0342 - Schädeltanz
Grundausstattung ist vorhanden. Beta, können Sie mir die Stelle zeigen?«
Er klappte den Atlas auf und blätterte, bis er Mexiko gefunden hatte. Beta beugte sich über die Karte. Sein Zeigefinger kreiste suchend, dann stieß er auf das Papier hinab. »Da ist es«, sagte er.
»Mexiko City?« fragte Gryf verblüfft.
Beta schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Etwas weiter südlich. Cuernavaca. Ich bin sicher.«
»Wehe, wenn nicht, mein Freund«, sagte Gryf. »Wenn Sie mich in die Irre springen lassen, werde ich Sie in einen quakenden Frosch verwandeln und den Störchen zum Fraß vorwerfen.«
»Ich irre mich nicht«, beharrte Beta.
Gryf zuckte mit den Schultern. »Gut. Ich verlasse mich darauf. Also auf nach Cuernavaca, zu den sombrerogeschützten Mexicanos und ihren heißblütigen Señoritas… Ich erzähle dir später einen Teil meiner Abenteuer, Ted, ja? Laß dir die Zeit nicht lang werden und sieh zu, daß du endlich wieder auf die Beine kommst.«
»Verflixt, du sollst dich um den Dhyarra-Kristall und seinen Besitzer kümmern und nicht um die heißblütigen Señoritas«, fauchte Ted Ewigk.
Gryf grinste lausbubenhaft.
»Manchmal, mein Freund, kann man das eine mit dem anderen verbinden…«
Und im zeitlosen Sprung war er samt Atlas wieder aus dem Krankenzimmer verschwunden.
Die Uhr zeigte auf eine Stunde nach Mitternacht.
***
Zamorra zuckte kaum merklich zusammen. Er spürte, daß da etwas war, und versuchte, den Kontakt zu verstärken. Er mußte es einfach schaffen, die Verbindung herzustellen und mehr über diese rothaarige Frau herauszufinden.
Die Puppe schien Leben zu verströmen. Zamorra wußte, daß er fündig geworden war. Aber wo fand der Kontakt statt? Wo würde er die Rothaarige suchen müssen, die sein Amulett besaß?
Sekundenlang erlaubte er sich den Luxus, abzuschweifen und nach Merlins Stern selbst zu greifen. Aber er bekam keinen Kontakt, und um ein Haar hätte er auch die Frau wieder verloren, die er noch nicht einmal richtig »im Griff« hatte. Er konzentrierte sich wieder auf sie und versuchte, sie genauer zu lokalisieren. Aber das war nicht einfach. Er konnte vorerst nur eine allgemeine Richtung erkennen, in die er sich wenden mußte.
Nicole und Tendyke machten dabei eine eigenartige Beobachtung.
Die Puppe im kleinen Zauberkreis auf dem schwarzen Samttuch begann sich zu bewegen. Es war, als erwache sie zum Leben. Sie richtete sich halb auf, die angedeuteten Hände schienen mit dem Amulett zu wedeln und es fortwerfen zu wollen.
Unwillkürlich rieb sich Nicole die Augen. Sie stieß Tendyke an und wies ihn auf das Phänomen hin. Der Abenteurer verengte die Augen zu schmalen Spalten.
Die kleine Puppe knickte in den »Knien« ein. Die gräsernen Händchen zeichneten unsichtbare Linien auf den Samt.
»Verdammt«, keuchte Tendyke leise. »Da stimmt etwas nicht. Die Puppe steht unter fremder Kontrolle!«
Im ersten Moment wollte Nicole ihn zurechtweisen, weil er geflüstert hatte - immerhin hätte es Zamorras Konzentration empfindlich stören können mit der Folge, daß der gerade erst mühsam hergestellte Kontakt abriß.
Aber dann ließ sie es. Fremde Kontrolle? Bedeutete das, daß jemand von außen in das Geschehen eingriff?
»Genau das«, raunte Tendyke, als habe er Nicoles Gedanken gelesen - was schlechterdings unmöglich war. »Schau dir das an. Die Puppe scheint ihrerseits eine Beschwörung vornehmen zu wollen. Der Analogzauber ist zu gut. Die Puppe kopiert das Original, und…« Plötzlich weiteten sich seine Augen. Er schien etwas zu bemerken, was Nicole entging. Sie spürte nur mit ihren feinen Para-Sinnen, daß da von irgendwoher ein seltsamer Hauch des Bösen kam, der…
Tendyke schnellte sich durch das Zimmer. Er warf sich gegen den Tisch, auf dem das Samttuch lag. Seine Faust traf die Puppe und schmetterte sie durch die Luft gegen den Schrank. Ein langgezogener Schrei hallte durch das Zimmer. Zamorra brach wie vom Blitz gefällt zusammen. Die Puppe flammte plötzlich auf. Innerhalb von Sekundenbruchteilen verbrannte sie zu Asche. Tendyke rieb sich die schmerzende Hand. Die Knöchel waren aufgeschrammt. Dabei hatte er doch nur gegen Stoff geschlagen!
Nicole sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. »Rob, was zum Teufel soll das? Hast du den Verstand verloren?«
»Nein«, sagte er. »Ich glaube, nicht. Was ist mit Zamorra?« Er kniete neben dem Bewußtlosen nieder und untersuchte ihn. »Er wird gleich wieder zu sich kommen, aber ziemlich fertig sein. Riechst du
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