0349 - Die Partisanen von der CREST
deponieren. Ganz im Gegenteil. Baiwoff nahm die Erklärung sofort an, und Agen Thrumb konnte mit einer nahezu hellseherischen Begabung, die ihm der lange Umgang mit seinem Vorgesetzten vermittelte, plötzlich erkennen, wie die Angelegenheit sich von hier aus entwickeln würde. Kibosh Baiwoff brauchte nicht mehr als zwanzig oder dreißig Worte, um klarzustellen, daß er nur darauf gewartet hatte, bis einer seiner Untergebenen die wahre Taktik des Gegners erkannte - weil doch von vornherein feststand, daß die plump geführten Angriffe als solche keinem eigentlichen Zweck dienen konnten. Natürlich war er gewillt zu zeigen, wie er den klugen Schachzug des Gegners mit noch weitaus genialerer Strategie beantwortete.
„Sie haben die Bombe untersuchen lassen, Druis?" erkundigte er sich.
„Das Gerät wird soeben abmontiert, Druisant", antwortete Agen Thrumb.
„Nach weiteren solchen Geräten muß gesucht werden, Druis."
„Ich bin mir darüber im klaren. Ich habe eine Zehnergruppe von Robotern mit der Suche beauftragt."
„Das genügt nicht", polterte Kibosh Baiwoff. „Wer weiß, wie viele Bomben der Gegner deponiert hat.
Sie müssen alle gefunden werden - und zwar so schnell wie möglich."
Agen Thrumb hatte diesen Posten mit Absicht offen gelassen. Eine intensive Suche nach feindlichen Bomben zu befehlen, war das einzige, was Baiwoff im Augenblick tun konnte Hätte er ihm das auch noch abgenommen, dann wäre selbst Baiwoff offenbar geworden, daß sein Untergebener ihm den Rang abgelaufen hatte. Und darauf wollte Agen Thrumb es nicht ankommen lassen.
In aller Eile gab Baiwoff die nötigen Anweisungen. Er schien mit sich selbst zufrieden als er das Bildsprechgerät schließlich ausschaltete und sich tief in seinen Schwenksessel zurücklehnte.
„Ich rechne fest damit, daß dies der letzte Schlag ist, den wir führen müssen", vertraute er seinem Zuhörer an. „Nach diesem Versagen wird die Initiative des Feindes endgültig erschöpft sein. Dies war seine letzte Anstrengung."
Agen Thrumb scheute sich nicht zu fragen, woher der Druisant diese Gewißheit besitze.
„Der Gegner hat keine Zeit mehr, einen neuen Plan zu entwickeln und ihn in die Wirklichkeit umzusetzen" antwortete Kibosh Baiwoff, nachsichtig und gütig wie immer, wenn er eine Information weiterreichte, die er selbst erst eben erhalten hatte. „Der Rest der Wachschiffe ist zurückgekehrt. Die Reparaturen werden in kurzer Zeit beendet sein. Wir werden uns in spätestens fünf Zehnereinheiten auf den Weg machen. Einmal am Ziel, hat der Gegner ausgespielt. Sie sehen, Druis - es kann nichts mehr fehlschlagen."
Agen Thrumb erinnerte sich, daß er vor nicht allzu langer Zeit eine ähnliche Prognose gehört hatte.
Sie hatte sich inzwischen als falsch erwiesen. Er nahm sich vor, auch weiterhin lieber auf seine eigene Wachsamkeit als auf den überschwenglichen Optimismus seines Vorgesetzten zu bauen.
Inzwischen hatte er einen Plan entwickelt, wie er dem Gegner auf die Schliche kommen könne. Er begann unverzüglich, seine Idee in die Tat umzusetzen.
*
John Marshall sah auf die Uhr.
„Die Anlieferung beginnt... jetzt!" sagte er.
Das weite Rund des Stadions lag still wie immer während der letzten Tage. Die Männer räkelten sich im Gras. Die künstliche Sonne schien warm. Unter ihnen bewegten sich unsichtbar zwei Mutanten und hatten begonnen, Handwaffen zu verteilen.
Phase fünf des Plans war nahezu gleichzeitig mit Phase vier in Aktion getreten. Wenn das Schiff und seine Besatzung jemals wieder die Freiheit erlangen sollten, dann mußte vor allem der Kommandostand besetzt werden. Wie erfolgreich die vierte Phase auch immer sein mochte es würden mindestens zwei Bataillone Dumfries zur Hand sein, um den Gefangenen den Weg zu versperren.
Bewaffnet waren ihre Aussichten besser. Es war immer noch ein verzweifeltes Unternehmen, aber sie konnten sich wenigstens bemühen, ihre Überlebenschancen nach Kräften zu verbessern.
Die Waffen, die Gucky und Ras Tschubai ungesehen verteilten, stammten aus den Arsenalen der CREST IV. Die Arsenale wurden von den Dumfries in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Viel würde während der nächsten Stunden davon abhängen, wie geschickt die beiden Mutanten bei der Auswahl der Waffen gewesen waren und wie schwer sie es den Bewachern gemacht hatten, das Defizit festzustellen.
Perry Rhodans Plan fußte auf einer minimal bewaffneten Streitkraft von nicht mehr als vierhundert Mann. Mehr Waffen konnten auf keinen
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