0346 - Warnung aus dem Jenseits
warnte Perry Rhodan. „Bei einem eventuellen Angriff - woher auch immer würden wir die gesamte Festung sprengen."
„Dazu besteht kein Anlaß", sagte Agen Thrumb hastig - etwas zu hastig für ein Wesen, das sich überlegen fühlt. „Aber Sie sollten einsehen, daß die Funktion der Schaltungskette lebenswichtig für alles intelligente Leben in M-87 ist - und weshalb wollen Sie Ihre Zustimmung zu notwendigen Reparaturen verweigern, da doch keine Ursache mehr zu einer Gegnerschaft besteht...?"
Rhodan lächelte dünn. Freilich wenn mit der MINHAU alles in Ordnung war, gab es keine Ursache mehr für eine Gegnerschaft zwischen Terranern und Zentrumskonstrukteuren. Doch genau das mußte sich erst erweisen.
„Melden Sie sich nach einer Stunde unserer Zeitrechnung wieder, Druis", bat er. „Ich werde Ihnen dann meine Entscheidung mitteilen."
Die Augen des Stützpunktingenieurs glommen heller.
„Ich bin sicher, daß Ihre Entscheidung positiv ausfallen wird, Sir. In einer Stunde also..."
*
Leutnant Gwendolyn Malberry schaltete den Telekom aus. Sie wandte sich um und musterte ihre kleine Streitmacht mit skeptischen Blicken. Normalerweise wurden in der Solaren Flotte keine Frauen als Raumsoldaten eingesetzt, sondern nur für den Innendienst auf Schiffen und in Stationen. Doch die besondere Lage der CREST IV hatte zu einigen Änderungen geführt, die nach Gwendolyns Meinung längst fällig gewesen waren. Aber ihren weiblichen Untergebenen schien es schwerzufallen, sich den Gegebenheiten anzupassen.
„Durchsage vom Chef Landungskommando! In fünf Minuten werden innerhalb der Festung alle Reparaturroboter aktiviert. Es handelt sich um eine ausdrücklich vom Großadministrator genehmigte Maßnahme zur Wiederherstellung der Nebenschaltstellen und Kraftwerke. Wir erhalten die Auflage, die Tätigkeit der Reparaturroboter zu beobachten und laufend zu berichten. Mit Zwischenfällen ist nicht zu rechnen, aber Captain Alcara befiehlt erhöhte Gefechtsbereitschaft."
„Also sind Zwischenfälle nicht ganz auszuschließen", erwiderte Irina Polkowa spöttisch.
„Sie wurden nicht um Ihre Meinung gefragt, Offiziersanwärterin Polkowa!" fuhr Leutnant Malberry sie an. „Wie tragen Sie überhaupt Ihren Impulsstrahler? Anscheinend verwechseln Sie ihn mit einem Kosmetikkoffer. Denken Sie immer daran, daß wir besonders kritisch beurteilt werden, weil wir in einen Aufgabenbereich eindringen, der bisher als Privileg der Männer galt."
Irina fragte sich zwar, wer sie beurteilen sollte, wenn sie mutterseelenallein durch verlassene Gänge und Hallen marschierten. Doch sie verkniff sich die entsprechende Bemerkung.
Kurz darauf setzte sich Leutnant Malberry wieder an die Spitze der Patrouille. Ohne Tritt ging es über eine stilliegende Transportbandkreuzung und auf die spiralförmig verlaufende Galerie einer Schaltstelle hinauf.
Die Schaltanlage bestand aus zwei ungefähr zehn Meter langen und in der Grundfläche acht Meter durchmessenden metallischen Kegeln, von denen einer aus der ebenen Decke nach unten ragte und der andere sich vom Hallenboden nach oben reckte.
In der etwa hundert Meter durchmessenden Halle standen mindestens fünfzig Roboter. Es handelte sich um knapp meterhohe, breitgebaute Konstruktionen mit je zwei Beinen und vier Armen. Von einer Bewaffnung war nichts zu erkennen.
Rings um die Innenwand der Halle reihte sich Schaltpult an Schaltpult. Die Kontrollanzeigen waren allesamt dunkel.
Das änderte sich schlagartig, als die von Captain Alcara genannten fünf Minuten um waren. Ein tiefes Brummen stand plötzlich in der Halle. Zugleich flammten Hunderte von Leuchtbildschirmen auf, und die Roboter setzten sich ruckartig in Bewegung. Sie strebten durcheinander, als hätten sie noch kein bestimmtes ziel. Doch schon wenige Sekunden später wurde es den weiblichen Raumkadetten klar, daß jeder Roboter genau wußte, was er zu tun hatte.
Die sechsgliedrigen Maschinen verteilten sich auf die Schaltpulte. Ihre metallenen Hände fuhren zuerst rasend schnell über die verschiedenen Tastaturen, dann langsamer, bis sie endlich nur noch wenige Schaltungen vornahmen. Sämtliche Leuchtbildschirme strahlten in verschiedenen Farben, wobei aber Rot Grün und Gelb dominierten.
Irina Polkowa stieß einen halberstickten Schrei aus, als die beiden Kegel zu glühen begannen.
Gleichzeitig sank das tiefe Brummen zu einem hellen, durchdringenden Singen herab.
„Keine Aufregung!" ermahnte Leutnant Gwendolyn mit vibrierender Stimme.
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