0346 - Medusas Horrorblick
zu.
Diesmal war er schneller.
Plötzlich spürte der Inspektor die Hände des anderen an seiner Kehle und wurde auf den Boden gepreßt. Die dicken, kurzen Finger stachen in die dünne Haut, dem Inspektor wurde die Luft geraubt, und er sah dicht über sich die verzerrte Fratze des Todesboten.
Mit den Beinen arbeitete Suko. Er kannte die Tricks und Kniffe der Karatekämpfer und bewies dem Griechen, wozu er fähig war.
Hermes flog plötzlich mit dem Unterkörper in die Höhe, Schmerzen durchwühlten ihn, und ein Stoß mit der Stirn traf ihn ebenfalls.
Tränen schossen in die Augen des anderen, und der Griff lockerte sich, so daß Suko ihn sprengen konnte.
Da stand Hermes schon auf den Beinen.
Auch Suko sprang hoch. Er war um eine Idee schneller als der andere, dennoch hatte Hermes schon zu einem gefährlichen Handkantenschlag angesetzt. Es war einer dieser tödlichen Schläge, die nur bestimmte Menschen kennen.
Suko kannte ihn, und er wußte auch, wie man sie abwehren konnte. Er tauchte dem Boden entgegen, riß einen Arm hoch, so daß zwei Handkanten miteinander kollidierten, und trat mit dem linken Fuß zu.
Hermes kippte zurück.
Er rollte über den Boden, bis er fast einen Baumstamm erreicht hatte, neben dem eine Laterne stand. Geschlagen war er noch nicht, denn blitzschnell kam er wieder auf die Beine.
Suko war da.
Beide Karatefäuste rasten nach unten. Sie trafen auch, und der Hinterkopf des kompakten Griechen prallte gegen das Glas der runden Laternenkugel. So wuchtig, daß es zerbrach.
Jetzt war der andere angeschlagen. Er bewegte sich wesentlich langsamer. Der Zopf in seinem Nacken hatte sich gelöst. Die grauen Strähnen hingen wirr bis auf die Schulter, er drehte sich und stützte sich mit einer Hand ab.
Suko stand vor ihm.
Die Hände fest geballt, ein Bein vorgeschoben, das andere zurückgenommen um weitere Schläge führen zu können.
Da brüllte Hermes auf. Ein Zittern lief durch seine Gestalt. Innerhalb der Lampenfassung zischte es auf, es roch nach Verbranntem, und Suko konnte sehen, wie der Grieche seine Hand zurückzog.
Sie schimmerte bläulich.
Tot kippte der Mann zu Boden. Dieser Stromstoß, der ihn erwischt hatte, war einfach zu stark gewesen.
Mit zum Schrei geöffneten Mund und ebensolchen Augen starrte er in den düstergrauen Himmel.
Suko wandte sich ab. Er wußte, daß der Fall noch nicht sein Ende gefunden hatte. Etwas hinkend lief er um das Haus herum, damit er es durch den normalen Eingang wieder betreten konnte.
Seine Hoffnungen galten allein Bill Conolly!
***
Der hatte geschossen – und getroffen!
Nicht in den Rücken des Mannes, so etwas brachte Bill einfach nicht fertig, aber er hatte Kosta Kastakis am linken Oberschenkel erwischt, und dem Griechen war es nicht mehr gelungen, sich auf den Füßen zu halten. Durch die Aufschlagwucht der Kugel war ihm das Bein unter dem Körper weggeschlagen worden. Er hatte sich nicht mehr halten können und lag dicht vor der Treppe am Boden.
»Du Hund!« keuchte er. »Du verdammter…« Seine weiteren Worte verebbten in einem erstickt klingenden Keuchen.
Bill hörte dies, aber er sah den Mann nicht mehr. Trotz des Treffers hatte sich der Reporter blitzschnell zurückgezogen und stand nun in Deckung der Türnische.
Dort wartete er ab.
Gern hätte er geschaut, er traute sich nicht, denn er hatte gesehen, daß der Grieche noch immer die Statue umklammert hielt.
Natürlich war der Schuß auch unten gehört worden. Bill hoffte nur, daß die Gäste nicht wie die Wilden die Treppe hochrannten.
Diese Hoffnung erfüllte sich nicht.
Der Reporter vernahm die Schritte und auch das Schreien des Griechen. »Ja!« brüllte dieser, »kommt nur her! Ich empfange euch so, wie ihr es verdient habt! Los, kommt nur!«
Dem Reporter rann es heiß und kalt über den Rücken. In seinem Magen zog sich einiges Zusammen. Er stand eine furchtbare Angst aus, daß alles schiefging, denn Kastakis gehörte schon unverletzt zu den Menschen, die den Ausdruck Bestie verdienten.
Wie mußte er erst reagieren, wenn er seine Chancen schwinden sah. Am Klang und am Echo der Stimme erkannte Bill Conolly, daß der Grieche nicht mehr in den Gang hineinschrie, sondern sich gedreht hatte und zur Treppe hin brüllte.
Die Medusa-Statue würde den Reporter, wenn er vorsprang, also nicht mehr ansehen.
Und dabei mußte Bill dann alles riskieren, um die anderen Menschen zu retten.
Auch einen Todesschuß.
Er sprang aus der Nische, drehte sich, hielt die Waffe im Anschlag
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