0346 - Warnung aus dem Jenseits
„Das sind alles ganz normale Schaltvorgänge."
„Ich möchte nur wissen", wozu diese Kegel dienen", flüsterte Irina. „ Hoffentlich gibt es zwischen ihnen keine Entladungen."
„Ich glaube nicht", erwiderte Gwendolyn Malberry. „Dennoch werden wir die Kampfanzüge schließen und die Individualschutzschirme einschalten."
Hastig befolgten die Kadetten diese Aufforderung.
Das Glühen der Metallkegel hatte sich unterdessen verstärkt. Das Material nahm zuerst eine dunkelrote, dann eine rosa Färbung an. Das Rot wich wiederum einem immer heller werdenden Blauweiß, bis zuletzt die beiden Kegel kaum noch materiellen Gebilden, sondern eher komprimierter Energie glichen.
„Achtung!" rief Gwendolyn, die sich über das Schutzgeländer der Galerie gebeugt hatte und die Kontrollbildflächen über den Schaltpulten beobachtete.
Alle Leuchtschirme verstrahlten jetzt grünes Licht.
Plötzlich fauchte eine heiße Druckwelle durch die Halle. Die Mädchen schrien auf. Einige taumelten.
Aber die Meßinstrumente zeigten an, daß sie dieses Ereignis auch ohne Individualschirme heil überstanden hätten.
Zwischen den Spitzen der Kegel stand eine flimmernde Energiesäule von etwa zwei Metern Durchmesser. Ihr abruptes Erscheinen hatte die Druckwelle erzeugt.
„Ein Schalter!" rief Irina erregt. „Die Kegel sind nichts anderes als die beiden Pole eines Energieschalters!"
Leutnant Malberry schluckte.
Erst in diesem Augenblick wurde ihr annähernd klar, welche Energiemengen von der Raumfestung schalttechnisch verwaltet wurden. Sie kannte die Energieschalter für die Triebwerksaggregate der CREST IV und hatte jene knapp einen Viertelmeter durchmessenden Gebilde immer für Giganten gehalten. Aber im Vergleich zu diesem Schalter waren sie nur Zwerge, und im Vergleich zu den Anlagen der Raumfestung konnte der Kegelschalter wiederum nur eine unbedeutende Nebenstelle sein...
Sie fuhr erschrocken zusammen, als jemand in ihrer Nähe seltsam schrill lachte. Ihre Waffe richtete sich instinktiv auf das Wesen, das in einem Luftwirbel auftauchte.
„Nicht schießen!" schrie Gucky und teleportierte einige Meter zur Seite.
Leutnant Malberry senkte den Lauf ihrer Waffe.
„Gucky...?"
Der Mausbiber zeigte seinen Nagezahn in voller Größe, was bewies, daß er zum Scherzen aufgelegt war.
„Es ist doch immer das gleiche mit den Frauen, ob Ilts oder Terraner!" seufzte er. „Stets lassen sie sich von ihren Gefühlen hinreißen."
Gwendolyn schaltete ihren Individualschirm aus und klappte den Kapuzenhelm zurück.
„Nicht jeder ist es gewöhnt, daß um ihn herum seltsame Pelzwesen aus dem Nichts auftauchen."
Der Mausbiber kicherte.
„Aber der Mensch gewöhnt sich an alles, besagt ein terranisches Sprichwort. Also gewöhne dich an mich, Gwendolynchen."
Die anderen Mädchen kicherten ebenfalls. Nur Gwendolyn errötete bis über die Ohren.
„Ach was!" winkte Gucky ab. „Mein vertraulicher Ton untergräbt keineswegs deine Autorität. Wie gefällt es den Weltraumamazonen denn hier?"
„Weltraumama... was?" fragte Irina verblüfft.
Guckys Nagezahn verschwand blitzartig.
„Ja, ist denn das die Möglichkeit? Ihr habt wohl im Geschichtsunterricht alle gefehlt?"
„Was sind denn Amazonen?" fragte Gwendolyn Malberry mit drohendem Unterton. „Ich will doch hoffen, daß es nichts Unanständiges ist!"
„Aber nein!" rief Gucky und legte treuherzig die Hand auf die linke Brustseite. „Amazonen sind... na, eben Frauen, die... ach, was! Amazonen sind Frauen wie ihr, die mit der Waffe in der Hand herumlaufen!"
„Eine wahrhaft erschöpfende Definition", spottete Gwendolyn.
Der Mausbiber grinste verlegen.
„Es gibt eben Dinge, die man weiß, ohne sie in Worte fassen zu können. Aber jetzt muß ich weiter.
Ich wollte nur mal bei euch vorbeischauen, damit euch nichts zustößt." Er winkte. „Bis zum nächstenmal, Kinder!"
Mit dumpfem Knall fuhr die Luft in das Vakuum, das er nach seiner Teleportation hinterließ.
3.
Vor einer Stunde hatte der große Maschinensaal noch einem Ruinenfeld geglichen.
Perry Rhodan und Atlan verfolgten von einem Shift aus, wie die scheibenförmigen Antigravheber über dem entfernten Zwiebeldach die zerlegten Trümmer „ansaugten" innerhalb von Sekunden zu kompakten Glutbällen zerschmolzen und über Ringtransmitter abstrahlten. Andere Antigravheber empfingen nagelneue Aggregatbausätze über Transmitter und schickten sie in Antigravfeldern hinunter zum Hallenboden, wo Tausende von Arbeitsrobotern
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