernen.
    Madame Rouchefoucalds Alter ließ sich nicht bestimmen, lag aber sicher höher als fünfundzwanzig. Alles an ihr war vollkommen: der Teint, die Frisur, das Kleid, das Make-up, die Haltung und die Art, wie sie sprach. Sie war derart vollkommen, daß man unwillkürlich das Gähnen unterdrückte. Da Phil sich auf so etwas versteht, überließen wir es ihm, die ersten Brücken zu schlagen. Ich fand sein Benehmen albern für einen Mann, dessen Job es ist, gegen Gangster anzutreten, aber Madame taute auf. Ihre kühle Reserviertheit wich einer lauwarmen Reserviertheit, und mehr konnte niemand bei ihr erreichen.
    Wir wurden eingeladen, näher zu treten, und taten es auch. Das große Wohnzimmer war so vollkommen wie seine Bewohnerin.
    O ja, Madame erinnerte sich selbstverständlich der Kundin Dorrit Marvin. Madame kannte überhaupt alle ihre Kundinnen persönlich. Ja, Miß Marvin war am letzten Freitag dagewesen, am späten Nachmittag etwa zwischen fünf und halb sieben. Was im einzelnen getan worden sei, ließe sich im Geschäft aus den geführten Aufzeichnungen feststellen, auf die letzte Handreichung genau (was ich sofort glaubte, weil sie wahrscheinlich mit wenigstens einem Dollar berechnet wurde). Nein, mit Miß Marvin habe Madame an dem Tage nicht geplaudert. Miß Marvin befand sich in lebhafter Konversation mit einer anderen Kundin, einer gewissen Leslie Bleeker — Pardon, Missis Harrison natürlich seit der Hochzeit mit Mister Harrison.
    Als der Name Bleeker fiel, fuhr ich in die Höhe. Die schnelle Bewegung trug, mir einen mild-verächtlichen Seitenblick ein.
    »Augenblick mal!« sagte ich, und es war mir gleichgültig, ob meine Haltung , zum Sessel und mein Gesicht zum Kleid der vollkommenen Madame paßten. »Wollen Sie sagen, daß Dorrit Marvin am Freitag hier mit Leslie Bleeker sprach? Mit jener Leslie Bleeker, deren Familie voriges Jahr den großen Mordprozeß hatte?«
    »Der Bruder von Miß Bleeker, Todd, glaube ich, wurde Von dem jüngeren Bruder Patrick getötet«, erklärte Madame hoheitsvoll. »Ich wüßte nicht, was das arme Mädchen dafür kann! Außerdem ist sie inzwischen schon fast ein Jahr Missis Harrison,«
    »Nur noch eine Frage«' rief ich, während sich in meinem Kopfe die waghalsigsten Spekulationen überstürzten. »Was für Haare hat Leslie Bleeker? Die ursprüngliche, natürliche Farbe meine ich.«
    »Tizianrot«, sagte Madame völlig verständnislos.
    »Danke!« rief ich. »Das wollte ich wissen. Kommt, ihr beiden, wir sind auf der richtigen Fährte!«
    ***
    Ein paar kleine Steinchen hatten eine Lawine ins, Rollen gebracht. Innerhalb von sechzig Minuten befanden sich 42 G-men im Einsatz. Dazu kamen die Leute von der Mordkommission und achtzehn weitere Detektive, die Deputy Commissioner Stoneway nach einem Telefongespräch mit Sergeant Schulz abstellte.
    Die Aktionen konzentrierten sich auf zwei Schwerpunkte: Nördlich der 99. Straße wurde ein unsichtbarer, aber dennoch in Sekundenschnelle abzuschließender Ring aufgebaut, in dessen Mittelpunkt das Haus lag, in dem die beiden gesuchten Gangster Bill Rock und Gastone Levaldi wohnten. Ihr Opfer, der alte Tabakwarenhändler Winters, lag zu dieser Zeit auf dem Operationstisch des Mt.-Sinai-Hospitals. Obgleich dem alten Mann selbst die Ärzte kaum eine reelle Chance einräumten, kam er durch, aber das erwies sich erst Wochen später.
    Der zweite Einsatzort lag am Riverside Drive im Westen von Manhattan. Hier stand das Haus der Familie Bleeker. Es wurde von sechsundzwanzig G-men eingekreist, ohne daß selbst den nächsten Nachbarn etwas aufgefallen wäre. Sechs Streifenwagen der Stadtpolizei ohne Rotlicht und Polizeibeschriftung, aber mit getarnten Sprechfunkgeräten ausgerüstet und von Männern der 4. Mordkommission besetzt, lösten sich in unregelmäßigen Abständen und auf ständig wechselnden Parkplätzen in der Nähe des Hauses ab, um auch jedes abfahrende Auto nicht mehr aus den Augen zu lassen. Um bei der Verfolgung eines solchen Wagens keinen Verdacht auf kommen zu lassen, standen vom FBI vier weitere Fahrzeuge bereit, die über Sprechfunk überallhin dirigiert werden und dort eine Ablösung der verfolgenden Wagen vornehmen konnten, wo es am günstigsten war. Während erfahrene

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