0344 - Vampir-Schlangen
Bescheid.
Bianca freute sich nicht einmal. Sie stand da und war unfähig, auch nur den kleinen Finger zu rühren. So ließ sie den anderen näherkommen und hörte dessen Lachen.
»Nun, meine Kleine, da bist du ja. Hast du auf mich gewartet, Bianca?«
Sie schüttelte den Kopf und nickte gleichzeitig.
Der Krumme amüsierte sich über ihre Verwirrung und schlug auf seine Schenkel. »Ja, so leicht bin ich nicht totzukriegen. Ich habe schon immer kämpfen müssen und werde es auch weiterhin tun, darauf kannst du dich verlassen. Ich war eben schneller als die zusammenbrechende Brücke. Glaubst du mir, oder denkst du daran, daß es mein Geist ist, der vor dir steht?«
»Ich… ich glaube dir.«
»Das will ich auch gemeint haben.« Wintek nickte. »Jetzt ist alles wieder wie zuvor.« Er hielt ihr die Hand hin. »Komm, mein Täubchen, wir werden verschwinden.«
»Und wohin?«
»Das wirst du noch alles sehen. Erst einmal gehen wir weg. Ich habe ein Ziel und werde dich mitnehmen.«
»Wohin gehen wir?« Zum erstenmal wagte Bianca es, diese Frage zu stellen.
»In meine Höhlen.«
»Wieso?«
Er lachte leise. »Ich habe unter der Erde einen Komplex entdeckt, der aus vielen Gängen besteht. Es sind Fluchtwege von einem Schloß her, das einem gewissen Baron von Leppe gehört hat. Es gibt sehr viel Geheimnisvolles in dem Schloß, auch unter der Erde, und noch viel, viel mehr…«
»Auch Gefahr?«
Der Krumme lächelte. »Das spielt doch keine Rolle. Ich bin bei dir, ich kann dich schützen.«
»Nicht vor den Vampiren!«
Wintek winkte ab. »Diese Blutsauger sind weit. Sie haben kein Interesse mehr an uns.«
Bianca lachte hart auf. »Kein Interesse?« Schrill klang ihre Stimme. »Und ob sie Interesse haben. Als ich mich retten konnte, habe ich die Riesenfledermaus gesehen.«
»Wo?«
»Hier. Sie flog über die Schlucht und auch über den Wald hinweg. Sie trug noch etwas bei sich. Einen Menschen hielt sie in den Krallen. Es war furchtbar. Sie haben nicht aufgegeben.«
Ihre Worte hatten den Krummen nachdenklich gemacht. »Und du hast dich nicht getäuscht?« fragte er.
»Nein.«
»Wir gehen trotzdem. Ich habe keinen anderen Plan, und nur in den Höhlen sind wir sicher.« Zur Demonstration seiner Worte packte er das Mädchen und zog es zu sich heran.
Bianca wußte, daß sie keine Chance mehr hatte. Deshalb ließ sie sich mitnehmen. Allmählich kam ihr das Leben wie ein Schrecken ohne Ende vor. Von einem Tief torkelte sie in das andere. Wie sollte das noch enden? Sie wußte es nicht. Ihr war nur eines bekannt.
Ihr Leben stand auf der Kippe!
Der Wald war dunkel, zudem durchdrungen von dicken Nebelschwaden. Bianca fragte sich, wie es möglich war, durch diese dunkle Masse einen Weg zu finden.
Der Krumme kannte einen. Er zeigte sich trotzdem beunruhigt, denn er fragte mehrmals nach dem Vampir.
Immer wieder machte Bianca ihm klar, in welche Richtung er geflogen war. »Weshalb fragst du so oft?«
»Das kann ich dir sagen. Es ist genau die Richtung, in die wir auch müssen…«
***
Der Dreck hatte mich voll im Gesicht getroffen und fast blind gemacht. Ich konnte nichts tun, hatte die Waffe verloren und rechnete damit, die Zähne des Vampirs an meinem Hals zu spüren. Dieser Vampir war nicht wie Mandraka, der sich nur vom Blut der Dämonen ernährte. Wenn ich von ihm gebissen wurde, würde ich dafür zahlen müssen.
Ich riß mein Knie hoch.
Mehr konnte ich nicht tun und erzielte einen Erfolg damit, denn der Blutsauger wurde getroffen.
Noch zweimal bewegte ich das Knie ruckartig nach oben, wobei ich den anderen aus dem Konzept brachte.
Er ließ mich sogar los, ich konnte mit einer Hand durch mein Gesicht wischen und einen Teil des klebrigen Lehms von der Haut putzen. Meine Augen brannten. Natürlich war Dreck hineingedrungen. Automatisch produzierten die Drüsen Tränen, um den Dreck auszuwaschen, was wiederum seine Zeit brauchte.
Die Enge des Grabs hatte Vor- und Nachteile. Ich versuchte, die Vorteile auszukosten, riß das rechte Bein noch einmal hoch und traf mit der Schuhsohle etwas Weiches.
Diesmal flog der Vampir zurück. Sehr deutlich sah ich ihn nicht.
Nur mehr schemenhaft und verzerrt durch den Strom meiner Tränen. Er wuchs vor mir hoch.
Seine Hände waren zum Glück leer. Noch immer ahnte ich ihn mehr, als daß ich ihn erkannte – und schlug zu.
Es waren keine gezielten Schläge. Ich hämmerte meine Fäuste kurzerhand nach vorn, traf auch, vernahm das Klatschen, einen wütenden Laut und duckte
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