0346 - Medusas Horrorblick
und den Finger am Abzug.
Kosta Kastakis lag genau dort im Flur, wo das Licht einer Deckenlampe bis auf den Boden streute und auch ihn erfaßt hatte. Bill konnte Einzelheiten erkennen und hatte mit seiner Annahme recht gehabt. Kastakis schaute ihn nicht an.
Er sah zu den Menschen hin, die auf den Treppenstufen verharrten, weil sie den Verletzten gesehen hatten. Je weiter Bill vorschritt, um so besser konnte er sie erkennen.
Zunächst nur die Gesichter, dann die Oberkörper und schließlch die Leute von Kopf bis zum Fuß.
Sie alle standen da, blickten den Verletzten und die Medusa-Statue in seiner Hand an.
Kastakis hatte den rechten Arm erhoben und ihn so gedreht, daß das Gesicht der mit dem unheilvollen Geist der Medusa gefüllten Statue die Gäste ansehen konnte.
Aber nichts geschah.
Auch nicht, als Kastakis anfing zu schreien. »Sie wird euch versteinern. Sie wird euch umbringen! Ihre Magie ist…« Er keuchte und schluchzte auf wie ein kleines Kind.
Er brauchte nicht mehr zu schießen, denn er schaute mit an, wie die Medusa verging.
Das Metall, bisher fest und hart, schmolz allmählich dahin. Es war weich geworden wie erwärmte Butter, hatte lange Schlieren gebildet, die an der Statue nach unten rannen, die Hand des Verletzten berührten und noch über seinen Unterarm liefen.
Unter dem Gold kam eine Masse zum Vorschein, die den Reporter an grauen Lehm erinnerte. Zudem war das Zeug weich.
Kastakis’ Finger umschlossen es und drückten es ein, so daß die Masse zwischen den Knöcheln hervorquoll.
Der Grieche war am Ende. Er wollte es noch immer nicht begreifen, daß ihm niemand mehr half.
»Schau sie an!« brüllte er. »Schau sie an! Mach sie zu Stein. Mach sie zu…« Sein Arm fiel nach unten. Er klatschte zusammen mit der Statue auf die Kante der obersten Treppenstufe, und ein konvulsivisches Zucken durchtoste den Körper des Griechen, dabei weinte er wie ein kleines Kind …
***
Der Eiserne Engel hatte mich dorthin »geschafft«, wo ich auch hergekommen war. In das Büro dieser Gesellschaft. Dann war mein Helfer mit einem Lächeln auf den Lippen verschwunden.
Ich sah die bekannte Einrichtung und auch den Schrank, den ich schnell aufschloß.
Er war völlig normal. Mit der Vernichtung der Medusa hatte auch der Tunnel aufgehört zu bestehen.
Ich rief im Büro an, bekam Glenda an die Strippe und erfuhr von ihr, wo sich Suko aufhielt.
Dort fuhr ich auch hin.
Mein Bentley hatte noch immer in der Straße gestanden. Auf dem Grundstück stellte ich den Wagen zwischen mehreren Polizeifahrzeugen ab. Ich sah zahlreiche Menschen vor dem Haus, die heftig miteinander diskutierten. Beamte hatten die Tür versperrt. Sie standen dort wie Wächter. Mein Ausweis verschaffte mir freie Bahn.
Ich schritt durch ein mir fremdes Haus und wußte nicht, was dieser Schauplatz mit meinem Fall zu tun hatte.
Das erfuhr ich später von Suko und Bill, die mich stürmisch begrüßten wie einen verlorenen Sohn.
Ich kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Grieche abtransportiert wurde. Er war verbunden worden, lag auf einer Trage, weinte noch immer und hielt einen grauen matschigen Klumpen in der rechten Hand. Er war einmal die gefährliche Statue gewesen. Ihre Magie hatte aufgehört zu existieren, als auch die Medusa verging.
Dann schaute ich mir die beiden Versteinerten an und dachte bei ihrem Anblick, wie knapp ich dem gleichen Schicksal entronnen war. Wirklich nur um Spiegelbreite…
ENDE
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