0348 - Er raubte 13 Kisten Gold
weiter hinauf. Es war einigermaßen leicht, sich dann auszurechnen, wie viele Stunden ich brauchte, um die Kellersohle zu erreichen.
Doch in solchen Situationen darf man nicht anfangen zu grübeln. Handeln ist besser.
Also kletterte ich weiter.
Nach einer Viertelstunde war ich in Schweiß gebadet.
Ich war naß wie nach einem Vollbad, das man im Straßenanzug genommen hat.
Nach einer halben Stunde besaß ich in dieser Klettertechnik schon so viel Routine, daß ich mein Tempo verdoppelte. Der Lichtfleck über mir wurde größer.
Plötzlich hörte ich ein Surren. Ketten rasselten. Der Aufzug fuhr hinauf. Das Gegengewicht kam herunter. Ich legte eine Pause ein. Meine Blicke hingen am Rand der Röhre. Der Lichtfleck war jetzt schon suppentellergroß.
Da! Wie das Riesengewicht einer alten Standuhr sah es aus. Es senkte sich in den Lichtfleck.
Wenn ich bereits zu hoch geklettert war, würde mich der glatte Metallmantel wieder in die Tiefe stoßen. Aber diesmal gab es kein Luftkissen, das mich auffangen konnte.
Geduldig starrte ich hinauf. Das Rasseln verstummte. Der Aufzug war also nicht in den fünften Stock gerufen worden. Höchstens in den dritten. Jetzt würde es sich entscheiden, ob die Fahrt abwärts oder aufwärts ging.
Das leise Surren des Aufzugs drang wieder zu mir herunter. Gleichzeitig begann däs Rascheln und Klirren der Drahtseile, an denen das tonnenschwere Gegengewicht hing. Es pendelte leicht und schlug gegen die Metallwand. Deutlich sah ich das Gewicht tiefer sinken. Der Stahlmantel war nur noch wenige Zoll über mir. Das Rasseln verstummte nicht.
Mir brach der kalte Schweiß aus.
***
Als Phil am Municipal Airport ankam, rollten drei Maschinen über die Startbahn. Mit einem Höllenlärm rasten die Zwei- und Viermotorigen davon und erhoben sich in die Luft.
Mein Freund stürzte in das Büro der Flugleitung.
Phil schilderte in kurzen Worten den Sachverhalt. Die Leute starrten ihn entgeistert an.
»Okay, Mr. Decker,. Wir wollen hoffen, daß der Bursche nicht gerade von unserem Airport gestartet ist. Aber gehen wir zu dem Passagieragenten hinunter. Er hat mit den Fluggästen direkten Kontakt«, sagte Mr. Cooper. Er war der Chef der Flugleitung.
Sie verließen das Office und stiefelten die Treppen hinunter. Nach zwei Minuten standen sie neben dem Passagieragenten, der noch die perforierten Abschnitte des Flugtickets zwischen seinen Fingern hielt.
Phil interviewte den Mann und beschrieb den Gesuchten.
Schon nach wenigen Sätzen nickte dieser und sagte: »Well, Sir, den Mann habe ich vor wenigen Minuten passieren lassen. Er trug einen kleinen Koffer, der sehr schwer sein mußte.«
Phil bedankte sich und ging mit Mr. Cooper zur Flugleitung zurück. In diesem Augenblick kam das Telegramm der Polizei durch. Gascon schwebte bereits in der Luft.
»Unternehmen Sie bitte nichts, Mr. Cooper«, sagte Phil. »Wir kümmern uns weiter um Pierre Gascon.«
Dann hängte Phil sich ans Telefon und erstattete Mr. High Bericht.
***
Im Zeitlupentempo näherte sich der schwarze Koloß. Ich streckte meine Hand hinauf. Ich berührte das Gewicht, tastete es schnell ab. An der Unterseite befand sich eine Öse, groß genug, um einen Arm durchzustecken.
Das Gewicht senkte sich weiter. Blitzschnell griff ich mit beiden Händen zu. Meine Finger krallten sich um die Stahlöse. Ich ließ mich hängen. Aber das Gegengewicht rückte nur noch einige Zoll hinunter.
Ich wartete darauf, daß jemand den Fahrstuhl in die erste Etage oder ins Erdgeschoß schickte. Dann würde ich wenigstens das Kellergeschoß erreichen.
Es dauerte nur einige Sekunden. Wieder das Surren, wieder das Schaben von Stahlseilen auf den Halterungen. Ich wurde hinaufgezogen.
Das Gewicht verließ die enge Röhre. Ich hing frei in der Luft.
Es ging weiter aufwärts. Am zweiten Kellergeschoß vorbei. Die Tür war zugeschlagen. Nicht höher.
Ich reagierte automatisch. Meine rechte Hand löste sich vom Haltegriff, fuhr in den Jackenausschnitt. Als ich an der Tür des ersten Kellergeschosses vorbeipendelte, lag die Smith and Wesson in meiner Hand. Ich feuerte zweimal auf das Schloß der Schachttür.
Ich schaukelte, bis meine Füße die Außenwand berührten. Mit beiden Füßen sprang ich gegen die Tür. Knarrend sprang sie auf, elektrisches Licht fiel in den Schacht.
Ich pendelte zurück, nahm einen neuen Schwung und ließ mich los. Mein Körper flog durch die offene Tür in den Kellergang. Ich durfte mir keine Schrecksekunde erlauben. Blitzschnell
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