0348 - Er raubte 13 Kisten Gold
stand ich auf den Beinen, schlug die Tür zu und spähte in den Gang.
Ich kletterte die Treppen zum Erdgeschoß empor. Für einen winzigen Augenblick stand ich vom Tageslicht geblendet. Meine Schulter schmerzte noch stark. Meinen Arm konnte ich nur langsam wieder gebrauchen.
Vorsichtig spähte ich hinaus. Der Chrysler von Major Grace war nicht mehr zu sehen. Ich machte mich auf die Strümpfe in Richtung technisches Labor.
Nach zehn Minuten stand ich vor der Tür des Riesengebäudes. Meine Füße nahmen automatisch den Weg. Flur links, sechste Tür auf der linken Seite. Hier hatte der Prüfingenieur sein Labor, der Gangster, auf den der New Yorker FBI schon Monate wartete.
Ich schlich an der Wand entlang. Mit wenigen Schritten erreichte ich die Tür. Mein Ohr drückte ich gegen die Holzfüllung. In seinem Labor herrschte Grabesstille. Vorsichtig legte ich die Hand auf die Klinke. Die Tür war verschlossen.
Mich durchzuckte ein Gedanke. Das kleine Haus mit dem Dynamit! Ich jagte herum, raste wie ein Irrsinniger über den weiten Platz. Leute, die mich beobachteten, hielten mich sicherlich für übergeschnappt.
Im kurzen Schatten des isolierten Hauses sah ich den Chrysler von Major Grace. Ich legte einen 100-Yard-Endspurt vor und erreichte in wenigen Sekunden die Eingangstür. Sie war nur angelehnt.
Ich drückte sie behutsam mit dem Fuß auf. Dann schob ich mich in den Flur. Meine Smith and Wesson ließ ich in der Halfter.
Links lag der Raum, den Major Grace mir vorhin gezeigt hatte. Der Raum, in dem genug Dynamit gelagert war, um halb New York in die Luft zu jagen.
Hinter der Tür knisterte es.
Ich stand nur zwei Yard von der Tür entfernt. Mit einem Satz sprang ich vor. Gleichzeitig wurde die Tür von innen geöffnet. Ich prallte mit Major Grace zusammen.
Seine Augen traten aus den Höhlen, seine Lippen begannen zu zittern.
Dann fuhr seine Rechte in die Jackentasche.
Meine Hand war schneller. Sie traf genau die Kinnspitze des Gegners.
Major Grace warf die Hände in die Höhe und schlug vornüber zu Boden. Aber bei einem solchen Gauner mußte ich mit einer Menge Tricks rechnen. Schnell bückte ich mich, tastete seine Taschen ab. Dann den Hosenbund. Ich brachte einen Browning zum Vorschein.
Major Grace gab jetzt das erste Lebenszeichen wieder von sich. Er stöhnte und zog die Hände in die Nähe seines Kopfes.
»He, Sie sind ausgezählt. Sie können jetzt aufstehen«, sagte ich.
Er blieb liegen, hob nur den Kopf in den Nacken. Seine Augen waren glasig. Angst und Entsetzen mischten sich mit einer unbändigen Wut.
»Wenn das ganze Haus voll Pulver liegt, sollte man nicht mit Pistolen hantieren«, sagte ich, »deshalb habe ich Ihnen den Browning vorübergehend abgenommen. Wenn Sie Ihre Strafe abgesessen haben, bekommen Sie selbstverständlich Ihre Waffe zurück. Vorausgesetzt, Sie haben bis dahin einen Waffenschein erworben.«
Major Grace ließ den Kopf wieder sinken.
»Steh auf«, befahl ich, »und stell dich mit dem Gesicht zur Wand.«
Ich wollte sichergehen und noch einmal eine genaue Leibesvisitation vornehmen.
»Verdammter Schnüffler«, zischte Major Grace, als er sich erhob. Seine Beine gehorchten ihm nicht. Er mußte sich an der Tür festkrallen.
»Wie bist du elende Ratte nur wieder ans Tageslicht gekommen?« knurrte er.
»Darüber werden wir uns in Ruhe unterhalten. Spätestens in zwei bis drei Stunden. Aber an einem Ort, der dir weniger sympathisch, ist. Los, dreh dich um, heb deine Arme schön in die Höhe!«
Ich nahm meine Pistole in die Linke und tastete mit der rechten Hand seine Kleidung ab. Außer einem Schnappmesser brachte ich noch eine Sammlung von Schlüsseln ans Tageslicht.
»Und was hast du mit mir vor?« knurrte er.
»Das wirst du gleich sehen«, antwortete ich.
In diesem Augenblick klingelte das Telefon. Es hing vier Schritte entfernt an der Wand.
»Das wird dein Boß sein, der Dicke. Sag ihm bitte recht deutlich, daß du mich umgebracht hast. Vergiß auch nicht zu erzählen, wie. Los, marschier zum Telefon!«
Der Gangster warf mir einen haßerfüllten Blick zu, torkelte zum Telefon, drehte mir den Rücken zu, meldete sich mit einem »Hallo« und mußte einen Augenblick warten, bis das Gespräch durchgestellt war. Diesmal meldete er sich mit einem Knurrlaut. Der Mann am anderen Ende schien eine Fragestunde zu veranstalten. Der Gangster antwortete nur mit einem knurrigen »No« oder einem gut durchgekauten »Yes«.
Mit einem Sprung stand ich neben ihm, riß ihm den
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