0348 - Henker der Hölle
sah die enthauptete Zeitlose, und er sah einen Staubhaufen in einem magischen Kreis, der bläulich funkelte. Wie ein zerpulverter Dhyarra-Kristall…
Wie komme ich ausgerechnet auf diesen Vergleich? fragte Zamorra sich und sah Bill Fleming und den Kuttenträger. Bill kauerte am Boden vor dem Torso. Neben ihm lagen der Prydo und das Henkerbeil. Bill preßte die Hände gegen die Schläfen und stöhnte.
Die andere Gestalt, die die Kapuzenkutte trug, war…
Eysenbeiß!
Eysenbeiß und Bill zusammen… und die Zeitlose war ermordet worden.
Zamorra war zu spät gekommen!
Das war also diese innere Unruhe gewesen, das Gefühl, einer Katastrophe entgegenzurasen. Die Katastrophe hatte stattgefunden. Und die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich. Das Beil neben Bill… er war es also, der sie getötet hatte: Zamorra glaubte in einen Abgrund zu stürzen. Sein Freund Bill ein Mörder! Sein Gefährte in Hunderten von Kämpfen… sein zuverlässiger, treuer Freund!
Jetzt ein Verbündeter der Höllenmächte… ?
Zamorra holte tief Luft. Neben ihm stand Gryf, kaum weniger fassungslos über das, was er sah. Er hatte wohl seinen Verdacht gehabt, aber die Wirklichkeit schockierte ihn doch!
»Auch Unsterbliche kann man vernichten«, hörte Zamorra Eysenbeiß murmeln.
»Da hast du verdammt recht«, sagte Zamorra rauh.
Eysenbeiß fuhr herum.
»Und jetzt bist du dran«, schrie Zamorra und griff an. Er sprang Eysenbeiß an, der unter der Wucht des Angriffs taumelte und stürzte. Zamorras Fäuste trafen ihn, fegten ihn förmlich über die Lichtung.
Unter der Kapuze glühte es auf. Eysenbeiß hob die Hände. Die Luft flirrte. Der Herr der Hölle schrie magische Worte.
Gryf wechselte den Standort. Er sprang blitzschnell zu Fleming und warf sich auf ihn, als Bill sich aufraffte, nach dem Beil griff und es gegen Zamorra schwingen wollte!
»Jeder kleine Dämon, aber nicht du«, preßte Gryf hervor und versetzte Bill einen kräftigen Hieb. Der Historiker stürzte.
Zamorra jagte einen Gedankenbefehl in sein Amulett, das aufglühte.
Er wollte reinen Tisch machen. Ein für allemal. Schon öfters hatte er Eysenbeiß gegenübergestanden. Immer hatten sie sich fast unentschieden wieder getrennt.
Jetzt sollte Schluß sein.
Und Zamorra koordinierte die Macht seines Amuletts mit der Macht seines Dhyarra-Kristalls. Eine Feuerwand raste auf Eysenbeiß zu, wurde zu einer Mini-Sonne, die Gluthitze ausstrahlte und seine Kutte in Brand setzte, lange bevor die vernichtende magische Energie ihn erreichte.
Alle Wut über erlittene Niederlagen, über Verrat und Intrigen, und über den Mord an der Zeitlosen, lagen in diesem Angriff. Zamorra schlug so zu, wie er es selten getan hatte, wenn er einem Höllenknecht gegenüberstand.
Um Eysenbeiß flammte es auf.
Zamorra hörte ihn schreien. Dann jagten Blitze über die Lichtung.
Bäume begannen zu brennen. Eine unsichtbare Faust packte Zamorra und den Druiden, preßte sie zu Boden, drohte sie zu erdrücken. Eysenbeiß schrie immer noch. Flammen umhüllten ihn, zuckten als meterlange Lichtzungen nach allen Seiten. Dann drehte Eysenbeiß sich einmal um sich selbst, brüllte magische Worte und stampfte auf.
Eine Schwefelflamme raste gen Himmel. Und Eysenbeiß versank im Höllenreich.
Zamorra und Gryf richteten sich langsam auf. Zamorra hörte das Prasseln der Flammen in Sträuchern und Bäumen. Er setzte den Dhyarra-Kristall ein. Ein magisches Netz legte sich über die Flammen, erstickte sie. Zamorra stand taumelnd da. Er fühlte die Schwäche, wie sie kam.
Die Wirkung des Zaubertrankes ließ nach. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit.
Und er mußte etwas Unmögliches vollbringen.
Er starrte Gryf an, der sich die Augen rieb. »Verdammt, Zamorra«, murmelte er. »Was war das? Hat der Höllenhund diesen magischen Orkan tatsächlich überstanden? Mir war, als sei eine Atombombe explodiert…«
»Ganz so schlimm war es nicht«, sagte Zamorra. »Aber… da war irgend etwas, das ich kenne. Es hat ihn geschützt. Ich habe diese Magie schon oft gespürt… verdammt, was war das bloß?«
»Was nun?« fragte Gryf heiser. »Es war alles für die Katz, nicht? Wir 80 sind zu spät gekommen. Sie ist tot. Und Bill… unser Freund Bill ist tatsächlich ein Schweinehund, der die Seiten gewechselt hat…«
Zamorra betrachtete den Niedergeschlagenen mit dem schwarzgefärbten Haar und dem ebenfalls gefärbten Bärtchen.
»Ich begreife nicht, wie so etwas geschehen konnte«, sagte er.
»Was machen wir mit
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