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0348 - Henker der Hölle

0348 - Henker der Hölle

Titel: 0348 - Henker der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sollten nachfärben.«
    Bills Hand schoß vor, krallte sich in den Westenausschnitt. Mit einem heftigen Ruck zog er den Grauen dicht vor sich. »Nicht frech werden, Bürschchen«, sagte er. »Oder du findest dich in voller Montur zur Gaudi aller Anwesenden im Pool wieder.«
    »Sorry, Mister Fleming. Ich wollte Ihnen nur einen freundschaftlichen Rat geben«, sagte der Gemaßregelte gelassen. »Und…«
    Etwas blitzte kurz auf. Bill war es, als würde er von einem elektrischen Schlag getroffen. Er ließ Iron und sein Glas los, fing das aber reaktionsschnell wieder auf. Er verschüttete nur ein paar Tropfen.
    »Das machen Sie nicht noch einmal, Freundchen«, murmelte er leise.
    »Aber Sie wecken meine Neugier. Ich gebe Ihnen eine Chance, Iron. Erzählen Sie Ihre Geschichte. Ist Sie gut – okay. Ist sie schlecht, lasse ich Sie vom Personal davonprügeln.«
    Der Graue lächelte dünnlippig und ließ sich an einem freien Tisch in der Nähe nieder. Bill folgte ihm notgedrungen; er wollte sich nicht laut rufend unterhalten. Immerhin: auch von hier aus hatte er einen guten Ausblick auf den Pool und die darin planschenden Touristinnen, von denen eine ganze Menge Solo-Urlaub machte. Auch wenn Bill keine feste Bindung mehr eingehen wollte – einem flüchtigen Abenteuer war er nie abgeneigt, und er sondierte bereits für die Nacht vor. Er wußte, daß er auch diese Nacht nicht allein verbringen mußte. Er wußte nur noch nicht, mit wem. Aber das war noch eine Frage des späten Nachmittags und Abends.
    »Ich will Ihre Story hören, Iron«, sagte er.
    Der Graue verzog das Gesicht. Das Sonnenlicht fiel so, daß seine Augenpartie unter der schwarzen Sonnenbrille kaum merklich durchschimmerte.
    Aber Bill erinnerte sich trotzdem nicht.
    Irgend etwas blockierte ihn.
    »Jemand jagt Sie, Mister Fleming«, sagte der Graue.
    »Ein alter Hut.« Bill gähnte demonstrativ. »Das FBI suchte mich als Mörder von Rob Tendyke. Na und? Tendyke lebt dummerweise. Warum, weiß ich selbst nicht. Ich habe nämlich gesehen, wie er unter meiner Kugel starb. Aber als er frisch und lebendig wieder auftauchte, hat man die Fahndung gestoppt. Ihre Informationen sind veraltet, Iron. Sollte ich mich langweilen müssen? Dann erleben Sie Ihr blaues Wunder.«
    »Jemand jagt Sie«, wiederholte Iron gelassen. »Nicht das FBI. Nicht irgendeine andere Polizei. Es sei denn, das Schatzamt habe Sie aufs Korn genommen, weil Sie Ihre Steuern nicht bezahlen. Es gibt zwar keinen Auslieferungsvertrag zwischen den Staaten und Mexiko, aber es gibt Leute, die Sie illegal über die Grenze zurück schleifen würden. Aber auch davon rede ich nicht.«
    »Wovon dann, Stranger?«
    »Blau«, sagte Iron. Er machte eine Kunstpause, dann fuhr er stichwortartig fort. »Blau wie Dhyarra-Kristalle. Schmetterlingsflügel. Einhorn-Pegasus. Relativ unsterblich.«
    Bills Augen schmälerten sich. »Wer sind Sie? Spucken Sie’s aus, oder ich bringe Sie um.«
    »Das können Sie nicht, mein Freund«, erwiderte Iron ruhig. »Es gibt keinen Killer, der mich töten kann. Sehen Sie, Sie wissen, von wem ich spreche, nicht wahr?«
    »Die Zeitlose«, murmelte Bill. Eine Erinnerung stieg in ihm auf. Die Erinnerung an eine Frau mit kristallblauer Haut und blauen Schmetterlingsflügeln, die auf einem ebenfalls blauen, geflügelten Einhorn ritt und Raum und Zeit durchkreuzte. Die Zeitlose, von der niemand wußte, wer sie wirklich war und woher sie kam.
    »Sie jagt Sie, Mister Fleming. Sie hat allen Grund dazu – glaubt sie. Denn Sie haben ein Zeitparadoxon verursacht, als Sie mit dem Prydo experimentierten und in die Vergangenheit zu greifen versuchten. Ihre Kraft und die der Zeitlosen kollidierten und sorgten für einige Veränderung. Sie hat’s dabei auch ganz schön erwischt, nicht wahr?« [1]
    Bills Hände ballten sich zu Fäusten. »Sie wissen viel, Iron. Woher?«
    »Ein arabisches Sprichwort sagt: Die beste Möglichkeit, eine Quelle zu verschütten, besteht darin, ihren Standort zu verraten. Sie müssen sich damit begnügen, daß es so ist. Ich weiß eine ganze Menge über Sie, mehr als Sie glauben. Ich bin Ihr Freund. Ich will Ihnen helfen.«
    »Sie wissen zuviel, Iron«, sagte Bill. »Ich mag Leute nicht, die zuviel über mich wissen. Ich schätze, Sie haben damit Ihr Todesurteil unterschrieben.«
    Iron blieb gelassen.
    »Sie können ja versuchen, mich zu töten oder töten zu lassen. Es wird nicht gehen. Dennoch gebe ich Ihnen einen Tip. Sie können der Zeitlosen zuvorkommen. Sie will Sie

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