0342 - Schädeltanz
nichts?«
»Doch. Schwefel«, sagte Nicole -nachdenklich. »Da stimmt doch was nicht.«
Sie schnupperte. »Himmel, das kommt ja von Zamorra…«
»Und von dieser verdammten Puppe, beziehungsweise ihrer Asche«, erklärte Tendyke.
»Was bedeutet das?«
»Daß jemand sich von außen anschickte, die Kontrolle zu übernehmen. Zamorra war tatsächlich zu gut. Er muß sie gefunden haben, unsere Rothaarige — bloß muß er mit seiner Beschwörung dabei in ihre Beschwörung geplatzt sein. Schätze, sie hat einen Dämon angerufen oder einen mächtigen Höllengeist. Und der muß gemerkt haben, daß die ganze Sache von hier aus beobachtet wurde, und da wollte er mal eben freundlich zulangen. Fast wäre ihm das auch gelungen.«
»Aber das ist ja unglaublich«, stieß Nicole hervor. Sie hatte noch nie davon gehört, daß zwei Beschwörungen sich überkreuzen, sich treffen konnten. Aber hier mußte es passiert sein. Der Schwefeldunst war eindeutig. Woher sollte er sonst kommen?
Tendyke sah Nicole an. »Du hast mehr Ahnung von Magie als ich. Du solltest das Zimmer vielleicht sehr gut absichern, falls der unbekannte Höllische auf die Idee kommt, jetzt seinerseits mal nachzusehen, mit wem er es hier zu tun hat.« Er verwischte mit der Stiefelsohle die Kreidezeichen und den Kreis auf dem Fußboden. Nicole beeilte sich, die magische Kreide aufzunehmen und Schutzzeichen überall im Zimmer anzubringen, die ein magisches Vordringen höllischer Wesenheiten zu verhindern oder wenigstens zu erschweren.
Währenddessen kam Zamorra wieder zu sich. Er blinzelte und sah Tendyke dann böse an.
»Das warst du doch«, sagte er. »Was hast du dir dabei gedacht, die Beschwörung zu unterbrechen? Du hättest mich umbringen können.«
»Ja«, sagte Tendyke. »Hätte ich. Frage mich mal, wer es sonst noch gekonnt hätte. Du hast gar nichts mitbekommen, nicht wahr? Das habe ich mir gedacht…«
»Mitbekommen?« keuchte Zamorra. Er schüttelte sich. »Wovon? Was stinkt hier eigentlich so nach Schwefel?«
»Das Stinktier bist du, mein Lieber«, verriet Tendyke. »Der Teufel selbst hat dich eingeräuchert.« Tendyke erzählte, was er schon Nicole mitgeteilt hatte. Kopfschüttelnd ließ Zamorra sich auf die Beine helfen. Er schwankte. »Ich denke, daß ich erst mal eine Dusche brauche«, murmelte er. »Nici, hilfst du mir ein wenig, ins Bad zu kommen?«
Sie nickte.
»Du solltest Rob vorher verraten, wie dein Zaubertrank gebraut wird. Ich glaube, du hast ihn nötig.«
»Das mache ich lieber selbst. Das Rezept ist kompliziert, und ich glaube, wir haben auch nicht mehr alle nötigen Kräuter vorrätig… die kann er aber vielleicht in der Zwischenzeit besorgen. Mach doch mal den Koffer auf.«
Er warf einen Blick auf die vorhandenen Vorräte. Dann nannte er Tendyke drei veschiedene Zutaten, die beschafft werden mußten, und während Tendyke das Zimmer verließ, ließ er sich von Nicole ins Bad führen.
Während er unter dem prasselnden Wasserstrahl stand, versuchte er seine Gedanken zu ordnen. Aber da war nur kreisende Leere. Er ahnte, daß er erst wieder zur Ruhe kommen mußte.
Eine Viertelstunde später betraten sie, in flauschige Bademäntel gehüllt, wieder das eigentliche Zimmer. Zamorra ließ sich auf das Bett fallen, während Nicole sich bemühte, die Möbel wieder zurechtzustellen. Einmal war es ihr, als streife sie ein finsterer Hauch, und eines der Abwehrzeichen schien für den Bruchteil einer Sekunde phosphorgrün aufzuleuchten. Aber dann war es wieder vorbei. Trotzdem ahnte Nicole, daß ein Höllenknecht versucht hatte, hierher vorzudringen.
Es dauerte eine Weile, bis Tendyke zurückkam. Nicole weckte Zamorra auf, der erschöpft eingeschlafen war, und er begann, den »Zaubertrank« anzufertigen. Eine Weile nach dem Genuß dieser magischen Medizin aus dem Bereich der Kräuterheilkunde, kehrten seine Kräfte teilweise wieder zurück.
»Sie ist weit entfernt, diese Frau«, glaubte er erkannt zu haben. »Ich konnte nur die Richtung und eine ungefähre Entfernung feststellen. Vielleicht hat einer von euch eine Karte des Kontinents in der Hemdtasche?«
»Wir sollten mal anfragen, ob der Zimmerservice nicht so etwas besorgen kann«, schlug Tendyke vor.
Nicole griff bereits zum Telefon.
Zehn Minuten später brachte ein Boy eine große Karte.
Zamorra entfaltete sie und tippte auf Phoenix, Arizona. »Hier sind wir jetzt«, sagte er. Er warf einen Blick auf den an der Karte angegebenen Entfernungsmaßstab und überlegte. Er versuchte
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