0348 - Henker der Hölle
als Merlin«, sagte er, »und Bill zumindest aufzuspüren. Aber du weißt hoffentlich, was es uns beide gekostet hat. Du hältst dich ohnehin nur mit dem Zaubertrank aufrecht. Wenn seine Kraft versiegt, stehst du erschöpft da – noch erschöpfter als zuvor. Und dann? Welche Chance hast du dann noch, einzugreifen? Du spielst mit deinem Leben, Alter.«
Zamorra erwiderte den Blick düster.
»Ich muß es tun«, sagte er. »Sollte er wirklich…«
»Ja, das hast du schon einmal gesagt«, sagte Gryf. »Ich habe einen anderen Vorschlag. Gib mir den Dhyarra-Kristall. Ich versuchte, Bill aufzuspüren. Du brauchst mir nur das Grundmuster zu geben. Der Kristall ist nur zweiter Ordnung, damit werde ich fertig.«
»Und danach bist du erschöpft«, sagte Zamorra. »Außerdem – wenn wir uns zusammenschließen, sind wir beide stärker als jeder für sich allein.«
»Stimmt«, nickte Gryf. »Das hatte ich vergessen. Ich werde alt. Okay, wenn wir nur halb soviel reden und um so mehr tun… laß uns einen ruhigen Platz finden, an dem wir den Versuch starten können.«
Wieder faßte er nach Zamorra. Wieder gab es den kurzen zeitlosen Sprung, der sie beide von einem Moment zum anderen an einen anderen Ort versetzte.
Sie fanden sich auf freiem Gelände wieder. Weitab der hektischen, heißen Stadt. Hier draußen hatten sie Ruhe, sich auf ihren Versuch zu konzentrieren, ohne daß irgend jemand sich darüber wunderte und sie störte.
Sie ließen sich auf dem Boden nieder, saßen sich gegenüber. Ihre Hände berührten sich. Der blaue Dhyarra-Kristall begann zu funkeln.
Zamorra versank in Halbtrance. Er wiederholte die Prozedur der vergangenen Nacht. Das Bewußtseinsmuster Bill Flemings, sein Charakterbild und die Suche begann.
Und irgendwie spürte Zamorra, ohne zu wissen warum, daß es ein Wettlauf gegen die Zeit war, daß ihre Chancen von Sekunde zu Sekunde sanken.
Was gab ihm diese fatale Sicherheit?
Und – wieviel Zeit hatten sie wirklich noch, eine Katastrophe zu verhindern?
***
Gerade noch rechtzeitig hatte Eysenbeiß das seinerzeit erbeutete Amulett, eines der insgesamt sieben jemals geschaffenen, einsetzen können und sich damit nicht nur vor dem Angriff des Einhorns geschützt, sondern auch die Zeitlose von dem Pferderücken gefegt. Er schmetterte einen weiteren magischen Schlag auf sie nieder, dann sah er, daß sie benommen war. Im Moment bedeutete sie für ihn keine Gefahr mehr.
Sie vermochte sich nicht mehr zu wehren.
Er jagte noch einen Energieblitz aus dem Amulett auf das Einhorn, das flügelschlagend verschwand. Es floh vor den unglaublichen Kräften, die hier entfesselt wurden. Das gefiel Eysenbeiß zwar nicht besonders, aber das Einhorn ohne seine Reiterin bedeutete keine Gefahr.
Eysenbeiß sah sich um. Bill Fleming war soeben wieder erwacht. Er drehte sich jetzt langsam herum. Eysenbeiß ließ die Energien des Amuletts verlöschen und schloß die Kutte wieder. Selbst ein Sklave wie Fleming brauchte nicht alles zu wissen.
Fleming schluckte.
Er starrte die andere Zeitlose an, ließ dann seinen Blick zwischen den beiden hin und her pendeln. Die Gegenwarts-Zeitlose versuchte sich aufzurichten.
Sie war schwer angeschlagen.
»Fessele sie«, sagte Eysenbeiß.
Bill nickte. Er suchte nach einer geeigneten Fessel, bis ihm der Gedanke kam, daß er die Zeitlose in einem magischen Kreis bannen konnte.
Sie sah ihn haßerfüllt an, versuchte dem Kreis zu entkommen und Bill anzugreifen, während er ihn mit dem Prydo auf den Boden der Lichtung schrieb und mit Bannsymbolen ergänzte. Doch sie war von den beiden Angriffsschlägen des Amuletts noch zu geschwächt.
»Ihr werdet es bereuen«, zischte sie in erstickender Wut.
»Kaum«, sagte Eysenbeiß gelassen. »Du weißt, daß dies dein Ende ist?«
Bill Fleming registrierte, daß die Stimme des Kuttenträgers leicht verändert klang. War das nicht Zamorras Stimme? Aber das konnte doch nicht sein… Konnte Eysenbeiß sie so gut nachahmen… ?
Eysenbeiß blieb dicht vor dem magischen Kreis stehen, der die Zeitlose festhielt. »Dort drüben siehst du dein Ebenbild. Fleming holte es aus der Vergangenheit. Aber das mußt du ja gemerkt haben, sonst wärst du nicht hier. Weißt du, was geschieht, wenn man diesen Vergangenheitskörper tötet?«
»Das wagt ihr nicht«, keuchte sie. »Die Veränderungen wären zu gewaltig…«
»Sie sind von Nutzen für uns«, sagte Eysenbeiß. »Denn vielleicht wird dann auch Ssacah wieder leben, weil alles einen anderen Verlauf
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