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0344 - Die Kidnapper des Auserwählten

Titel: 0344 - Die Kidnapper des Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hornpanzer, in dem sie eingebettet waren, schimmerte bläulich. Der flaumartige Pelz von zartbrauner Farbe schien plötzlich zu zittern.
    „Der Begriff Honig ist uns unbekannt. Vielleicht sind Sie so freundlich und geben mir die chemische Grundformel. Es wird dem Küchenroboter ein leichtes sein, den gewünschten Stoff herzustellen."
    Roi Danton klappte den Mund wieder zu und verzichtete auf eine Entgegnung. Der Jinguisem wartete noch einen Augenblick auf weitere Wünsche der Gäste, dann entfernte er sich diskret. Der kleine Bedienungsroboter rollte hinter ihm her.
    „Du hast ihn ein wenig in Verlegenheit gebracht", sagte Rhodan tadelnd. „Wir sollten vorsichtiger sein. Schließlich kannst du ja einmal auf Honig verzichten."
    Roi Danton zuckte die Schultern.
    „Ich mußte ihn einfach danach fragen - schließlich sieht er wie eine Biene aus, und Bienen haben bekanntlich eine ganze Menge mit Honig zu tun."
    Soweit wie möglich hatten sie sich den Lebensgewohnheiten der Blauen angepaßt. Das Frühstück war passabel. Es war schmackhaft und kräftigend. Als John Marshall die Tasse mit der grünen, wohlriechenden Flüssigkeit zum Mund führte, stockte er plötzlich. Er stellte die Tasse wieder nieder.
    Dann sagte er nur ein einziges Wort: „Gucky!"
    Sofort verstummte jedes Gespräch, denn die Männer wußten daß John Marshall nun telepathischen Kontakt mit dem Mausbiber erhalten hatte. Sie sahen, wie er die Augen schloß und die Lippen leicht bewegte. Dann, einige Sekunden später, öffnete Marshall die Augen wieder und sagte: „Er wird gleich hier sein. Er bringt Nachrichten von Atlan. Scheint alles wie am Schnürchen zu klappen."
    Ehe jemand etwas entgegnen konnte, materialisierte Gucky dicht neben Marshall, den er angepeilt hatte. Er drehte sich einmal um seine eigene Achse, dann streckte er die Arme vor und schritt wie ein Schlafwandler auf den Frühstückstisch zu. Mit beiden Händen griff er in die Schüssel, in der das Gebäck lag. Genießerisch stoppte er ein hörnchenförmiges Etwas in den Mund und begann zu kauen.
    Roi Danton schüttelte den Kopf.
    Ein derart verfressenes Individuum ist mir in meinem ganzen Leben noch nicht untergekommen. Wir steilen hier in vorderster Front, und dieser kleine Bursche kommt aus der Etappe - und was tut er...? Er vergreift sich an unserer Notverpflegung. Unerhört!"
    Gucky kaute seelenruhig weiter, dann betrachtete er Roi Danton wie einen seltsamen Schmetterling.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Was hören meine entzündeten Ohren? Vorderste Front und Notverpflegung? Daß ich nicht lache!
    Du kannst ja froh sein, daß du deine Stöckelschuhe nicht anhast, sonst würde ich dir die Absätze verbiegen. Außerdem steht ihr nicht, sondern ihr sitzt. Noch dazu gemütlich an einem riesigen Frühstückstisch. Wenn ich mir eine Bemerkung gestatten darf..."
    Er stockte mitten im Satz und schwieg verdutzt. Die für hatte sich geöffnet, und der Jinguisem war eingetreten. Er war stehengeblieben und starrte Gucky wie das achte Weltwunder an. Für ihn gab es hier nur vier Gäste - nämlich die vier Blauen. Und nun war plötzlich eine fünfte Person anwesend, die nicht eingeplant war. Das war die erste Tatsache, die nicht in sein Programm paßte. Die zweite war das Aussehen dieser fünften Person. So etwas wie einen Mausbiber hatte es auf dem Planeten Geegival noch nie gegeben.
    John Marshall erfaßte in derselben Sekunde die Situation. Ohne ein Wort zu sagen dachte er intensiv: Gucky du mußt sofort verschwinden! Teleportiere hinauf in mein Zimmer. Wir werden der Biene schon irgend etwas erzählen.
    „Das ist vielleicht eine Hornisse!"
    Dann teleportierte er und war verschwunden.
    Der Jinguisem starrte auf den Fleck, auf dem eben noch Gucky gestanden hatte. Mit ausgebreiteten Flügeln kam er langsam näher und blieb vor dem Tisch stehen.
    „Ich bitte die hochwohlgeborenen Herren um Verzeihung, wenn Sie belästigt werden. Der Störenfried muß sich in dieses Haus eingeschlichen haben, und das Desinfektionskommando hat ihn übersehen.
    Ich hoffe Sie wurden nicht allzusehr gestört..."
    Roi Danton antwortete hochmütig: „Ich weiß nicht, welche Arten von Ungeziefer es noch in diesem Tal der Glückseligkeit gibt, aber das, was wir eben gesehen haben, war eine Zumutung. Verschließen Sie bitte künftig die Türen, damit wir nicht wieder belästigt werden."
    Der Jinguisem verneigte sich erschüttert, dann verließ er den Raum.
    „Das war aber ziemlich knapp", bemerkte Rhodan.

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