0344 - Vampir-Schlangen
hob die Schultern. »Irgendwie mußte ich mich ja nützlich machen.«
Ich lachte auf. »Nützlich ist gut. Du hast mir das Leben gerettet, Frantisek.«
»Na ja.«
Ich bückte mich und zog den Pfahl aus dem Rücken des nun endgültig Toten. Dabei dachte ich daran, daß er einmal ein Mafioso gewesen war. Wahrscheinlich hatte er für einen Londoner Verbrecherboß gearbeitet. Nun hatte ihn in Rumänien das Schicksal ereilt.
So kann es kommen…
Kein Tropfen Blut quoll aus der Wunde. Boris Bogdanowich mußte ihn leergesaugt haben.
Ich kletterte endlich aus der Grube, in der einmal Lady X gelegen hatte. Mein Blick fiel zuerst auf den Lehmhügel.
Er war leer.
Ich zuckte zusammen, so sehr hatte mich diese Tatsache überrascht. Mir schoß durch den Kopf, daß nun alle Arbeit umsonst gewesen war!
»Du suchst sie, nicht?«
»Ja.«
Frantisek Marek kam zu mir. Automatisch übergab ich ihm den Eichenpflock. »Sie ist nicht mehr hier. Bogdanowich hat sie mitgenommen. Für ihn war es ideal. Er konnte die allgemeine Verwirrung für sich ausnutzen. Wir sind die Gelackmeierten.«
»Dann wird er versuchen, sie zum Leben zu erwecken«, erklärte ich mit dumpfer Stimme.
»Falls wir nicht schneller sind.«
Ich lachte auf und trat einen Schritt zur Seite. »Schneller ist gut. Wie denn? Wir wissen doch nichts.«
Marek, von Nebelfetzen umhüllt, schaute mich an. »Na gut, wir wissen nichts. Noch nicht, aber wir könnten es herausfinden, das meine ich jedenfalls.«
»Und wer verrät uns seinen Fluchtweg?«
»Weißt du, John, es gibt noch einen zweiten Vampir. Er muß sich hier irgendwo herumtreiben.«
»Bei dem Nebel suche ich lieber eine Stecknadel.« Ich war deprimiert. Mit mir konnte man in diesen Augenblicken so gut wie nichts anfangen.
Das wußte auch Marek, und er versuchte, mir wieder die alte Form zu geben. »Warte es doch ab, John. Es wird schon klappen, glaube mir. Denk mal nach. Vampire ziehen sich immer dorthin, wo sie auch Blut finden. Also wird der zweite in Nähe der Menschen bleiben.«
»Das muß nicht sein.«
Ich hatte so überzeugend gesprochen, daß Frantisek ein »Wieso?« hinzusetzte.
»Ich habe erlebt, daß Bogdanowich posthypnotische Befehle an seine Diener geben kann. Vielleicht macht er das auch bei dem zweiten Vampir und sorgt dafür, daß dieser ihm nachfolgt.«
Marek bewies weiterhin Optimismus. »Das ist noch besser. Dann kann er uns zum Versteck führen.«
»Wenn wir ihn haben.«
»Natürlich.«
Ich wollte für einen Moment nachdenken, ließ Marek stehen und schritt um das leere Grab. Es war nicht zu fassen. Lange Zeit hatten wir Lady X gejagt, und ausgerechnet ich hatte sie aus der Erde geholt, damit dieser Bogdanowich mit ihr fliehen konnte.
Wir mußten ihn einfach finden!
»Wieder beruhigt, John?« fragte mich der Pfähler, als ich stehenblieb.
»Kaum. Es nützt ja nichts, wenn wir vor den Tatsachen die Augen verschließen. Wir müssen uns damit abfinden.«
»Meine ich auch. Aber da ist noch etwas!«
Die Stimme meines rumänischen Freundes hatte sehr ernst geklungen. »Was denn?«
»Dragan hat es erwischt.«
Ich wurde bleich. »Ist er tot?«
»Nein, aber mehr tot als lebendig. Ich fand ihn. Man hat ihn niedergeschlagen.«
»Und Bianca?«
»Das ist ein weiteres Problem. Ich habe sie nicht mehr im Wagen gesehen. Man muß sie wohl entführt haben.«
»Bogdanowich!«
Marek schüttelte den Kopf. »Keine voreiligen Schlüsse, John. Ich glaube es nicht.«
»Was macht dich so sicher?«
»Ganz einfach. Wenn ein Vampir das Mädchen entführt und Dragan zuvor niedergeschlagen hätte, wäre er dumm gewesen, ihn nicht zu beißen und Blut abzuzapfen. So eine Chance bietet sich ihm doch kein zweitesmal. Darauf kannst du dich verlassen.«
»Das stimmt.«
»Eben, John. Ich habe nachgedacht und bin zu dem Entschluß gekommen, daß Boris Bogdanowich in Petrila einen Helfer haben muß. Und zwar einen Menschen. Dafür habe ich auch einen weiteren Hinweis bekommen.«
Ich schaltete schnell. »Du meinst das schiefe Kreuz?«
»So ist es.«
Frantisek hatte recht. Wenn man das alles bedachte, mußte es so gelaufen sein. »Hast du einen Verdacht, wer dieser Helfer sein könnte?«
»Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.«
»Ich frage mich nur, ob der Mann aus Petrila kommt. Die Bewohner wissen doch über diesen Fluch Bescheid, und sie werden sich hüten, mit einem Blutsauger zusammenzuarbeiten.«
»Vielleicht stammt er aus dem Nachbarort?«
»Auch möglich.«
»Es hat keinen
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