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035 - Das Dorf der Kannibalen

035 - Das Dorf der Kannibalen

Titel: 035 - Das Dorf der Kannibalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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langgestreckten Felsrücken geworden, dessen Oberfläche einen glasartigen Ausdruck annahm, unter dem aber noch die Glut waberte.
    Dorian wandte sich ab und wollte sich um den Kahlköpfigen kümmern. Aber er war verschwunden.

    Der Kannibale lag im Sumpf und kühlte seine großflächigen Brandwunden. Mit glühenden Augen verfolgte er jede Bewegung dieses Menschen, der jetzt langsam hinunter in die Talsenke schritt und sich immer wieder nach jener Stelle umdrehte, wo das Haus gestanden hatte.
    Der Kannibale hatte begriffen, daß er heimatlos geworden war, daß man ihn in eine Welt hinausgestoßen hatte, die nicht die seine war. Und das hatte er diesem Mann zu verdanken, der ihn dazu gebracht hatte, seine Gebieterin zu töten. Dieser Mann hatte ihn getäuscht und schuldig werden lassen. Dafür wollte er sich rächen. Sein eigenes Leben zählte jetzt nicht mehr.
    Als der Abstand groß genug geworden war, erhob sich der Kannibale und schaute an sich hinunter. Seine Kleidung bestand nur noch aus Fetzen, seine Haut war voller Blasen. Jede Bewegung bereitete ihm höllische Schmerzen, dennoch schleppte er sich vorwärts.
    Er fühlte sich noch zu schwach, den Mann anzugreifen. Instinktiv spürte er, daß ihn eine seltsame Aura umgab. Das dort war kein normaler Mensch, war nicht zu vergleichen mit den Opfern, die er zusammen mit seiner Gebieterin und seinen Genossen verspeist hatte.
    Der Kannibale glich einem Tier, das seine Beute nicht aus den Augen ließ. Er nutzte jede noch so kleine Deckung im Gelände und paßte sich an den wechselnden Untergrund an. Seine Bewegungen wurden von Minute zu Minute geschmeidiger. Er spürte die Schmerzen kaum noch.
    Der Mann verließ die Talsenke und näherte sich den Hügeln. Er ging jetzt auf einen seltsamen Gegenstand zu, der am Straßenrand stand, öffnete eine Tür in diesem eigenartigen Haus auf Rädern, ging um das Gebilde herum und schien zufrieden zu sein. Der Kannibale wußte nicht, daß Hunter sich einen Bus ansah. Er war mit der Welt von heute nicht vertraut, denn er hatte sein Leben im Bannkreis der Hexe verbracht und die Ruine niemals verlassen.
    Der Kannibale pirschte sich näher an sein Opfer heran und wollte seine Krallen in den Nacken dieses Menschen schlagen.
    Doch dann zuckte er zurück. Auf der Straße rollten seltsame Wagen. Sie wurden nicht von Pferden gezogen, sondern bewegten sich laut lärmend und mit rasender Geschwindigkeit vorwärts – und ganz von selbst.
    Der Mensch hob den rechten Arm und stellte den Daumen nach oben. Der Kannibale sah, daß eines der seltsamen Gefährte plötzlich anhielt und sein Opfer bereitwillig einsteigen ließ. Es war ein riesiger Wagen, der dunkle Rauchwolken ausstieß und entsetzlichen Lärm machte. Er wurde zum größten Teil von einer Plane bedeckt, deren Enden lose im Wind flatterten.
    Der Kannibale überwand seine Angst, lief aus dem schützenden Gesträuch, griff nach der Plane und schwang sich hoch. Das seltsame Gefährt war unheimlich schnell. Er sah sich mißtrauisch um, beruhigte sich aber rasch. Er hatte Kisten und Säcke entdeckt, Fässer und Körbe, die mit Gemüse gefüllt waren.
    Er arbeitete sich über diese Ladung nach vorn und erreichte eine kleine Scheibe, durch die er auf sein Opfer sehen konnte. Der Mann saß in einem bequemen Sessel, rauchte und unterhielt sich mit dem Mann, der den pferdelosen Wagen mit einem seltsam runden Gegenstand lenkte.

    »Ziemlich einsame Gegend«, sagte Dorian Hunter und lehnte sich entspannt im Beifahrersitz des Lastwagens zurück. Er rauchte und wies lässig auf die Täler und Hügel, die er eben erst verlassen hatte.
    Er hatte den Bus kontrolliert, doch von den Reisenden nichts mehr entdecken können. Sie waren wohl auch per Anhalter weggekommen.
    »Einsam und unheimlich«, meinte der Fahrer und nickte. »Hier soll's früher mal gespukt haben.«
    »Was Sie nicht sagen!«
    »Vor ein paar hundert Jahren soll hier mal 'ne Hexe gelebt haben«, erzählte der Lastwagenfahrer weiter. »Sie soll mit ihren Knechten Menschen gefressen haben.«
    »Die guten, alten Märchen!« Hunter lachte leise.
    »Die Leute hier in der Gegend sind ihr dann auf die Schliche gekommen und haben sie und ihre Knechte verbrannt. Seit dieser Zeit ist es hier nicht mehr so ganz geheuer.«
    »Tatsächlich?«
    »Hier verschwinden immer wieder Menschen. Ich persönlich glaube ja auch nicht daran, aber man redet so allerlei. Touristen wollten sich die Gegend ansehen und kehrten nie wieder zurück. Wahrscheinlich sind sie

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