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0349 - Brücke der knöchernen Wächter

0349 - Brücke der knöchernen Wächter

Titel: 0349 - Brücke der knöchernen Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verstanden? Ich kannte ihn schon, als er noch lebte…«
    Bisher hatte der Mann gedacht, daß ihn nichts mehr überraschen konnte. Das war ein Irrtum gewesen, und seine Überraschung zeigte sich darin, indem er einen Arm ausstreckte und die alte Frau so hart packte, daß sie einen Wehlaut ausstieß. Er brachte sein Gesicht dicht vor das ihre. »Was hast du gesagt?« zischte er. »Du kennst ihn? Du hast ihn gesehen, als er noch lebte?«
    »Ja, ich bin…«
    »Seine Enkelin, ich weiß. Und ich werde dich jetzt zwingen, mir zu helfen, darauf kannst du dich verlassen, du Wahnsinnsweib. Hast du gehört, Aische? Zwingen!«
    »Ich verstehe…«
    Er ließ sie so heftig los und stieß sie gleichzeitig noch zurück, daß die alte Frau zu Boden fiel, dort ihre Arme ausbreitete und sich nicht mehr rührte.
    Kalt war das Grinsen auf seinem Gesicht. In seinen Augen lag ein Funkeln, das mit dem Wort mörderisch umschrieben werden konnte. Er streckte seinen rechten Arm aus und drückte die Hand auf den mageren Leib der Frau, so daß er sie fest an den Boden preßte.
    Leila kam von der Rückseite. Ihre Füße kamen neben dem Ohr der alten Frau zur Ruhe. Die Hand mit dem Messer war nach unten gesunken. Wenn Aische die Augen verdrehte, konnte sie die Spitze erkennen, an der es rötlich schimmerte.
    Das Halbblut sah den schielenden Blick und begann leise zu lachen. »Du wärst nicht die erste, die durch dieses Messer umgekommen ist, Alte, also überlege dir deine Antworten genau. Ich bin in der Lage, dir die Kehle aufzuschneiden.«
    Mit einem Lachen hätte Leila nicht gerechnet, aber so reagierte die Frau nun mal. »Drohungen erreichten bei einer Person, die ihr Leben bereits hinter sich hatte, nichts. Ich weiß, daß mein Weg bald zu Ende sein wird, deshalb kannst du das Messer ruhig wegstecken. Ich fürchte mich vor keiner Waffe, ich habe mich noch nie gefürchtet…«
    »Wir werden sehen«, erwiderte Leila, die ein wenig verunsichert war.
    »Du hast sie also gesehen«, nahm Aldo den Gesprächsfaden wieder auf.
    »Ja, das habe ich«, flüsterte die alte Frau. »Sie stiegen im Dunkel der Nacht aus ihren Gräbern und ritten im Schutz der Finsternis durch die Gassen der Altstadt. Dann kamen sie her, denn sie wußten genau, wo sie ihr Ziel finden konnten. Sie ritten zu mir, ich sah sie, ich konnte sie begrüßen. Danach verschwanden sie durch die Wand in das Reich der Hölle hinein, denn dort ist ihr eigentlicher Platz. Ihn hat das Schicksal für sie ausersehen.«
    Nach dieser Information schwieg auch der Mann. Dafür stellte Leila eine Frage. »Werden sie zurückkommen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und wenn wir dort hineingehen?«
    Aische lachte. »Ich hatte euch gewarnt«, erklärte sie. »Aber ihr wolltet nicht hören. Diese Welt ist nichts für euch. Sie wird euch vertilgen, sie wird…«
    »Vielleicht warten wir gerade darauf«, unterbrach Aldo sie.
    »Weshalb sind wir wohl gekommen, he? Aus welchem Grunde haben wir die weite Reise unternommen? Weil wir in die Welt hineingehen wollen. Wir gehören zur Großen Mutter. Wir haben ihr gedient, und wir sind bereit, uns die Belohnung abzuholen.«
    »Dann geht!«
    Aldo kam der Sinneswandel der alten Frau zu schnell. »Das ist doch ein Trick von dir…«
    »Wie sollte es? Ich lasse jeden hineingehen, der es will. Vorher warne ich ihn. Die ewige Verdammnis ist für Menschen nicht geschaffen. Nicht für Lebende. Sie wird euch verschlingen wie ein Ungeheuer. Die Kälte des Vergessens kommt über euch. Nein, diese Welt ist geschaffen für lebende Tote«, erklärte sie mit zittriger Stimme. »Glaubt es mir oder glaubt es mir nicht, das spielt keine Rolle. Aber ich habe euch gewarnt, obwohl eure Seelen schwarz sind und ihr es nicht verdient habt.«
    »Sie ist eine Schwätzerin«, sagte Leila mit böser Stimme. »Höre nicht auf sie. Wir haben unseren Job, wir kennen die Kraft der Großen Mutter. Uns schreckt diese angeblich menschenfeindliche Welt nicht. Wir kommen schon zurecht.«
    »Das meine ich auch«, erklärte der Mann und stand wieder auf, während die alte Frau liegenblieb. Aldo schaute über sie hinweg in das Gesicht seiner Begleiterin. »Ist noch etwas?« fragte er.
    »Wie meinst du?«
    »Hast du noch was auf dem Herzen, bevor wir der Welt einen Besuch abstatten.«
    »Ja, ich will sie mal fragen, wann wir wieder zurückkommen können?«
    Da begann Aische zu lachen. »Zurück? Niemals werdet ihr zurückkehren können. Wer sich einmal in dieser Welt befindet, den holt sich die Große

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