0344 - Vampir-Schlangen
mich.
Die Tränen spülten weiter. Vielleicht hatte ich – als mich die Ladung traf –, noch reflexartig die Augen geschlossen, so daß nicht zuviel von diesem Zeug hineingeraten war.
Diesmal waren die Tränen ein wahrer Segen. Es gelang mir, meinen Gegner zu erkennen, als ich den Kopf hob.
Mit beiden Fäusten schlug er zu. Da ich gebückt stand, wollte er meinen gesenkten Kopf treffen. Daß ich trotz der Enge ausweichen konnte, glich einem kleinen Wunder. Ich schaffte es, die Schläge zischten ins Leere, und ich konnte kontern.
Mein Hieb fegte den Vampir zurück. Ich hatte auf sein Gesicht gezielt. Der vorgeschobene Fingerknöchel rasierte an seiner Wange entlang, am Ohr spürte ich einen kurzen Widerstand, und der Vampir wurde von der Wucht um die eigene Achse gedreht.
In diesem Grab erlebte ich einen Fight auf Biegen und Brechen.
Rücksicht kannte keiner von uns, ich durfte auch keine kennen und war leider noch immer zu weit von meiner Beretta weg, die am gegenüberliegenden Ende des Grabs lag.
Auch der Vampir dachte zum Glück nicht an die Waffe. Wie leicht hätte er sie an sich nehmen und auf mich schießen können!
Dafür tat er etwas anderes. In der Drehung noch zog er ein weiteres Messer.
Damit hatte ich nicht gerechnet. Deshalb bekam ich auch nicht die Zeit, das Kreuz aus der Tasche zu holen, ich mußte mich auf ihn und seine Klinge konzentrieren.
Es wurde noch lebensgefährlicher für mich.
Die Klinge schaute aus der linken Faust hervor. Ein Zeichen, daß er mit diesen heimtückischen Instrumenten beidhändig agieren konnte und ich es mit einem wahren Künstler zu tun hatte.
Er lachte auf eine abgehackte Art und Weise. Es erinnerte mich schon mehr an ein Fauchen. Noch immer sah ich ihn nicht klar, denn auch weiterhin rannen Tränen aus meinen Augen und näßten die Wangen. Mein Gegner besaß ein verwüstetes Gesicht. Die grauen Haare hingen wirr in seine Stirn. Breit war der Mund. Die Lippen klafften spaltbreit offen, die Augen lagen tief in den Höhlen.
Und er stieß die Klinge vor.
Es war ein Zucken des Arms. Vor und zurück, so daß er mir keine Sekunde Zeit gab, da ich mich automatisch auf ihn konzentrieren mußte. Eine sehr gefährliche Täuschung, wobei das Messer sich meinem Körper mehr und mehr näherte, denn der Vampir blieb nicht auf der Stelle stehen und tänzelte vor.
Ausweichen konnte ich nicht. Die Grube war einfach zu schmal.
Er würde mich erwischen. Sein Messergelenk zu schnappen war mir so gut wie unmöglich, da er den Arm stets wieder zurückzog, so daß ich, hätte ich es versucht, ins Leere gegriffen hätte.
Auch mit den Beinen war nichts zu machen. Die Enge des Grabs behinderte mich.
Allmählich bekam ich Angst. Breitbeinig hatte ich mich hingestellt, dabei leicht geduckt – und…
Ich sah den Schatten.
Er tauchte plötzlich hinter ihm auf. Zunächst dachte ich an den zweiten Vampir, sogar an Bogdanowich, keiner von beiden hatte den Weg gefunden, sondern ein Freund von mir.
Marek der Pfähler.
Er war am Grabrand aufgetaucht, und er hielt etwas in der Hand, das zu seinem Markenzeichen geworden war.
Den Pflock!
Der Vampir hatte ihn noch nicht gesehen, und er bemerkte auch nicht, daß Marek den Arm schon erhoben hatte.
Im nächsten Augenblick stieß er zu.
Es war ein wuchtiger Stoß. Schräg von oben nach unten wurde er geführt, und er traf haargenau den breiten Rücken des Blutsaugers.
Mitten in der Bewegung erstarrte Riley Brabano. Er wollte noch in die Höhe kommen und auch das Messer schleudern, aber die Kraft war nicht mehr vorhanden.
Er blieb für einen Moment stehen, starrte mich an und torkelte danach auf mich zu.
Es waren langsame Bewegungen, marionettenhaft schon, wobei die Knie immer weicher wurden und nachgaben. Auch die Arme waren nach unten gesackt. Das Messer bildete für mich keine Gefahr mehr.
Ich wollte nicht von ihm berührt werden und drückte mich an die Breitseite des Grabs, so daß der Vampir an mir vorbeitorkeln konnte. Sein Gesicht war verzerrt. Keinen Hohn, keinen Triumph las ich in diesen Zügen, nur mehr Schmerz.
Dann fiel er.
Beide Arme hielt er ausgestreckt. So kam es, daß die Messerklinge zuerst in den Grabboden stach und bis zum Heft darin verschwand.
Der schwere Körper folgte. Vor meinen Fußspitzen blieb er liegen und rührte sich nicht mehr. Nur aus dem Rücken schaute der Pfahl.
»Alles klar, John?«
Ich winkte Marek zu, der am Grubenrand hockte und zu uns hinunterschaute.
»Das war im rechten Augenblick.«
Er
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